Parteipolitische Einstellungen und Kampf-Methoden beim Bund der Freien Waldorfschulen

Falkenauge, Donnerstag, 08.12.2022, 18:05 (vor 504 Tagen) @ Falkenauge2678 Views

Der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) wendet sich in seinem Publikationsorgan Erziehungskunst, Ausgabe November 2022, scharf gegen Unterwanderungsversuche der Waldorfschulen aus rechten Kreisen mit Artikeln über: „Aufgaben der Waldorfschulen gegen rechte Angriffe“ und „Waldorfschulen und rechtsradikale Unterwanderungsversuche“, eingeleitet im Editorial mit der Überschrift „Waldorfschulen: kein Ort für Nazis!“ Die Sprache verrät, dass kein Unterschied gemacht wird zwischen rechts und rechtsradikal oder nationalsozialistisch. Das ist in der politischen Öffentlichkeit die Sprache der linken Parteien, einschließlich derer, die nach außen noch christliche oder liberale Kürzel tragen.

Selbstverständlich ist es berechtigt und notwendig, dass der Bund und die Freien Waldorfschulen gegen Unterwanderungsversuche rechtsextremer Persönlichkeiten und Gruppierungen wachsam sind und diese verhindern müssen, ebenso wie gegen linksextreme oder jesuitische, die nicht weniger fundamental die anthroposophischen Grundlagen der Waldorfpädagogik unterminieren können. Aber es kommt auf die Methode an, um die es hier geht.

Bereits das Titelblatt der pädagogischen Zeitschrift enthält das pauschale Urteil über rechts und eine Kampfansage:

(Eine stilisierte Figur wirft ein Hakenkreuz in den Papierkorb, darunter steht: Klare Kante gegen rechts.)

Nicht nur Rechtsradikale sind Nazis, so wird suggeriert, sondern überhaupt rechte, konservative Auffassungen – eine vollkommen legitime Position im parlamentarischen Spektrum, ohne die es auch kein „links“ gäbe – seien nationalsozialistisch und gehörten entsorgt. Was für ein Niveau!

Methoden links-grüner Parteien

„Klare Kante gegen rechts!“ ist seit Jahren gängiger Imperativ links-grüner Parteien gegen neue Parteien oder Bürgerbewegungen und Demonstranten, die andere als linke Positionen vertreten und Kritik an undemokratischen, verfassungswidrigen Maßnahmen links-getragener Regierungen üben. Siehe hier, hier, hier, hier. Und Olaf Scholz twitterte am 2.6.2021: s. Olaf Scholz sur Twitter : "Zeige auch du die ... .

Der Spruch wird, ohne zu differenzieren und sich inhaltlich mit den Positionen auseinanderzusetzen, pauschal gegen „rechts“ gerichtet, offensichtlich mit dem Ziel, diese Personen und Gruppierungen in die Nähe des Nationalsozialismus zu rücken und sie so als faschistische Demokratiefeinde zu diffamieren, mit deren Argumenten man sich gar nicht erst zu befassen braucht. Damit sollen konkurrierende politische Ideen und Gruppierungen, welche die eigene Machtposition gefährden könnten, von vorneherein zum Schweigen gebracht und ausgeschaltet werden.

In der Wissenschaft ist diese üble Methode als argumentum ad hominem bekannt, worunter ein Scheinargument verstanden wird, „in dem die Position oder These eines Streitgegners durch Angriff auf dessen persönliche Umstände oder Eigenschaften angefochten wird. Dies geschieht meistens in der Absicht, wie bei einem argumentum ad populum, die Position und ihren Vertreter bei einem Publikum oder in der öffentlichen Meinung in Misskredit zu bringen und eine echte Diskussion zu vermeiden.“ (Wikipedia)

Wer sich auf diese Weise überhaupt nicht oder nur fragmentarisch abstempelnd auf inhaltliche Argumente einlässt, hat im Grunde selbst den Boden der Demokratie bereits verlassen, zumal er mit seinen öffentlichen diskreditierenden oder diffamierenden „Scheinargumenten“ die Betroffenen mit links-medialer Unterstützung an den öffentlichen Pranger stellt, sie damit gesellschaftlich und beruflich isoliert und einschüchtert und so auch ihr fundamentales Grundrecht der Meinungsfreiheit de facto massiv einschränkt.

