Behörden arbeiten oft langsam, aber stetig

Pingpong, Sonntag, 28.02.2021, 19:02 (vor 1146 Tagen) @ CalBaer3756 Views
bearbeitet von Pingpong, Sonntag, 28.02.2021, 20:00

Die Untersuchungen laufen seit 2019, das ist aus Behördensicht ja noch ein relativ junges Verfahren.

Vermutungen, Verdacht und Indizien sind das eine.
Einen sicheren Beweis im strafrechtlichen Sinne zu führen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Verurteilung führt, ist etwas anderes - und vielleicht will die Staatsanwaltschaft auch keinen unsicheren Schuss abgeben, der nicht zum Ziel, sondern dann - mangels Beweisen - zum Strafklageverbrauch führt.
Staatsanwaltschaften in den USA arbeiten ja erfolgsorientiert, das persönliche Vorankommen hängt dort ja u.a. an den Verurteilungsquoten, und zudem gibt es in den USA oft auch prozessökonomische Erwägungen.
Tether hat ja z.B. 2.5 Millionen Dokumente abgeliefert, das sieht für mich nach dem Versuch aus, das Verfahren durch document dumping in die Länge zu ziehen, denn irgendwer muss diese Dokumente ja verarbeiten.
Es ist also sicherlich nicht einfach, zwingend nachzuweisen, dass Tether vorsätzlich ungedeckt zur Marktmanipulation emittiert worden sind.

Ein solches Settlement bedeutet aber nicht, dass die Sache nun gegessen ist:
Tether hat sich in der Vereinbarung ja einigen Anforderungen unterworfen und dadurch ein wenig Zeit gewonnen.

Im ersten Schritt musste Tether sich nun auf eine Vereinbarung einlassen und zusagen, dass sie in 90 Tagen nachweisen werden, dass und auf welche Weise der Tether gedeckt ist.
Diesen Nachweis werden sie vermutlich nicht erbringen können - es erscheint mir jedenfalls nicht realistisch, dass tatsächlich irgendwo 35 Milliarden USD herumliegen.
Womöglich werden sie dann als vermeintliche Deckung irgendwelche Bitcoin- und weitere Kryptobestände vorweisen - was dann sofort die Frage aufwerfen würde, inwieweit ein Asset als Deckung dienen kann/darf, dessen Marktpreis durch die Ausgabe des Guts selbst beeinflusst werden kann.

Sie werden also womöglich die Bedingungen der Vereinbarung nicht erfüllen können, und dann wird die Staatsanwaltschaft den Prozess von einer verbesserten Position aus weiter vorantreiben.

Womöglich hatte Tether ja ursprünglich auch gar nicht vor, ein Ponzi-Scheme aufzubauen, vielleicht sind sie da gewissermaßen hingerutscht beim Versuch, die Insolvenz abzuwenden und die verschwundenen 850 Millionen USD zu decken?

Es ist aber nun jedenfalls zweifelsfrei nachgewiesen, dass Tether wiederholt die Marktteilnehmer über die Deckung des Tethers belogen hat - und da werden sich Marktteilnehmer sicherlich die Frage stellen müssen, ob der derzeitige Marktpreis wirklich durch echte Käufernachfrage hervorgerufen worden ist.

Wenn die Kaufnachfrage seit 2017/2018 nur simuliert worden sein sollte, dann dürften wohl die zahlreichen Vorhersagemodelle, beispielsweise von PlanB oder Willy Woo etc. auch nicht mehr funktionieren, da sie ja auf falschen Annahmen basieren.

Wie realistisch ist es, dass Institutionen in den USA an einem Wochenende bei Tether für hunderte Millionen USDs Tethers einkaufen?
Selbst Michael Saylor, der diese große Wette eingegangen ist, hat sich zu Tether dahingehend geäußert, dass niemand Tether anrühren würde - wenn Institutionen BTC kaufen, dann doch wohl eher über spezielle OTC-Desks, direkt Fiat gg. BTC.

Wer hat für 35 Milliarden USD in den vergangenen Monaten Tether geordert?

Ich bin ja selbst seit Jahren ein großer Fan von Bitcoin, und ich sehe das enorme Potential - aber ich kann ja auch nicht ignorieren, dass mir die Vorgänge um Tether inzwischen sehr verdächtig erscheinen.


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