Derivatgeschäfte der Kommunen: Zinsswaps, Bsp. Hessen | Bisher 4,5 Mrd. € verzockt

InflationDeflation, Sonntag, 29.03.2020, 17:13 (vor 1482 Tagen) @ nereus3163 Views
bearbeitet von InflationDeflation, Sonntag, 29.03.2020, 17:58

"Finanzminister Thomas Schäfer hatte mit Finanzderivaten auf steigende Zinsen gewettet – und sich verzockt."
https://www.welt.de/wirtschaft/article182769514/Riskante-Geschaefte-Hessen-verzockt-meh...

Vermutlich ist ihm in den letzten Tagen ein Licht aufgegangen wie sich die weiteren "Absicherungen" in der Zukunft verhalten werden...

"Die fraglichen Derivate-Geschäfte gehen zurück auf das Jahr 2011, als Mitarbeiter des hessischen Finanzministeriums dem frisch angetretenen Finanzminister Schäfer eine heikle Wette vorschlugen.

Schäfer willigte ein und genehmigte 2011 den größten Kauf von Zinsderivaten in der Geschichte des Landes Hessen. Insgesamt sicherte das Land Kredite im Wert von 6,5 Milliarden Euro mit den Zinswetten ab.

Brisant waren diese Geschäfte nicht nur wegen ihres großen Volumens sondern auch wegen ihrer extrem langen Laufzeit: Einmal gestartet laufen die Zinsgeschäfte 40 Jahre, ein halbes Menschenleben. Die letzten im Jahr 2011 abgeschlossenen Geschäfte werden erst 2061 auslaufen.

Addiert man die Zusatzkosten aller 2011 und 2014 abgeschlossenen und mittlerweile angelaufenen Zinsderivate, ergibt sich die enorme Summe von über drei Milliarden Euro."

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https://rechnungshof.hessen.de/sites/rechnungshof.hessen.de/files/67.%20Schuldenbericht...

Seite 53: 6.2 Derivate im Haushaltsjahr 2017
"2017 wurden zwölf Receiver-Swaps im Gesamtvolumen von 2.300 Mio.Euro neu abgeschlossen. Daneben wurde eine Option aus dem Jahre 2008 gezogen. Darin hatte das Land bezogen auf einen Bezugsbetrag von 150 Mio. Euro das Recht verkauft, mit der Bank zum 12. Januar 2017 einen 20-jährigen Payer-Swap abzuschließen, in dem das Land einen Festzins von 1,99 Prozent zahlt und den 6-Monats-Euribor erhält. Als Prämie hat das Land 2008 für diese Option 4,3 Mio. Euro erhalten.
Alle zwölf neuen Vereinbarungen aus 2017 hatten – wie zuvor in den Haushaltsjahren 2015 und 2016 – ausschließlich den Zweck, das Risikovon zusätzlichen Zahlungen im Falle negativer Zinsen bei Payer-Swapszu eliminieren.
Bei einem Payer-Swap zahlt das Land einen Festsatzzins und bekommt von der Bank einen variablen Zins. Wenn sich der variable Zins in dasNegative entwickelt, erhält das Land keine Zahlung, sondern muss im Gegenteil in Höhe der negativen Zinsen eine Auszahlung an die Bank leisten.41 Dies bedeutet: Das Land müsste dann an beiden Enden der Swap-Vereinbarung zahlen. Um dieses Risiko auszuschließen, kanndas Land einen Gegenswap (Receiver-Swap) vereinbaren, bei dem die Zahlungspflicht in beiden Derivaten genau gegenläufig ist. Damit kürzensich die variablen Zinszahlungen – positive oder negative."

Im Anhang des Geschäftsberichtes 2017 werden die derivativen Instrumente dargestellt.
https://finanzen.hessen.de/sites/default/files/media/hmdf/geschaeftsbericht_2017_0.pdf
Geschäftsbericht 2017 des Landes Hessen, Anhang, G 6, S. 117

[image]
https://img40.pixhost.to/images/380/142749911_hessen_2017_derivative_finanzinstrumente.jpg

Ergänzung:
"Die in Bewertungseinheiten einbezogenen Zinsswaps haben zum 31.12.2018 negative Marktwerte i. H. v. 4.504,0 Mio. €."
S. 112 - Geschäftsbericht 2018


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