Dann müssten doch die Amishe den deutschen Volksgeist am ehesten in die Zukunft ...

Plancius, Freitag, 16.05.2025, 15:13 (vor 221 Tagen) @ Der gestiefelte Kater3248 Views
bearbeitet von Plancius, Freitag, 16.05.2025, 16:11

... transportieren können.

Überhaupt wird der Lebensweise der Amishe als Alternative zum westlichen Lebensmodell viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die interessiert nicht, ob die Börse hoch oder tief steht, welche Sozial- oder Wirtschaftspolitik gefahren wird. Sie haben keine Versicherung, sie preppern auch nicht aus Angst vor der Zukunft.

Vielmehr stützen sie sich gegenseitig auf eine starke Dorfgemeinschaft. Gerät einer in Not oder wird krank, hilft das Dorf. Schlägt bei einem der Blitz ins Haus ein, wird das Haus umgehend von den Männern des Dorfes wieder aufgebaut.

Ich war schon immer von den Amishen fasziniert, habe viel über sie gelesen, viele Videos über sie angeschaut. Es war schon immer ein tiefer Wunsch in mir, mal die Amishe zu besuchen. Leider führte meine letzte Amerikareise in den Westen der USA, so dass dieser Wunsch nicht erfüllt werden konnte. Denn die Amishe leben bekannterweise hauptsächlich im Osten, in Pennsylvania.

Aber wie es der Teufel so wollte, stieß ich beim mehrstündigen Aufstieg aus dem Grand Canyon auf eine Gruppe von Amishen. Was war das für eine Synchronizität! Ist es nicht merkwürdig, dass einen manchmal höchst unwahrscheinliche Ereignisse an einem Ort einholen, an dem man es überhaupt nicht erwartet hat.

Ich glaube, ein jeder hat schon mal eine solche Erfahrung gemacht, aber die meisten Menschen reflektieren überhaupt nicht bewusst darüber. Sie nehmen das Ereignis einfach so hin, stehen auf, schütteln sich den Staub von ihren Kleidern und gehen ihrer Wege, als wenn nichts geschehen wäre. Ich hingegen halte bei solchen Ereignissen inne und beginne zu grübeln.

Gibt es Gott?
Gibt es ein Schicksal?
Werden Gedanken und Wünsche vielleicht doch von der "Matrix" materialisiert, aber dann dort, wo man es nicht erwartet?

Mit Interesse habe ich die Vorstellungen von Jung über "Synchronizitäten" gelesen. Gut, dass nur nebenbei.

Während meine Frau und ich in atmungsaktiver Outdoorbekleidung unterwegs waren, kamen die Amish-Männer in schwarzen Baumwollhosen, dicken Wolljoppen, mit einem breitkrempigen Hut und Wanderstöcken daher. Die Frauen trugen schwere, schwarze Woll- oder Baumwollkleider, der Kopf war mit einer Haube bedeckt. Als wenn sie dem Jahr 1750 entsprungen wären. Ich hatte den ganzen Rucksack voller Plastikflaschen mit Wasser, die Amish-Männer schnallten sich einen Schlauch gefüllt mit Wasser aus genähtem Ziegenleder unter den Arm. Die Sonne brennt unbarmherzig hinein in den Canyon und im September steigt das Thermometer schon vormittags über 30°C. Wie die Amishe das in ihren schweren Kleidern ausgehalten haben - Respekt. Und sie legten ein Tempo vor, alle Achtung. Der ganze Trupp war körperlich topfit.

Der Amish, mit dem ich mich unterhielt, sprach einen deutschen Dialekt, der für mich aber nur schwer schwer verständlich war. Ich lebte ja schließlich nicht im Jahre 1750. Also unterhielten wir uns auf Englisch. Er war sicher die 2 Stunden, wo wir uns unterhielten genervt von mir. Ich war neugierig und löcherte ihn ständig mit Fragen.

Jedenfalls ist ihnen das Reisen mit dem Bus erlaubt. Nur Fliegen dürfen sie wohl nicht.

Mich wundert es bis zum heutigen Tage, warum es in Deutschland keine Amish-Kolonien gibt. Viele Menschen, die auf der Suche nach alternativen, nachhaltigen Lebensmodellen sind, würden hier ihre Erfüllung und ihr Seelenheil finden.

Gruß Plancius

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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER


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