Die Methoden in der „Erziehungskunst“

Diese Methoden werden auch in Artikeln des November-Heftes 2022 der „Erziehungskunst“ angewendet. Die verantwortliche Redakteurin Angelika Lonnemann räumt im Editorial ein, dass es sich – verglichen mit dem Gros aller Waldorflehrer, Mitarbeiter und Eltern – um eine sehr kleine Minderheit handele. Warum dann diese öffentliche Kampfansage in der Erziehungskunst in links-parteipolitischer undifferenzierter Manier gegen Angriffe „rechter Menschen und Institutionen, die Waldorfschulen und Rudolf Steiner für sich reklamieren wollen“? Man wolle davon erzählen und zur Wachsamkeit aufrufen. Schauen wir, wie dieses Erzählen aussieht.

Das Vorstandsmitglied Hans Hutzel, ein Politikwissenschaftler, schildert in seinem Artikel „Aufgaben der Waldorfschulen gegen rechte Angriffe“, ebenso ohne klare Unterscheidung zwischen „rechtsextrem“ und „rechts“, die Ausgangssituation für den BdFWS:
„Seit einigen Jahren, seit an einzelnen Schulen punktuell rechtsextreme und antidemokratische Vorfälle sichtbar wurden, und verstärkt, seit im Windschatten der Coronaufregung und der scharf geführten Debatten über die Schutzmaßnahmen in vielen gesellschaftlichen Bereichen neu-rechte, antidemokratische und rassistische Auswüchse sichtbar wurden, beschäftigen sich viele Menschen an den Schulen, die Gremien des Bundes der Freien Waldorfschulen und speziell eingesetzte Arbeitskreise mit diesem Themenfeld.“

Also neu-rechte, antidemokratische und sogar rassistische Auswüchse wurden gegen die – natürlich demokratisch korrekten - Corona-„Schutzmaßnahmen“ sichtbar. Aber Genaueres erfährt man nicht, so dass man sich keine Vorstellung und kein eigenes Urteil bilden kann. Dann schreibt er weiter:

„Leider sind es nicht nur die weithin erkennbaren Nazis, mit einem entsprechenden Outfit, sondern es sind sich intellektuell gebende oder esoterisch schwadronierende Menschen, die eine Bedrohung darstellen. Diese oft rhetorisch geschmeidig daherkommenden Personen suchen den Anschluss an waldorfpädagogische Grundlagen. Das Perfide an der Sache ist, dass die Stragteg:innen dieser neu-rechten Bewegungen sehr geschickt vorgehen. Sie nennen das selbst Metapolitik und im politischen Vorfeld wirken. Es ist ein Kampf um die Köpfe, im Sinne von Einpflanzen von rechten Welterklärungsmustern. Hauptangriffsrichtung ist es, die Grundlinien des Sagbaren zu verschieben. Nicht durch dumpfe Parolen – denen wäre schnell beizukommen. Es sind die scheinbar anknüpfungsfähigen Diskurse… Es geht um die Besetzung von Worten und Begriffen. (…) Dieses rechte Framing zielt absichtsvoll auf Begriffe, die in der Anthroposophie und der Waldorfpädagogik benutzt werden. (…)
Die Strategie der rechten Gruppierungen ist es, Denkfiguren und Traditionen zu okkupieren, umzuwerten und mit ihren Inhalten zu füllen. Wenn dies noch gekoppelt wird mit wirren, sich esoterisch nennenden Behauptungen, die viel von Wahrheit schwadronieren und «wir wissen doch, dass…»-Formeln verwenden, dann entsteht daraus genau die Unschärfe am rechten Rand, der es direkt und mutig zu begegnen gilt.“

Gemeint ist das „Institut für Staatspolitik“ (IfS), das als rechtsextrem bezeichnet wird. Oder es ziele „beispielsweise die Partei ´die Basis` mit ihren gefühligen romantisierenden Aussagen exakt in dieses Feld und versucht Begriffe der Dreigliederung in diesem Sinne umzuframen. Leider verfängt das in manchen Schulen und im Umfeld kritiklos.“

Abgesehen davon, dass auch wieder keine Begründungen erfolgen, der Leser nur mit diskreditierenden Urteilen konfrontiert wird, denen er glauben soll, wird deutlich, dass es sich in diesem Punkt gar nicht um Unterwanderungsversuche der Waldorfschulen handelt, sondern um eine geistige Auseinandersetzung. Der BdFWS beansprucht die Deutungshoheit über anthroposophische und waldorfpädagogische Begriffe, gegen deren Besetzung und Umdeutung durch „Rechte“, sprich „Rechtsextreme“, er meint einschreiten zu müssen. Ein solch päpstliches Richteramt hat in einem freien Geistesleben nichts zu suchen, für das nach Rudolf Steiner die Waldorfschulen gerade eine Speerspitze bilden sollen. Auch der BdFWS kann nur wie jeder andere inhaltlich seine Argumente zum richtigen Verständnis anthroposophischer und waldorfpädagogischer Begriffe geltend machen.

