Muss man viel darüber nachdenken

helmut-1, Siebenbürgen, Freitag, 07.04.2023, 07:52 (vor 992 Tagen) @ Falkenauge2079 Views

Ich will mal versuchen, damit zu beginnen, was mir dabei ein- und auffällt:

Und diesen ganzen Prozess des Erwerbs vielfältiger Fähigkeiten mache letztlich das aus, was wir „Kultur“ nennen.

Aber auch dann, wenn man sich aus diesem Prozess ausklinkt, seine vielfachen Fähigkeiten nicht mehr fördert, sondern – aus welchen Gründen auch immer- vernachlässigt, wird der Denker auch das als Kultur bezeichnen.

Ich will dazu ein Beispiel aus dem rumänischen Teil der Moldau geben, das ich selbst beobachtet habe. Auf entlegenen Gebieten, also abseits der Durchgangstraßen, da konnte ich beobachten, wie Leute auf einem derart minimalen Level leben, was unsereinem völlig unverständlich ist. Ein älteres Ehepaar, lebt seit Jahrzehnten in einem einzigen Raum mit ca. 20 m², auf die Frage nach Radio oder TV, überhaupt nach elektrischem Strom oder Gas kommt die Gegenfrage: „Wofür brauche ich das?“ Ich sehe um dieses kleine Häuschen herum fruchtbaren Boden, aber dort wächst nur Wiese, und die Ziege als einziges Haustier profitiert davon.

Man sieht ein paar Krautköpfe und ein paar Zwiebel, als angepflanztes Gemüse. Sie könnten auch Tomaten, Salat, etc. etc. pflanzen, - tun sie aber nicht. Brauchen sie nicht, so sagen sie. Sie sitzen in der Sonne auf der kleinen Bank vor dem Häuschen und schauen den Spatzen nach.
Der Tourist sagt, - nach seinen Vorstellungen – ach Gott, wie arm sind denn diese Leute. Falsch. Es ist eine Art von Genügsamkeit, die wir nicht kennen, oder durch unsere Konsumgesellschaft schon vergessen haben.

Die Leute haben sich ausgeklinkt, - nach unserer oberflächlichen Beurteilung. Eigentlich falsch. Denn sie sind erst gar nicht in etwas hineingeraten, aus dem sie sich ausklinken müssten. Sie haben immer so gelebt. „…des Erwerbs vielfältiger Fähigkeiten…“ – ist nichts da, kommt auch nichts. Trotzdem, - die Kardinalfrage: ist es nun Kultur oder nicht, was diese Menschen betreiben?

Das kann jeder an sich selbst beobachten. Wir messen die Zustände um uns, das Handeln der anderen Menschen und unser eigenes mehr oder weniger unbewusst ständig daran, wie es eigentlich sein sollte.
Und wir merken, dass wir auch selbst mit unserem Verhalten, unserem Tun und unseren Fähigkeiten vielfach nicht zufrieden sind. Wir genügen nicht unseren eigenen Idealen und moralischen Ansprüchen. Wir bleiben zumeist hinter ihnen zurück.

Da fehlt etwas Grundlegendes dabei, und zwar die Definition des Wortes „Ideal“. Im Verlaufe der Abhandlung geht man natürlich vom geistigen Ideal aus, aber es existiert auch, - wie es auch Meph angesprochen hat („die Wichtigkeit des Magens“) – ein fleischliches Ideal. Das hat viele Facetten. Es geht von Besitz, Reichtum, luxuriösem Lebensstil, - und alles, was sich daraus ableitet – bis zu den dem Menschen angeborenen Trieben, wie Sexualtrieb, Selbsterhaltungstrieb, Fortpflanzungstrieb. Gerade der letztgenannte hat überhaupt nichts mit geistigen Idealen zu tun, zumal man ihn ja auch bei den Pflanzen feststellen kann, - sofern man bei Pflanzen überhaupt von Trieb sprechen kann.

