Die Menschen sehnen sich nach Wundern und Leuten, die sie beschreiben.

Silke, Mittwoch, 22.05.2019, 01:07 (vor 1773 Tagen) @ neptun2717 Views
bearbeitet von Silke, Mittwoch, 22.05.2019, 01:36

Lieber neptun,

ich habe mir nun aber doch den ganzen Vortrag angeschaut, weil du mich zu Recht deshalb kritisiert hast und hartnäckig warst (ich hätte ja auch mal nichts zum Thema schreiben können - nun habe ich den Salat).

Für mich bleibt es eine bunte Mischung aus:
- völlig richtigen und erstaunlichen aber doch üblicherweise bekannten Fakten,
- nicht beweisbaren aber schön erzählten Geschichten,
- nach meinem Wissen falschen Aussagen und Fehleinschätzungen und
- Eigenwerbung (was ja als Unternehmer wichtig ist)

- von der zusätzlich nötigen Düngung hat er nichts erzählt, wenn die fleissig Bäume fällen und aus dem Wald raus schaffen (Wie kommen denn dann die dadurch zunehmend fehlenden Spurenelemente wieder hinein?) Früher haben z.B. verendende Lachse von den Massakern der Bären gedüngt. Die gibt es ja nun beide kaum noch.
- auch ein Urwald ist kein Kreislauf sondern ein dissipatives System
- Erdöl/Erdgas aus Wäldern? Wer weiss...
- Was sagen eigentlich die Termiten und andere Holzschädlinge zu unbehandeltem Holz?
-Hämoglobin und Chlorophyll unterscheiden sich ein bisschen mehr als nur durch das Zentralatom.

Letztlich gibt aber der Erfolg als Unternehmer Herrn Thoma Recht mit seinen Holzbaukonzepten, wenn dem so ist.
Die Häuser und ihre Kosten täte ich mir schon mal anschauen, wenn ich ein Haus planen würde.
Trotzdem gilt:
"There ain't no such thing as a free lunch"

Die gröbsten Falschaussagen bleiben für mich:

04. Im Wald war mir völlig klar, daß Wachstum immer begrenzt ist.
Es gibt keinen Baum, der in den Himmel wächst. [ ... ]

Das ist für mich eine sehr schwache Aussage.
Und ob Bäume versuchen, unbegrenzt zu wachsen (erklärt er doch selbst) - nur eben nicht in die Höhe. Ein Wald vermehrt sich wie eine Seuche, wenn er es kann, nur eben in die Breite. Das kann man in jedem besseren Urwald bestaunen. Nichts anderes tut die Menschheit und jede andere Spezies, wenn sie es kann weil die Feinde wegfallen oder fehlen (invasive Exoten).

05. In dem Augenblick, wo der Baum seine Existenz abgesichert hat,
verwendet der nicht das geringste Quentchen Energie, um seine Nachbarn zu
bekämpfen.

Bäume kooperieren wie andere Gemeinschaften auch und betreiben Symbiose, nur eben viel komplexer als viele Leute wissen. Wenn es aber zu knapp zum Überleben wird mit irgendeiner Ressource verdrängt ein Baum (auch der gleichen Art) den anderen auch bis zu dessen Untergang. Bäume betreiben keinen sportlichen Wettkampf sondern kämpfen (trotz bestimmter Kooperationsmechanismen die die meisten anderen Lebewesen aber auch haben) um Ressourcen.

06. Es gibt nichts Brüderlicheres wie den Wald.

Das hängt ebenfalls vom Ressourcenreichtum ab, ob sich Brüder "erschlagen" oder helfen.
Menschen können ebenfalls unglaublich nett zueinander sein, wie er selbst von seinen Geigenbauern erzählt.

07. Erfolgreich ist der, der so brüderlich agiert, wie's der Wald macht.

Das sieht man besonders gut an den Monokulturen.
Willst du deinen Wald vernichten, pflanze Fichten...,
...nichts als Fichten.
Der Wald ist viel mehr als die Bäume, und das hat er doch auch angeschnitten. Die symbiotischen Beziehungen und das größte Lebewesen der Welt (ein Pilz) sind doch bekannt.

08. Lassen Sie sich niemals, niemals, niemals, niemals erklären,
daß wir einen Mangel haben! Die Welt ist kein Ort des Mangels.

Das sehen Debitisten mit ihrem Wissen um Termine, die Werte bestimmen aber entschieden anders.
Mangel zu bestimmten Terminen ist eines der häufigsten Phänomene in der Welt der Lebewesen.
Ein Wald ist ja ein Lebewesen (und keine Ansammlung von Bäumen) das auch wirklich viel ab kann und trotzdem immer wieder flächendeckend stirbt indem er z.B. abbrennt weil es einfach zu trocken ist.
Waldlose Gebiete sind ja in der Geschichte nicht nur durch die Zivilisation entstanden.

Zu dem Mondholz schreibe ich mal lieber nichts.
Ich hatte mir mal mehrere Bücher zum Mond und seiner Wirkung gekauft, sie echt alle durchgelesen und versucht danach zu leben.

Leider wird in dem Vortrag vielem wichtigen und richtigen durch zu unbeschwerte Thesenaufstellung (das könnte übrigends auch mein Problem z.B. bei der ganzen Thermodynamik-Debitismus-Grübelei oder bei den Schuldenwachstum-vs.-Vermögenschrumpfung-im Zeitablauf-Gedanken sein) ein Anstrich von Unglaubwürdigkeit und Widersprüchlichkeit verpasst, dass sich interessierte Häuslebauer umfassend kundig machen müssen. Aber das müssen sie ja sowieso.
Er hat ja eingeladen, dass viele seiner Aussagen nachprüfbar sind.

Liebe Grüße
Silke


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