Deine Frage zu: "Nationaler Inselbetrieb abseits des europäischen Verbundnetzes."
Hallo Julius Corrino,
Ich frage mich, ob aktuell in einigen Hinterzimmern (nicht in der BRD) durchkalkuliert und zumindest grob vorprojektiert wird, welcher konkreten Schritte und Investitionen es bedürfte, um mittelfristig den eigenen nationalen Strombedarf im Fall der Fälle dauerhaft zu 100% aus eigener Kraft decken zu können.
Ja, aber sie können es nicht.
Beispiel Frankreich:
Der Reaktor in Flamanville ist immer noch nicht fertig. Wahrscheinlich gibt es ihn gar nicht, denn wenn mit dem Auto am Stacheldrahtzaun am KKW-Gelände vorbeifährt, dann sieht man nichts, was wie ein Reaktor oder ein Kühlturm aussieht!
Zur Erinnerung:
Im kalten Winter 2012 haben die Franzosen 5% ihres Stromverbrauchs aus Deutschland importiert, in der Spitze 9%.
[...
Ainsi, durant le coup de froid historique de février 2012, l’import d’électricité, majoritairement depuis l’Allemagne, a « permis de couvrir en moyenne 5 % de la consommation d'électricité et au maximum 9 % » (4).
...]
Quelle:
https://particulier.edf.fr/fr/accueil/guide-energie/electricite/coupure-courant-en-hive...
Wieviele zusätzliche Kraftwerke welchen Typs müßten wo genau stehen, was ist ein realistischer Zeithorizont zur Durchführung eines solchen Unterfangens, was davon können wir schon heute mit wieviel Aufwand und unter welchen (außen)politischen Risiken improvisieren, usw.
Hier ist mir nicht klar, ob Du von Deutschland oder seinen Nachbarn sprichst.
Insbesondere die Gefahr, von kaskadierenden Effekten eines flächendeckenden Netzausfalls in irgendeinem anderen Land Europas mit überrollt zu werden, sollte solchen hypothetischen Planspielern nahelegen, in einem solchermaßen auf Vordermann gebrachten heimischen Setup auch Nottrennvorrichtungen vorzusehen, mit denen man das eigene Land in extremis auf Inselbetrieb schalten könnte. Kein Import und kein Export mehr.Richtig zuende gedacht würde die gegenwärtige Trottelkrise also zu weniger (viel weniger) "europäischer Solidarität" statt mehr führen - Am Abgrund jeder nur für sich.
Wer ein Ungleichgewicht aufweist, z.B. mehr Verbrauch als Erzeugung, der bremst die Netzfrequenz und es fließt Strom im Netz in Richtung des "Verbrauchslochs".
Geht die Netzfrequenz zu sehr herunter, werfen in Deutschland Ortsnetztrafos fein gestuft (nicht alle gleichzeitig) ihre Last ab. Wenn das nicht ausreicht, schalten irgendwann die überlasteten Leitung ins "Stromloch" ab. Die erste(n) Abschaltung(en) provoziert eine Kaskade, bei der das Netz in Teilnetze zerfällt. Das "Lochnetz" läuft auf Unterfrequenz und wird sein Problem nicht los, mindestens eins der verbliebenen Teilnetze läuft auf Überfrequenz und muss die Erzeugung drosseln, Lasten anschalten (z.B. Pumpspeicherkraftwerke im "Ladebetrieb") oder sogar Kraftwerke vom Netz trennen.
Wenn sich herausstellt, dass Deutschland am schnellsten reagiert und Verbraucher in anderen Ländern parasitär am Netz hängen bleiben (und Frankreich würde ich da ausschließen), dann würde irgendwann sicherlich eine Art deutsches Teilnetz bestehen bleiben, die Verbindungsleitungen in andere Länder würden abgeschaltet werden und es würde kein Versuch gemacht werden, die Teilnetze zusammenzuschalten.
So schlimm muss es aber nicht kommen.
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Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.