Primär persönliche Diskreditierung

Im nächsten Artikel „Waldorfschulen und rechtsradikale Unterwanderungsversuche“ zeigen die vier Autoren Albrecht Hüttig, Martin Malcherek, Markus Schulze und Frank Steinwachs zunächst auf, inwiefern Menschen aus dem Spektrum „rechtsesoterischer, rechtsradikaler oder rechtsextremer Gruppen versucht haben, als Familien oder Lehrkräfte mehr oder weniger offensichtlich in die Waldorfschulen hineinzukommen, dort tätig zu werden und auf sie einzuwirken“. Es werden einzelne Versuche von Reichsbürgern, aus rechtsradikalen Netzwerken, von völkischen Siedlern und der Anastasiabewegung geschildert, deren rechtsradikale Verortung beschrieben wird.

Darauf soll und kann hier nicht eingegangen werden. Entscheidungen darüber, welche Lehrer und Eltern man aufnehmen will oder duldet, liegen natürlich, in beratender Zusammenarbeit mit dem BdFWS, ganz in der Kompetenz der einzelnen Waldorfschule. Man kann nur die Frage haben, ob Beurteilungen und Entscheidungen frei von politischen Schablonen erfolgt sind.

Der Beurteilung unterliegt aber hier das letzte Kapitel des Artikels mit der Überschrift „Zur Interpretation der Schriften Steiners – Publikationen im rechten Spektrum“, in dem sich die Autoren, wie schon Hans Hutzel im vorangehenden Artikel, der „Vereinnahmung der Waldorfpädagogik und Anthroposophie durch Akteur:innen aus dem rechten Spektrum“ zuwenden, also einem Thema, das gar nichts mit der Unterwanderung der Waldorfschulen zu tun hat. Und hier kommt es wieder auf die Methode an.

Diese „Vereinnahmung“ werde am offensivsten von Caroline Sommerfeld betrieben.
„Sie ist der Identitären Bewegung zuzurechnen, die vom Verfassungsschutz als verfassungsfeindlich eingestuft wird. In ihrem Buch ´Wir erziehen` geht sie auf Maria Montessori, Peter Petersen und Rudolf Steiner ein. Steiner stellt sie als «völkischen Denker» dar und empfiehlt ausdrücklich die Waldorfschule für Rechte, wo eine Integration ins eigene Volkstum aktiv betrieben werde und eine klare Unterscheidung zwischen dem eigenen Volk und den Fremden erfolge. Erschienen ist diese Publikation 2019 im rechtsradikalen Verlag Antaios von Götz Kubitschek.“

Als erstes wird Frau Sommerfeld also persönlich angegriffen und in die verfassungsfeindliche rechtsextreme Ecke gestellt, wobei die Einstufung des parteipolitisch besetzten Verfassungsschutzes noch keine Begründung darstellt. Die fragmentarische inhaltliche Begründung, sie stelle Rudolf Steiner als „völkischen Denker“ dar, und in der Waldorfschule werde eine Integration ins eigene Volkstum aktiv betrieben, durch die eine klare Unterscheidung zwischen dem eigenen Volk und den Fremden erfolge, kann vom Leser ohne den Zusammenhang, in dem es steht, und aus dem nur hervorgehen kann, wie es gemeint ist, nicht einfach nachvollzogen werden.

Dann heißt es weiter:
„In der rechtsextremen Zeitschrift Compact, die vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft wird und deren Herausgeber Jürgen Elsässer explizit mit der AfD, Pegida etc. kooperiert, hat Jonas Glaser 2021 den Artikel «Anthroposophie: Mit Rudolf Steiner gegen den Great Reset» publiziert – wobei der Great Reset rein verschwörungstheoretisch interpretiert wird. Sein Fazit lautet: «Für viele Querdenker, Impf-Kritiker, Patrioten und Gegner des Great Reset ist Steiner ein Leitstern.» Ein weiterer Artikel von Jonas Glaser lautet «Der Erzengel der Anthroposophen: Rudolf Steiner und die Rettung der Welt».“

Auch hier erfolgt zuerst ein Angriff „ad hominem“ auf Zeitschrift und Herausgeber, in dem sie unter Berufung auf eine staatliche Autorität extremistisch genannt wird und durch ihre Kooperation mit „AfD, Pegida etc.“ letztere gleich rechtsextremistisch mit verortet werden. Was der Redakteur Jonas Glaser über Rudolf Steiner geschrieben hat, erfährt man nicht, nur dass er ein Leitstern für viele Querdenker, Impf-Kritiker, Patrioten und Gegner des Great Reset sei. Der Leser weiß also nicht, was die Artikel inhaltlich so verwerflich macht, er soll den Autoren glauben. Es genügt offenbar, dass die Artikel am „falschen Ort“ erschienen sind.

