Jenseits der Dunbar-Zahl die Selbstmordsekte?

Weiner, Mittwoch, 06.01.2021, 20:52 (vor 1177 Tagen) @ Ostfriese3743 Views
bearbeitet von Weiner, Mittwoch, 06.01.2021, 21:23

Hallo Ostfriese,

mit Deinem Beitrag - vielen Dank! - zeigst Du auf einen ganz zentralen Punkt.

Ich glaube nicht, dass faire Verträge nur auf dem zahlenmäßigen Niveau des Stammes geschlossen werden können. Es erscheint mir möglich (und wird ja täglich bewiesen), dass man in Populationen von Hunderten von Millionen Menschen dennoch ordentliche Verträge schließen und einhalten kann. Allerdings: die Kontrahenten müssen sich dann einem eventuell unbekannten, quasi anonymen Partner gegenüber genauso korrekt verhalten, wie wenn es der Indianer im benachbarten Tipi wäre - hier haben wir einen Anspruch und eine Hoffnung auf MORAL und ETHIK (die im 'Inneren' einer Person liegen). Es ist klar, dass mit der Anonymität und Ferne des Kontraktpartners die Gefahr eines Mißbrauchs oder gar schädlichen Verlassens des Kontraktes steigt. Hilfsweise hat man Kontrolleure und 'Garanten' für Verträge ersonnen und installiert - zusammengefasst in einem Rechtssystem und einer Gerichtsbarkeit mit Polizei. Hier sehen wir die Erwartung und Hoffnung auf einen STAAT (der außerhalb der Person liegt, im öffentlichen Raum). Wie wir wissen und täglich sehen, ist auch der Staat nicht wirklich zuverlässig.

Es ist richtig, dass die seit dem Neolithikum stattgehabte (zunächst agrartechnische) Entwicklung und ÜBERPRODUKTION von Nahrungsmitteln - und dadurch auch an Menschen - dieses zentrale Probleme aufgeworfen hat: wie wird der Produktionsüberschuß verhandelt und verteilt. Diese Herausforderung ist wesentlich komplizierter zu lösen und es entstehen hierbei meist viel größere Verluste, als in der Produktion selbst.

Ich habe mehrere Anläufe hier im Forum unternommen, um diese entscheidende Frage zur Diskussion zu bringen. Einmal habe ich versucht darzulegen, dass in Sumer in der kritischen Phase bereits alles vorhanden war (Technik, Geld, agrarischer Überschuss, Speicher etc.), bevor die MACHT kam. Ein andermal habe ich versucht, die erste Hochkultur im Industal darzustellen (Mohenjodaro & Harappa), die ebenfalls kein 'debitistisches' Geldsystem hatte. Vorgestern nun habe ich den Ober-Azteken hier eingeführt, der zwar gewaltig mächtig war, aber um das Geldsystem, das zweifellos vorhanden war, sich nicht sonderlich gekümmert hat. OK - ich habe wenigstens gelernt, dass dieses Geldsystem ein Primitivgeldsystem ist, d.h. nicht so 'schön', 'ausgefeilt' und 'durchgefuchst' wie das Schuldgeldsystem: indem man letzteres definiert und dabei alle anderen Geldsysteme per Definition als Geldsysteme ausschließt, stellt man endgültige Klarheit her ...). Ich könnte hier auch noch den Ober-Inka erwähnen, ebenfalls ein Brutalo-Macho, der rein gar nichts von GELD hielt sondern eine Millionenpopulation rein mit dem SCHWERT, also ohne Kontrakte dirigieren und zu ganz außerordentlichen Leistungen anstacheln konnte. Zitat aus der gehirnerweichenden Wikipedia:

Da die Inka kein Geld kannten, entwickelten sie auch keine Steuern im europäischen Sinn. Stattdessen entwickelten sie einen Beamtenstaat, der durch umfangreiche, exakte, statistische Aufzeichnungen alle Leistungen und Bedürfnisse, alle Ressourcen, Tributverpflichtungen und ihre Verteilung festsetzte und aufeinander abstimmte. Die für den Staat bestimmten Leistungen wurden deshalb durch streng im Kollektiv organisierte Arbeiten erbracht: Ein Drittel ihrer Arbeitszeit hatte die Bevölkerung für Inti, den Sonnenkult, ein weiteres Drittel für den Inka, also die herrschende Aristokratie und das Militär zu arbeiten. Das letzte Drittel ihrer Arbeitszeit ging zu Nutzen des Unterhalts ihrer Familie, der Alten, Kranken, Witwen, Waisen und Hilfsbedürftigen.

