Das Heimchen am Herd

Manuel H., Dienstag, 19.10.2021, 06:59 (vor 913 Tagen) @ Olivia1651 Views

Wenn man sich alte Aktenzeichen XY oder Vorsicht Falle bis Mitte 80er anschaut.

Die Kochmaschine in der Küche war in vielen Haushalten üblich. Dafür fehlte das Bad.

Zum Kochen heizte man mit Holz oder Briketts. Resultat: Warme Küche. Refugium im Winter für das Heimchen, dass dann hinter dem Herd vor sich hinzirpte und auf den Sommer wartete.

Ich hab bis 1985 so gewohnt und es geliebt.

Klassische Doppelverglasung, die undicht genug waren, um die Wohnung mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen und die Luftfeuchtigkeit trocken hielt. Nix Schimmel an den Wänden, dafür in harten Wintern wunderschöne Eisblumen.

Die beiden Zimmer heizte ich mit Kachelöfen (auch wieder Briketts, Rekord Qualität aus der DDR).

Vorteile: Die Kachelöfen saugten ausreichend Frischluft von draußen und sorgten so für frische Luft. Mit einem Wassernapf im Fach konnte man die Wohnung zusätzlich befeuchten und mit ätherischen Ölen beduften. Der leise SingSang der glühenden Briketts brachte Märchenstimmung.

Die Wärme eines Kachelofens wirkt ja ganz anders. Die abstrahlende Wärme heizt das Mobiliar und die Wände auf, die wiederum die Stube wärmen während die klassische Heizung bei geschlossenen Fenstern die verbrauchte Luft in ewigen Zirkeln von erwärmen am Fenster, Wärme geht an die Decke, erkaltet, gerät kalt in den Wohnbereich, wird erneut erwärmt, geht an die Decke, erkaltet usw bis der letzte Rest von Sauerstoff verbraucht ist.

Hat man Qualitätsbettwäsche und in sehr kalten Nächten noch eine Heißwasser-Wärmflasche (lässt sich über die Kochmaschine in der Küche für kostenlos aufheizen), kann man auf Heizung im Schlafzimmer verzichten und sich ein gesundes Raumklima dort fürs schlafen schaffen.

Da in Westberlin und der DDR viele so heizten und dann im Osten auch noch mit schwefelhaltiger Braunkohle (die bessere ging gegen Valuta in den Westen), konnte man Westberlin im Winter schon gut riechen.

Allerdings haben die Altparteien mit allerlei Fördergeldern und mit einem Mieterhöhungsstop (wegen unwürdiger Wohnverhältnisse) dafür gesorgt, dass diese Wohlfühl-Techniken abgerissen wurden. Mit den modernen sauerstoff-dichten Thermopen-Schimmelförder-Fenstern würde man sich mit Öfen eh vergiften.

Vermutlich haben die Grünen inzwischen den Hausbrand komplett verboten.


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