„…wie es eigentlich sein sollte.“ „…. vielfach nicht zufrieden sind.“ „ Wir bleiben zumeist hinter ihnen zurück.“

Ja, aber worauf beziehen wir das („wir“, - das sind 98% der Bevölkerung – von mir so geschätzt)? Mit Sicherheit nicht auf die geistigen Ideale.

Dies festzustellen, ist aber nur möglich, wenn es eine höhere Instanz in uns gibt, die das, was wir gewöhnlich Ich nennen, beurteilt und am eigenen höheren Maßstab misst – das höhere Ich.

Einverstanden. Das ist aber in unserer Industriegesellschaft steuerbar, besonders in den negativen Bereich hinein. Je mehr der Mensch ins Hamsterrad gepresst wird, umso weniger interessiert er sich für das „höhere Ich“. Nach dem Motto, wie das an dem satirischem Beispiel ablesbar ist: Man schenkt jemanden zum Geburtstag ein Buch. Die Reaktion des Beschenkten: „Danke, aber ich hab schon eines.“

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Anhand dieser Gedankengänge lässt sich bereits erkennen, dass meine Bemerkungen zu dem ganzen Komplex die doppelte oder dreifache Dimension/Länge des Hauptartikels nach sich ziehen würde. Aber das Thema ist einfach zu umfangreich und hat mehr als nur eine Sichtweise.

Ich will noch zwei Beispiele als Hinweis für die immense Ausdehnung dieses Themas anführen:

- Die Geschlossenheit des harmonischen Dreiecks von Körper, Geist und Seele. Damit meine ich die Wichtigkeit, und natürlich alle damit in Zusammenhang stehenden Komplexe wie „mens sana in corpore sano“, etc.

- Nahtoderlebnisse sowie in weiterer Folge das Thema „Reinkarnation“. In weiterer Form die Beschäftigung mit der Frage, was die wahre Ursache dafür sein kann, wenn man irgendwohin kommt, wo man nachweislich noch nie war, und das Ganze kommt einem so bekannt vor, als wenn man dort schon immer gelebt hätte. Dazu die Traumdeutung und auch das Thema Hypnose, insbesondere die Hypnose hinsichtlich des „Zurückversetzens“ in weit davor liegende Zeiträume.

Darüber haben viel gescheitere Leute als ich schon Bücher geschrieben. Es soll nur als Beispiel dafür dienen, wie umfangreich diese ganzen Themenkomplexe sind.

Zum Abschluss unterstreiche ich noch diesen Absatz:

Allein aus einer solchen Selbsterkenntnis kann das deutsche Volk Richtlinien und Ziele für sein Handeln in die Zukunft hinein gewinnen, das seinem Wesen gemäß ist. Wo sie nicht vorhanden ist, wird das Verhalten der Deutschen in Kultur, Politik und Wirtschaft im Grunde völlig halt- und richtungslos sein und anderen Mächten folgen. Das erleben wir ja auch in der Gegenwart mit bitteren Konsequenzen.

Fazit:

Es ist nicht nur schön, sondern auch notwendig, sich mit den im Artikel angesprochenen Themen auseinanderzusetzen. Aber man soll sich darüber keine Illusionen machen, sondern sich immer dessen bewusst sein, dass derlei Gedankengänge nur im Gehirn eines Einzelnen, im Vergleich zu 1000 anderen, bei denen sich im Kopf nichts bewegt, stattfinden. Das ist einfach zu wenig, um eine erkennbare Veränderung zu erreichen.

Machen wir uns nichts vor: Diejenigen, die sich mit derlei Themen auseinandersetzen, werden niemals etwas in der Breite damit bewegen oder verändern können, - es hat nur den einen klaren Selbstzweck:

Die Selbstfindung zu verbessern und seine persönliche Sichtweise über den Sinn des Lebens zu erweitern.


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