Was Deine Erklärung übersieht

Taurec ⌂, München, Dienstag, 06.08.2019, 16:36 (vor 1696 Tagen) @ Tempranillo3476 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 06.08.2019, 16:43

Hallo!

So versuchen sie etwa, ihn zu widerlegen, indem sie
dezidiert die Machenschaften der Hintergrundmächte als Alleinerklärung
für die Geschichte ausbreiten, wobei sie nicht erkennen, daß dies eine
ganz andere Erklärungsebene ist.


Meine Erklärung hat den gigantischen Vorzug, falsifizierbar zu sein, also wissenschaftlichen Kriterien zu genügen, wogegen Spengler mehr in den Bereich der historischen Po-esie gehört

Deine Erklärung hat allerdings einen wesentlichen Mangel, den Du in Deiner kausalen Verengung auf die Entstehung der heutigen Zustände übersiehst.
Spengler hat nicht nur ein Modell für die Entwicklung des Abendlandes, sondern sämtlicher Kulturen formuliert.
Die ägyptische Kultur (ab ca. 2800 v. Chr.), die babylonische Kultur (ab ca. 1800 v. Chr.), die antike Kultur (ab ca. 1100 v. Chr.), die Kulturen der Maya (1. Jahrtausend v. Chr.) und der Azteken (seit dem 1. Jahrtausend n. Chr.) sind alle untergegangen. Ehemalige Hochkulturen wie die altindische Kultur seit 1500 v. Chr., die chinesische seit 1300 v. Chr. und die magische seit der Zeitenwende haben ihre produktiven Blütezeiten längst hinter sich. Lediglich in Form fellachoider, innerlich erstarrter Zivilisationen, die allenfalls alte Schöpfungen der Vorfahren wieder aufwärmen, halten sie sich noch und unterliegen der allmählichen Erosion durch den Einfluß des Globalismus, der sie von ihren Ballungszentren ausstrahlend in amerikanisierte Klone verwandelt.
Spengler liefert für all diese Aufstiege und Niedergänge ein einheitliches Erklärungsmuster, gegenüber dem die kausalen Verstrickungen, die zum Niedergange einzelner Völker und Reiche führten, zweitrangig wirken, gleichwohl diese Zusammenhänge (das wäre im Einzelnen zu prüfen) richtig sein mögen. Die Planer und Vollzieher des Weltumsturzes sind in diesem Sinne nichts weiter als Instrumente des "Weltgeistes", der durch sie wirkt, den sie aber (vermutlich) nicht erahnen, weil sie in luziferischem Machbarkeitswahn vermeinen, die Welt tatsächlich nach eigenen Gutdünken umgestalten zu können. In Wirklichkeit betätigen sie sich als Abrißunternehmer, als Aasfresser, die mit ihrem Nährkörper untergehen werden. Aus den Hinterlassenschaften zersetzter kultureller Bindungen, eingeebneten Hierarchien, punktuell bewahrten Traditionen und Ideen als Keimzellen kann erst organisch etwas neues erwachsen. Die Vorgänge sind analog zur belebten Natur, wo Aasfresser und Bakterien durch Zersetzung der Leichen des alten den Humus für neues Leben bilden. Es ist ein ewiger Kreislauf, durch den sich die Natur evolutionär fortentwickelt. Der Mensch als Teil der Natur bildet durch den Zyklus der Hochkulturen keine Ausnahme.
Daß solche Analogien zwischen Natur und Geschichte möglich sind, deutet darauf hin, daß eine metaphysische Wahrheit erkannt wurde, daß Spengler trotz der Makel, die er im Detail haben mag, etwas grundsätzlich richtig gesehen hat, ohne dessen Kenntnis einem ein wesentlicher Baustein zur allgemeinen Welterkenntnis fehlt.
Die Kenntnis der kausalen Zusammenhänge ist durchaus wichtig, vor allem für jene, die selbst politisch tätig werden wollen und damit in Richtung der durch die übergeordnete Gesetzmäßigkeit abgesteckten Leitplanken der Geschichte wirken würden.
Wesentliche Schlußfolgerungen (oder Axiome für weiteres), die sich durch Kenntnis Spenglers ergeben oder abgeleitet werden können:

1. Das Abendland, wie wir es aus den Geschichtsbüchern kennen, ist verloren. Es wird nicht wiederkehren. Bestrebungen einer pauschalen Restauration sind romantisch und fehlgeleitet.
2. Die derzeit von den "Hintertanen" umgesetzten Pläne werden zu ihrem Verschwinden und zum Zusammenbruch der Zivilisation, wie wir sie kennen, führen. Das ist der metaphysische Sinn ihrer Existenz, aber nicht zwingend das Ziel ihrer Pläne. (Inwiefern den Obersten klar ist, was sie tun, ist ein Streitpunkt.)
3. Aus den vorangegangenen Punkten (und noch weiteren von mir hier gewiß übersehenen Implikationen der spengler'schen "Morphologie der Weltgeschichte") wären die Leitplanken der künftigen Entwicklung abzuleiten und was uns historisch überhaupt noch möglich ist. Darauf sind die eigenen Pläne auszurichten und die Anstrengungen zu verwenden. Impotenz als Folge vermag ich aus Spenglers Philosophie nicht zu erkennen, eher ein Puzzleteil der Lagebestimmung.

Gruß
Taurec

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