Spartacus stirbt jeden Tag!

Weiner, Freitag, 07.02.2020, 00:03 (vor 1512 Tagen) @ Barbara1373 Views

Vielen Dank, liebe Barbara, für dieses Stichwort.

"Spartacus" ist heute gestorben. Mit dem Juden Kirk Douglas.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kirk_Douglas#Leben_und_Wirken

Warum sind Sklavenaufstände noch immer gescheitert - bis auf den heutigen Tag? Französische Revolution und Kommunismus sind für mich in ihren Anfängen (bevor sie vor den Hintertanen 'übernommen' wurden) die letzten großen, inzwischen ebenfalls verlorenen Sklavenaufstände gewesen.

Die Frage nach dem regelmäßigen Scheitern hängt am Rande auch damit zusammen, wie es zur Entstehung 'des Staates' kommt, der vom 4. Jahrtausend v.Chr. bis ins 18. Jahrhundert n.Chr. der Haupthalter und Hauptgarant für Sklaverei war - bis er vom Kapitalismus abgelöst wurde, für den der Staat insgesamt nun zum Handlanger wurde. Vielfach wird bei der Staatsentstehung die militärische MACHT an die erste Stelle gesetzt. Ich erinnere hier an die Stilisierung des Schwertes in einem der Aufsätze von @Dottore.

Zweifellos sind der physische Druck und die militärische Macht ganz entscheidende Faktoren. Aber sie reichen nicht hin. Ich habe aber mehrfach versucht darauf hinzuweisen, dass sie allein einen lebensfähigen Staatsorganismus nicht begründen können. Und dies ist dann auch der Grund, warum ein rein militärischer Sklavenaufstand immer scheitern muss. Außer der Gewalt braucht es bei der Staatsgründung unbedingt Organisationsfähigkeit sowie eine (wenigstens grobe) Idee von einem sozialen Gesamtmodell für die unterworfenen Sklaven und ihre Herren; es braucht Flexibilität und Offenheit, auch Anpassungsfähigkeit und Innovationspotential auf Seiten der Herren. Und natürlich eine Energiequelle, die das Wachstum ermöglicht.

In dem mehrfach erwähnten Film über die Schimpansen in Uganda (Kriegeraffen ...) wird geschildert wie eines Tages ein Rüpel sich bemerkbar macht, der kräftiger gewachsen war als alle anderen Männchen seiner Generation, und der nun ständig seine Aggression herauskehrt und nach einigen Monaten tatsächlich der ALPHA wird. Aber er schafft es nicht, eine stabile Konfiguration für die ganze Gruppe zu organisieren: es gibt immer nur Stress von morgens bis abends. Bis eines Tages einige starke andere Männchen sich unter der Führung eines 'Sozialingenieurs' (der auch liebevoll Lausen kann ...) zusammenfinden und diesen testosterongeladenen Alpha aus dem Revier der Gruppe hinausprügeln. Der Sozialingenieur, durchaus auch ein Muskelpaket, wird dann der neue ALPHA.

Spartacus hat einige Dinge besser gemacht als die Sklavenanführer vor und nach ihm, sonst wäre er nicht so weit gekommen und so berühmt geworden (gerechte Verteilung der Beute in seinem Heer, Rücksicht auf die Landbevölkerung etc.). Aber er hatte keine wirkliche Vision von einem Staatswesen, das den Platz Roms und dessen jahrhundertelange Erfahrung hätte einnehmen können.

Heute sind die Ketten viel fester als im alten Rom, weil sie leichter sind, fast nicht zu bemerken: die Menschen fesseln sich im Grunde selbst. Und die Herausforderungen, die von irgendwelchen Anführern zu leisten wären, sind zu groß: sie müssten organisatorisch in der Lage sein, "ein System, das funktioniert" ..., durch ein gleich gutes System bzw. durch ein noch besseres zu ersetzen.

Aber was müßte das "eigentlich und alle überzeugend Bessere" des neuen Systems sein?

Fragt sich, freundlich grüßend, Weiner


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