An der Themse: Drei Tage lang trafen sich konservative, liberale und libertäre Wissenschaftler, ... ARC

Lenz-Hannover, Samstag, 11.11.2023, 23:31 (vor 258 Tagen)5269 Views

https://www.publicomag.com/2023/11/am-themseufer-liegt-vielleicht-die-bessere-geschichte/

Die liberal konservativen vereinen sich wohl endlich, die anderen sind da mit Davos, ... deutlich weiter.

Auszüge:

. Bei dem Thema Kinder machten gleich mehrere Referenten eine ganz bestimmte Bedrohung aus, die viele Politiker und Medienverantwortliche bis jetzt kaum zur Kenntnis nehmen – die toxische Auswirkung der so genannten sozialen Medien auf Heranwachsende. Damit beschäftigt sich zurzeit kaum jemand so grundsätzlich und wortgewaltig wie der schon erwähnte Sozialpsychologe Jonathan Haidt, dessen Buch „The Anxious Generation. How The Great Rewiring of Childhood Is Causing An Epidemic Of Mental Illness” (Die ängstliche Generation. Wie die große Neuverkabelung der Kindheit eine Epidemie der mentalen Krankheit verursacht“) am 26. März 2024 erscheint, vorerst nur in Englisch.

In dem Buch, von dem er schon Auszüge auf der liberal bis libertären Plattform „Persuasion“ veröffentlichte, zeigt er mit einer Fülle von Statistiken, dass sich die Gesundheitsdaten der jungen Generationen der westlichen Ländern um das Jahr 2012 herum drastisch veränderten. Nach einem jahrzehntelangen Rückgang von Suiziden nahmen in dieser Altersgruppe versuchte und vollendete Suizide wieder zu, außerdem Selbstverletzungen (vor allem bei Mädchen) und generell mentale Krankheiten. Und das bemerkenswerterweise – zumindest in den USA, wo Erhebungen dazu vorliegen – stärker unter Jüngeren, die sich links der Mitte einordnen, als unter konservativen.
Die angeblich demokratisierende Wirkung von Netzwerken wie Instagram und TikTok hält Haidt für eine absichtsvoll konstruierte Legende: „Diese Netze haben nichts mit der Verbindung von Nutzern untereinander zu tun. Ihr Zweck besteht darin, die Nutzer an die Plattform zu binden.“

Die Daueraufgeregtheit in diesen Netzen, die systematische Verbreitung und Verstärkung aller möglichen Ängste, die Belohnung von Eskapismus und Narzissmus, darin besteht seine zentrale Botschaft, wirke hochgradig giftig auf Kinder und junge Jugendliche, die notwendigerweise über wenig Lebenserfahrung und geringe Verwurzelung in echten, analogen Gemeinschaften verfügen. Das bedrohe nicht nur die Jungen, die schließlich nicht immer jung blieben, sondern das gesamte soziale Gewebe der Gesellschaft. Seine Vorschläge zur Eindämmung lauten: Erstens keine Smartphones vor der High School. Zweitens kein Konsum von Plattformen wie Instagram und TikTok vor dem 16. Lebensjahr. Und drittens sehr viel mehr freies Spiel draußen in der unverkabelten Welt.

Die meisten Manager des Silicon Valley praktizieren diese Regeln, wie ab und an zu hören ist, bei ihrem eigenen Nachwuchs, weil sie aus ihrer Forschung sehr genau wissen, wie ihre eigenen Produkte auf junge Gehirne wirken. In China setzte die Regierung kaum umgehbare Restriktionen für TikTok durch, sowohl mit einer Altersgrenze als auch mit einem täglichen Maximalzeitbudget für Jugendliche.

Haidt empfiehlt Eltern, sich nicht auf staatliche Institutionen zu verlassen, sondern sich selbst als Eltern zu einer Institution zu machen, die Schaden von den Kindern fernhält.
Zu den wichtigsten Beiträgen auf der Konferenz gehörte auch der Vortrag des Sozial- und Politikwissenschaftlers Warren Farrell, der sich in den Vereinigten Staaten schon vor Jahren mit dem Mythos der privilegierten Männer und der diskriminierten Frauen auseinandersetzte, und der sich in den letzten Jahren hauptsächlich einem Thema widmet, der Krise der Jungen. In seinem Buch „The Boy Crisis“ von 2018 beschreibt er, welchen bleibenden Schaden abwesende Väter, ein Mangel an männlichen Vorbildern und die Dauerattacken auf die angeblich toxische Männlichkeit schon in der Schule in Kombination mit dem Überkonsum von Videospielen und Plattforminhalten anrichten. In seinem Vortrag schaffte er es, seine Forschungen zu einem Kern von 20 Minuten zu verdichten. Seine 80 Jahre merkt man Farrell nicht an. Und es fällt schwer, einen zweiten Wissenschaftler zu finden, der wie er eine düstere Botschaft aussprechen und gleichzeitig eine ähnliche Hoffnung auf eine Wende zum Besseren verbreiten kann.

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Die Erzählung der besseren Geschichte geht nicht ohne Anleihen im Christentum über die Bühne. Diese Anleihe nimmt die Konferenz und zwar in großen Portionen. Am deutlichsten in den beiden Vorträgen von Jordan Peterson. Wer sein millionenfach verkauftes Buch „12 Rules For Life“ kennt (ein Hinweis: Wenn es geht, das Original lesen, die deutsche Übersetzung ist grässlich), der weiß, welche zentrale Bedeutung die christliche Botschaft für den Psychologen besitzt. Dort beginnt und endet für ihn alles. Bei der ARC handelt es sich bei aller Internationalität um eine angelsächsische Veranstaltung mit Ausläufern in viele andere Länder.


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