Aus Weißrussland wird "Belarus"

Zooschauer, Donnerstag, 13.08.2020, 18:57 (vor 1352 Tagen) @ SevenSamurai5256 Views
bearbeitet von Zooschauer, Donnerstag, 13.08.2020, 19:12

Ich weiß nicht, ob in Weißrussland was Farbiges läuft, aber das, was ich sehe, sieht mir auch danach aus, als sei da was im Schwange.

Am deutlichsten ist mir aufgefallen, dass unsere selbsternannten Qualitätsmedien mit einem Mal durch die Bank von "Belarus" sprechen. Wenn sowas konzertiert läuft, dann ist das bemerkenswert.

Die Medien begründen das auch, der Deutschlandfunk zum Beispiel und auch das ZettDeeEff

Fazit: Man will nicht den Eindruck erwecken, das Land sei ein Teil von Russland oder habe womöglich enge historische Bande, pfuideibel. Und die junge (und das meint immer zukunftsträchtige und dynamische) Generation will natürlich in keiner Weise die Nähe zu Russland, wenn man denn eines Tages den Lukaschenko los wird. So wie es das ZDF schreibt:

Und gerade Präsident Lukaschenko stehe noch immer für eine größere Nähe zu Russland - doch der Opposition gehe es um Unabhängigkeit. Deshalb ist es gerade jetzt, wo das Land zum ersten Mal im Zentrum der Weltöffentlichkeit steht, für viele Belarusen schwer erträglich, wenn ihr Land 'Weißrussland' genannt wird. Belarusen sind ja keine Russen. Sie haben ihre eigene Identität.

Der Namenswechsel betrifft zwar nur die deutsche Öffentlichkeit, weil nur wir Weißrussland sagen. Die Amis und Engländer sagen schon länger "Belarus", wobei es in der englischen Wikipedia auch heißt "formerly known by its Russian name Byelorussia or Belorussia". In der Historie des WP-Artikels ist aber schon seit 2003 von "Belarus" die Rede. Der Namenswechsel scheint also schon länger her zu sein. Interessant ist, dass es im Französischen "Biéloroussie" und im Italienischen "Bielorussia" heißt, also mit deutlichem Bezug zu "Roussie" und "Russia". Die ziselierte Unterscheidung unserer deutschen Medien, man möge doch jetzt auch bitte nicht mehr belorussisch, sondern bitte bitte belorusisch sagen, damit man gaaar kein kleines bisschen mehr an Russland denkt, ist natürlich wieder absolut gaga.

Mit anderen Worten: wieder mal Framing. Ein neues "Narrativ" wird erzeugt. So wie damals die "orangefarbene" Ukraine, der Zukunft und der EU zugewandt, so kommt eben jetzt das alte Weißrussland im neuen Licht daher: Jung, dynamisch, dem Osten abgewandt und den westlichen Werten verpflichtet, eben frisch und flippig "belaruuuuusisch" und nicht mehr so oll und muffig "weißrussisch". Die Jugend des Landes streift die schweren weißrussischen Ketten ab und hängt sich das leichte belarusische Gewand um, leicht und hoffnungsvoll, wehend im warmen Wind des freien Westens!

Und wie schafft man das? Natürlich nur mit der Blaupause Maidan. Oder mit ähnlichen Strategien, die seit Jahren zum Einsatz kommen. Siehe auch den aufschlussreichen Film: ""Die Revolutionsprofis" vom ORF. Ich warte nur noch darauf, dass da die Post abgeht. Dass die Oppositionskandidatin Tichanowskaja schon mal medienwirksam nach Litauen "geflohen" und dort jetzt "in Sicherheit" ist, war ja schon mal ein ganz wichtiger Akt im Drama. Vor allem war unseren Medien immer ganz wichtig zu erwähnen, dass die Dame ja auch Kinder hat. Eine junge Mutter! Die Zukunft des Landes! Und diese Frau muss nun fliehen vor diesem mörderischen Tyrannen! Oh Gott, oh Gott...

Frau Timoschenko lässt grüßen.

Ich habe nichts dagegen, wenn so ein Volk wie die Weißrussen ihren Präsidenten vom Stuhl fegen. Ich wüsste nicht, was ich an Lukaschenko toll finden sollte. Aber wenn das schon so hollywoodlike inszeniert daherkommt, dann Nachtijall ick hör da trapsen.

Ich bin nicht sicher, ob die Menschen in Weißrussland wirklich nichts mit Russland am Hut haben wollen. Die Ukrainer haben erfahren, dass es ihnen gar nichts gebracht hat, die alten Bande zu Russland zu kappen. Außerdem gibt es sogar eine "Russisch-Weißrussische Union", die zwar etwas auf Eis liegt, weil sich Lukaschenko und Putin nicht so gut verstehen, aber die Bande sind da. Nur erwähnt das bei uns natürlich niemand. Neeeiin. Belarus ist gaaaaaaaaanz weit weg von Russland.............

Ich bin gespannt, was sich da noch tut. Auf jeden Fall kann ich nur sagen, dass mir dieser transatlantische Imperialismus mit seinem verlogenen, fadenscheinigen Gequatsche von "Menschenrecht und Demokratie" sowas von auf die Nüsse geht. Ich wünschte, ich hätte früher mal Russisch gelernt, dann würde es mit leichter fallen, im Notfall einfach "rüberzumachen"...


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