Gleichsam in einem Atemzug wird nebenbei noch ein – wohl missliebiger - Anthroposoph mit einbezogen:
„In dieser Zeitschrift (also ´Compact`) wird auch für das Buch von Axel Burkart ´Faszination Rudolf Steiner: Sein Werk und seine Bedeutung für unser Leben` geworben, das Glaser lobend anführt.“
Allein durch ein Lob von der falschen, angeblich rechtsextremen Seite wird Axel Burkart suggestiv in den Dunstkreis des Rechtsextremismus versetzt. Warum sonst erwähnt man das in diesem Zusammenhang? Ein sorgfältiger inhaltlicher Nachweis erfolgt nicht.

Nun werden mit dieser politischen Kampfmethode unmittelbar anschließend noch weitere Anthroposophen erfasst. So heißt es lapidar:
„Thomas Meyer bezieht sich lobend auf Publikationen von Glaser im Editorial des ´Europäer` vom Februar 2021.“
Abgesehen davon, dass der Herausgeber der anthroposophischen Zeitschrift sich im erwähnten Editorial nur auf einen oben von den Autoren gar nicht erwähnten Artikel von Glaser mit dem Titel „Der erste Querdenker: Rudolf Steiner und die Corona-Krise“ bezieht, wird er alleine deswegen, weil er den Artikel eines Journalisten lobt, der in einer unterstellten rechtsextremen Zeitschrift schreibt, selber suggestiv in den rechtsextremen Dunstkreis gerückt. Ein Lob an die falsche Seite genügt. Aber es erfolgt kein inhaltlicher Nachweis, dass sich Thomas Meyer rechtsextrem geäußert habe.

Und direkt weiter liest man:
„Er (Thomas Meyer) hebt zudem die Aktivitäten von Bodo Schiffmann und seinem «Kollege[n]» Herbert Ludwig hervor: durch sie würde die «Ich-Autonomie» gegen staatliche Willkür gezeigt. Er kommt zu dem Schluss: «Der Geist der wahrhaft augenöffnenden Geisteswissenschaft Rudolf Steiners weht und blüht eben, wo er will und kann.»“

Demgegenüber schreibt aber Thomas Meyer im Editorial des Europäers:
„Unlängst zeigte Bodo Schiffmann die Europäer-Ausgabe mit der wichtigen Berliner Rede von Robert Kennedy den Zuschauern seiner Fernsehsendung. Und eben erfahren wir, dass unser Kollege Herbert Ludwig … auf der letzten Ausgabe des «Corona-Ausschusses» ausführlich zu Wort gekommen ist! Er schildert in seinem beachtenswerten Votum die so verbreitete Gesinnung der Unterwürfigkeit unter Obrigkeiten gegenüber der wahren Ich-Autonomie. … Der Geist der wahrhaft augenöffnenden Geisteswissenschaft Rudolf Steiners weht und blüht eben, wo er will und kann. Und nicht unbedingt dort, wo man sein Blühen erwarten würde. …“

Der Vergleich offenbart, dass zum einen Thomas Meyer nicht „Aktivitäten“ Bodo Schiffmanns hervorhebt, welche die Ich-Autonomie gegen staatliche Willkür zeigten, sondern nur die Tatsache, dass dieser (als Nicht-Anthroposoph) seinen Zuschauern die Europäer-Ausgabe mit der Rede Robert Kennedys zeigt, und dass zum anderen der Ausdruck „staatliche Willkür“ eine Erfindung der Autoren ist.
Die Autoren berufen sich auf Worte Thomas Meyers im Editorial des Europäers, das ihnen also vorgelegen hat. Sie kannten den dortigen Wortlaut. Das heißt, sie haben ihn gezielt falsch wiedergegeben.

