Also in meinem thüringischen Heimatdorf wurden die Amerikaner als Befreier empfangen
Mein Heimatdorf hat wie die meisten Dörfer ringsum im Frühjahr 1945 kapituliert, als die Amerikaner anrollten. Und die Leute haben aufgeatmet und waren froh, dass nicht die Russen kamen.
Von Vergewaltigungen keine Spur, keine Plünderungen, die Kinder bekamen Schokolade von den amerikanischen Soldaten. Meine Mutter erzählte mir immer, wie verrückt die Amerikaner auf die Kinder waren. Sie nahmen die Kinder auf den Arm, spielten mit ihnen, verteilten Süßigkeiten. Besonders lieb zu den Kindern und auch Einwohnern sollen die Neger gewesen sein.
Vom Rheinwiesenlager habe ich erst nach der Vereinigung erfahren. In der DDR waren die Amerikaner immer als anständige Besatzer in Erinnerung geblieben. Dass sie ganze Dörfer ausradiert und die dortigen Bewohner bei lebendigem Leib gegrillt haben, wurde der Tatsache zugeschrieben, dass die nicht kapituliert haben. Man sagte "Das waren die Kathol'schen", weil es vorwiegend die Eichsfelddörfer betroffen hat, deren katholische Einwohner wohl besonders fanatische Nazis gewesen sein müssen. Da kam dann wieder die Abneigung der mehrheitlich thüringischen Protestanten gegen die Eichsfelder Katholiken zum Vorschein, die bis zum heutigen Tage noch nicht überwunden ist.
Die richtige Angst der Bewohner kam erst später, als Thüringen von den Amerikanern an die Russen übergeben worden ist. Es gab zwar keine Vergewaltigungen, aber alles, was noch etwas Wert hatte, wurde von den Russen geplündert.
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER