Gefährlich, aber notwendig.

heller, Mittwoch, 09.12.2020, 22:26 (vor 1255 Tagen) @ Kaladhor3364 Views

Lieber Kaladhor,
der schnöde Mammon ...
Mir geht es nicht um Wirtschaft, sondern um das was leistbar ist, und was nicht mehr leistbar ist.

Man kann eine ähnliche Rechnung anstellen und anstatt der Euros mit den Stunden rechnen, die wir wach sind und dazu benutzen können, um selbst am Leben zu bleiben und die Stunden, die dann übrig bleiben, um anderen zu helfen.
Ich habe die Euronen benutzt, da die bekannt sind und einen gewissen Anhaltspunkt geben.

Vielleicht hattest Du schon mal eine Situation erlebt, in der Du nicht allen helfen konntest, die Deiner Hilfe bedurft hätten - einfach weil der Tag nur 24 Stunden hat. Du hast gewirbelt bis zur Erschöpfung, aber die Not um Dich herum wurde nicht kleiner sondern wuchs auch noch an.
Was machst Du dann?
In James Bond Filmen kommt dann immer der deus ex machina oder eine der verrückten Erfindungen, die die Wende bringen. Ein desolates Unterlegensein verkauft sich in der Unterhaltungsindustrie nicht gut.
Aber in der Wirklichkeit kommt das leider vor. In Deutschland vielleicht seltener als in anderen Gegenden dieses Planeten.

Du schreibst: "Wenn man deine Argumentation weiterführt, dann kommt man zwangsläufig bei Euthanasie 2.0 heraus! Der Verlust der irdischen Existenz ist niemals mit dem Verlust der wirtschaftlichen Existenz gleichzusetzen!"

Das Totschlagargument, dass ein Menschenleben unbezahlbar ist, hilft leider überhaupt nicht weiter.
Eine Gemeinschaft, die für ein einziges Menschenleben alles andere aufgibt, ist weltfremd und wird nicht lange existieren. Mitgefühl allein genügt nicht zum Überleben. Weisheit ist das zweite Standbein zum Glück.
Aber uns wird seit Generationen eingetrichtert, dass man die Frage nach dem Wert eines Lebens nicht stellen darf. Gleichzeitig beschäftigt sich jeder Versicherungsmathematiker damit. Dabei geht es nicht um ein individuelles Leben von Herrn oder Frau XYZ, sondern um den statistischen Durchschnitt. Wenn die Versicherung nicht richtig rechnet, geht sie pleite.

Auch Google dürfte ziemlich genau wissen, anhand von Auswertungen von Big Data, welche Gruppen von Leuten ihr Leben wie bewerten.

Und täglich sterben Leute früher, weil sich die lebensverlängernden medizinischen Maßnahmen nicht lohnen. Selbst bei der Arbeitssicherheit werden die Grenzwerte an Belastungen nicht auf Null gesetzt, weil eben eine (sehr kleine) Zahl von Unfällen toleriert wird, um den wirtschaftlichen Betrieb überhaupt bewerkstelligen zu können.
Vom Straßenverkehr mal ganz zu schweigen.

In vielen Bereichen wird also ein Menschenleben oder ein Lebensjahr bepreist. Manchmal mit konkreten Zahlen, oft unbewusst und nebulös.

Nur wenn Frau Merkel alternativlos wird, dann ist das Bepreisen plötzlich unmoralisch.
Dann hat der Tag plötzlich mehr als 24 Stunden und Anleihen auf die Zukunft (unserer Kinder) sind selbstverständlich zu tätigen.

Ein unbequemes Thema.
Vielleicht sind uns da die Asiaten voraus.
Wir werden es ja in den kommenden Jahren erfahren.

Gute Nacht


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