Gewohnt wird auch weiterhin

Echo, Sonntag, 29.03.2020, 16:55 (vor 1461 Tagen) @ Herzdame1186 Views
bearbeitet von Echo, Sonntag, 29.03.2020, 17:26

Spekulation mit Immobilien ist generell ein heißes Eisen - die Party kann jederzeit schlagartig vorbei sein, und dann ist das Betongold plötzlich illiquide und verliert an Wert. Bereits im letzten Sommer haben die Medien verlauten lassen, dass sich die Münchner Immo-Party ihrem Ende neigt. Schlimmstenfalls haftet der private Immobilienbesitzer mit seinem kompletten Eigenkapital. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Staat den Handlungsspielraum der Banken einschränkt, sodass nicht alle Immos schlagartig in der Zwangsversteigerung landen. Sich aus dem Markt vorübergehend rauszuhalten ist sicherlich keine schlechte Idee. Hat man am Tiefpunkt der Krise noch Cash, dann lohnt sich der Einstieg.

Wer bereits jetzt halstief drin steckt, der wird das alles wohl oder übel aussitzen müssen. Klötze am Bein kriegt man jetzt sicher nicht mehr los, und selbst ein schneller Verkauf birgt für den Verkäufer Risiken, denn im Zuge einer Finanzkrise auf zu viel Cash zu sitzen ist eher schlecht als recht.

Private Mieter haben ja eher viele Rechte - die wird man bei Säumigkeit nicht so schnell los. Bei Gewerbeimmos ist es zwar etwas einfacher für Vermieter, doch im Wirtschaftsabschwung gibt's dort umso mehr Leerstand. Etwaige Wohnschulden hingegen würden ja nicht ohne weiteres verschwinden sondern nur aufgeschoben bis zur Vollstreckbarkeit.

Ich selber habe die Ladenflächen- & Hoteldominierten Immofonds letzte Woche abgestoßen - geht derzeit noch mit kleinen Abschlägen. Im Gegensatz zu offenen Immo-Fonds ist das Investieren in Immobilien-AGs auch weiterhin halbwegs liquide und mit dem kleinen Geldbeutel möglich, doch die Kurse haben noch Platz nach unten.

Immerhin: Wohnimmobilien sind auch weiterhin gefragt. Es ist nicht davon auszugehen, dass viele Menschen wegsterben. Vielleicht sollte man in Zeiten wie diesen allerdings weniger auf teure Luxusimmobilien setzen, sondern mehr den vernünftigen Altbestand. Leider ist die Immobiliengesetzgebung darauf ausgelegt, eher hohe Bau- und Sanierungskosten zu verursachen. Auch die sogenannten Sozialwohnungen sind dann deutlich teurer.

Vonovia hat verhältnismäßig wenig Eigenkapital (unter 50%). Und Wohnungsgenossenschaften machen einen Großteil des Geschäfts mit der Bauträgerschaft, weniger mit Vermietung. Hier lauern Potenzielle Abschreibungsrisiken, vor allem wenn die Grundstücke im Preis verfallen.

Weitere drastische staatliche Maßnahmen wären vor allem bei einer potenziellen Währungsreform zu erwarten - die Zwangshypothek ist ein allbekanntes Mittel. Derartige Maßnahmen sind typischerweise aber eher sozialverträglich gestaltet: Es gäbe für die Eigentümer zwar einen finanziellen Dämpfer, doch der Lastenausgleich findet verteilt über viele Jahrzehnte statt. Das wird die privaten Eigentümer und Gesellschaften eher nicht umwerfen. Und im Falle der Hyperinflation ist auch die Sache mit dem Eigenkapital gar nicht mehr so wichtig. Etwaige Kreditentwertung würde dann über die Kreditgewinnabgabe abgeschöpft.

Solange Unsicherheit herrscht, geht's tendenziell eher seitwärts oder abwärts. Gelegenheiten zum Einsteigen kommen eher später als früher.


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