Nebenbei ergibt sich aus diesem Zitat auch die Binsenweisheit, dass die individuelle Ur-Schuld zu bedienen, ein winziger Klacks ist gemessen an dem, was von meiner individuell möglichen Überschussproduktion von Anderen aus mir herausgequetscht werden kann - wenn sie mit ihrem SCHWERT vor meinem Kopf herumwuchteln und wenn ich Todesangst habe (Trosinette: Unbehagen angesichts meiner Sterblichkeit).

Vor allem aber ergibt sich aus diesem Beispiel, dass in der Menschheitsgeschichte mit dem Anwachsen der Überproduktion und - gekoppelt - mit der wachsenden Zahl der Menschen, auch die Gefahr wächst und die Situation fast unausweichlich wird, dass eine Gruppe von Menschen, die anderen Gruppen mit Hilfen des SCHWERTES ihrer monopolen HERRSCHAFT unterwirft - und damit auch die Kontrolle über deren (fast) gesamte Überproduktion. Es entstehen jetzt völlig asymmetrische 'öffentlich-rechtliche' Kontrakte, die wesentlich schädlicher sind als ein paar individuell gescheitertere Verträge.

Seit diesem Kipp-Punkt der Weltgeschichte vor 5000 Jahren wurden die Herrschaftstechniken extrem verfeinert und optimiert. Heute braucht es kein Schwert mehr, sondern es genügt, Bürgern im Staaten per TV zu sagen: dort hinter der Maske lauert ein Todesvirus - und schon lassen sie alles stehen und liegen und begeben sich freiwillig in den Lockdown. Dieses ganze Kasperltheater nähert sich schon dem Verhaltensmodus in einer Selbstmordsekte. Aber vielleicht ist das ja gewollt ...?

Nun, ich sehe die letzten 5000 Jahre, bei all dem Blut, das sie gekostet haben, nicht als umsonst an. Durch den Stress, den die Schwertfuchtler und Propagandaminister aufgebaut haben, d.h. durch ihre die künstliche Vergrößerung der Not (und UR-SCHULD ...), wurde der Mensch zu Leistungen angestachelt, die er - angesichts der relativ geringen Sorgen, die die Natur ihm macht -, ansonsten niemals erbracht hätte. Damit meine ich vor allem die Leistungen im Bereich der Technik und der Wissenschaft. Im Bereich der Religion und im Bereich der Kunst hat der Mensch in den letzten 10.000 Jahren keinen Fortschritt gemacht, nicht einen Millimeter, aber seine Leistungen in der Technik nötigen dem Betrachter Respekt ab. Wir alle hier im Forum wissen, wenn wir ehrlich sind und die debitistischen Visiere hochklappen, dass wir mit dieser Technik zehn Milliarden Menschen bequem und in Frieden und gesund und nachhaltig .... ernähren könnten. Aber wir sind in und mit der heutigen Menschengemeinschaft nicht in der Lage, diesen Anspruch sozial und politisch zu organisieren.

Damit zurück zur Ausgangsfrage: was tun, wenn die Dunbar-Zahl überschritten ist? Wie organisiert man große Menschenpopulationen, ohne dass dies das individuelle 'gut Menschliche' allzusehr deformiert und die planetare Natur nicht zerstört? Ich bin der Auffassung, dass die Menschheit für diese Frage eine endgültige Antwort noch nicht gefunden hat (Binsenweisheit ...). Andererseits sehe ich aber, dass alle Modelle, die hierfür in Erwägung zu ziehen wären, bereits einmal (irgendwo in der Weltgeschichte) schon durchgespielt worden sind. Vermutlich wird es auf eine Kombination mehrerer Modelle hinauslaufen. Ich bin sehr sicher, das eine erste und dann längere Zeit stabile Konfiguration noch in diesem Jahrhundert gefunden werden wird.

Es könnte sein, dass in der Größe, die auf den "Georgia Guidestones" für die Gesamtpopulation der Menschheit empfohlen wird (500 Mio.), die Dunbar-Zahl steckt. Hängt vom Flächenverbrauch von 150 Menschen bei einer spezifischen (natürlich grünen ...) Lebensweise und von der Größe der Erdoberfläche bzw. der Landmasse plus zusätzlich befischbaren Meeresoberfläche ab. Die Überschussproduktion dieser 500 Millionen Menschen würde aber nicht ausreichen, um sich einerseits zu 'refinanzieren' und gleichzeitig den Ober-Inka oder den Alt-Azteken oder die 'Verbotene Stadt' oder den Kalifen im Harem oder die transatlantische Finanzelite dauerhaft zu ernähren und mit den gewünschten Luxusgütern zu versorgen. Deshalb glaube ich, dass sich die Auftraggeber für die Guidestones verrechnet haben ...

Mit verschmitzten, aber freundlichen Grüßen von Weiner - der sich bei allen Mitlesenden und Mitdiskutierenden abschließend bedankt, auch wenn er nicht allen direkt antworten konnte.


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