Mein Seelen-Geschäft: Lamborghini...

Hinterbänkler, Schweiz - tief im Emmental, Samstag, 04.03.2017, 17:35 (vor 2611 Tagen) @ Oblomow4091 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 04.03.2017, 18:18

Ich sag' einfach mal ganz ressentimentgeladen, dass all das
Zeugs, wo ich einem anderen Geld dafür gebe, dass er mir hilft, Mist ist.
Am Widerlichsten dieses ganze Esozeugs. Mit der Seele Geschäfte zu machen,
ist prinzipiell suspekt. Das Retreatzeugs geht von einem primitiven
Menschenbild aus, so als wäre Seele zu reparieren wie man ein Auto
repariert. Lebbe geht weida sagte damals der Balkanphilosoph und
Frankfurter Eintracht Trainer Stepanovic. Das ist m.E.das tiefste Wort.
Oder eben nicht.

Danke Oblomov,

Nun, 'retreat' kommt wohl aus dem Militärischen und bedeutet zunächst einfach Rückzug.
Rückzug, um danach einen neuen Angriff zu machen.
Der Rückzug beinhaltet alles, was einen stärkt einen neuen Angriff zu machen: Wunden lecken, Strategie überdenken, Angriff planen und vorberiten usw.
Das alles kann auch in einer besonderen persönlichen Situation angezeigt sein und ist wohl auch von Cliff so angedacht.
Er hat in dem diesbezüglichen Angebotsmarkt keine Orientierung und bittet um Ideen.

Zunächst muss es also gar nicht um die 'Reparatur der Seele' oder das Finden des 'Selbsts' gehen.

Ich bin zu 100 Prozent mit Dir einverstanden, wenn Du sagst, dass es weder ein Selbst noch eine Seele gibt und dass man das nicht finden oder reparieren kann.
Dennoch wünschen wir Menschen in manchen Lebenslagen Orientierung.
Das Gelbe Forum hilft da bekanntlich schon viel.
Und vielleicht reicht schon zu hören, dass das Leben weiter geht [[zwinker]]

Dennoch: Alles was wir kaufen soll unser Seelenheil verbessern.
Ich bin am letzten Wochenende in 3 Tagen 1.500 km gefahren und habe u. a. 125 EUR Eintritt ausgegeben, um mit meinem 10jährigen Sohn ins Lamborghini-Museum mit Factory-Tour (Montage Lamborghini Aventador) bei Modena zu besuchen.
Eine stolze Summe nur für mein Seelenheil, weil die Freude im Gesicht meines Sohnes mir eben gut tut.
Ich gehe davon aus, dass alles, was wir kaufen, dazu da ist 'mit der Seele Geschäfte zu machen', und so relativiert sich manches und es ist egal, was ich kaufe, solange ich mich damit wohler fühle.
Wer glaubt in einer Schwitzhütte oder mit Ayahuasca sich besser zu fühlen oder vorwärts zu kommen ist im gleichen Wahn, wie wenn jemand eine Basecap mit Lamborghini-Logo kauft oder Lindt-Schokolade auf der Zunge zergehen lässt.

Wir bei uns machen auch Veranstaltungen.
Manche nennen es spirituelle Retreats.
Ich sehe sie nicht als solche, da für mich Spiritualität sowieso alles ist, was inspiriert.
Wir haben keine Leiter, Lehrer, Gurus oder so.
Die Zusammenkünfte selbst sind komplett selbstorganisiert, also Inhalte, Workshops, Verköstigung, Abendprogramm, Musik usw. - die Organisation Vorbereitung bis zum Beginn noch nicht.
Kaufen kann man den Eintritt nicht.
Man bewirbt sich mit mitgebrachter Nahrung plus einem individuellen Beitrag, der aus der Lust und dem Herzen des Gastes kommt und dem ausgeschriebenen Thema angemessen ist.
In meinen Augen arten die Veranstaltungen auch ohne großen Alkoholgenuss jeweils aus in Richtung 'Feiern des genialen Menschseins'.

Der Groove dieser Veranstaltungen schwappt dann mittlerweile auch über in die Stimmung des Hauses zwischen solchen Terminen.
Ich kann mir aktuell kaum ein besseres Leben oder eine Zusammenkunft mit interessanteren Menschen vorstellen.
'Lebba' halt.

Danke und Gruß
Hinterbänkler


edit:
Diese Veranstaltungen haben nichts mit dem Angebot an Cliff zu tun eine Auszeit bei uns zu verbringen.

--
...und es gibt überhaupt gute Gründe dafür, zu mutmassen, daß in einigen Stücken die Götter insgesamt bei uns Menschen in die Schule gehen könnten. Wir Menschen sind - menschlicher ...

Friedrich Nietzsche 'Jenseits von Gut und Böse'


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