Und indem sie die Ich-Autonomie, isoliert von ihrem Kontext, in Anführungszeichen setzen - um sie wohl im Sinne von Hans Hutzel im vorangehenden Artikel als „esoterisch schwadronierend“ zu kennzeichnen -, sie nicht der Unterwürfigkeit unter Obrigkeiten, sondern der „staatlichen Willkür“ entgegenstellen und in einem Atemzug mit den „Aktivitäten“ des wohl als rechtsextrem angesehen Querdenkers Bodo Schiffmann nennen, soll offensichtlich eine rechtsextreme Gesinnung auch von mir, Herbert Ludwig, suggeriert werden. Perfider geht’s nicht.

Dann nehmen die Autoren noch zwei kleine neue Parteien ins Auge:
„Was die politischen Parteien betrifft, so sei nur darauf aufmerksam gemacht, dass die Partei Deutsche Mitte, die Coronamaßnahmen als «faschistoid» bezeichnet und damit sympathisiert, Ungeimpfte könnten einen «Judenstern» tragen. Sie formuliert verschwörungstheoretische Narrative über Bill Gates und die WHO und steht einer multikulturellen Gesellschaft ablehnend gegenüber. Die Ideen der Dreigliederung des Sozialen Organismus werden von ihr publiziert.“

Dies könnte direkt aus eine Presseerklärung der SPD stammen. Man erfährt nichts über die Gründe, aufgrund derer die kleine Partei ihre Kritik an der Verfassungswidrigkeit der Maßnahmen und der gesellschaftlichen Ausgrenzung der Ungeimpften in etwas überspitzter Form formuliert. Das ist für die Autoren per se rechtsextrem. Ebenso Hinweise zu Bill Gates` nachweislichen Einflüssen auf die WHO und zu Hintergründen der Massenmigration, die nur blinden Regierungsgläubigen verborgen bleiben. Und anstatt froh zu sein, dass die Ideen der Sozialen Dreigliederung Rudolf Steiners von anderen aufgegriffen werden, wird der Eindruck erweckt, als habe der BdFWS ein Monopol über diese Ideen.

„Auch die Partei die Basis propagiert Ideen der Dreigliederung des Sozialen Organismus. Die Autoren sind von Waldorfschulen informiert, dass es Eltern und Lehrkräfte gibt, die Mitglieder dieser Partei sind bzw. mit ihr sympathisieren. Der ehemalige Waldorflehrer und Anthroposoph Christoph Hueck hat im August 2021 einen Beitrag unter der Rubrik Stimmen der Basis veröffentlicht.“

Was wird hier suggeriert? Eltern und Lehrer, die Mitglieder der legitimen Partei die Basis sind oder mit ihr sympathisieren, seien rechtsradikal und dürften keine Ideen der Sozialen Dreigliederung propagieren, auch nicht, wenn sie Anthroposophen sind.
Dr. Christoph Hueck war Klassenlehrer an einer Waldorfschule in Oberbayern (2003-2008), Dozent an der (anthroposophischen) Freien Hochschule Stuttgart (2008-2015), hatte dort die Professur für Lebenswissenschaften (2013), betrieb ein Forschungsprojekt zur lebenslangen gesundheitlichen Wirkung der Waldorfpädagogik in Kooperation mit der Charité Berlin (2009-2013), ist Gründer der Akanthos Akademie für anthroposophische Forschung und Entwicklung e.V. in Stuttgart (2014) und ist seit 2015 noch immer Redakteur von Die Drei, Zeitschrift für Anthroposophie in Wissenschaft, Kunst und sozialem Leben, sowie freiberuflicher Dozent an Waldorf-Erzieherseminaren und am Freien Jugendseminar Stuttgart.

Darauf kommt es offenbar nicht an, denn:
„Parteivertreter:innen leugnen die Coronapandemie, Impfungen werden als organisierte Massentötungen mit dem Holocaust gleichgesetzt und der Regierung wird unterstellt, Konzentrationslager für Ungeimpfte einrichten zu wollen, so unter anderem von Reiner Fuellmich, der einen Strafbefehl des Göttinger Amtsgerichtes erhalten hat, da er über den Holocaust behauptet hatte: «Es war nicht Hitler, der das getan hat, sondern es war das amerikanische Finanzsystem.»“

Mit anderen Worten: Sie kritisieren scharf die Corona-Politik der Parteien und Regierungen und sind deshalb rechtsradikal. Ihre Argumente werden von den Autoren jedoch inhaltlich nicht widerlegt, denn dazu müssten sie sich durch gründliche Recherche erst einmal ein viel umfassenderes Wissen erarbeiten, als sie in ihrer parteipolitischen Blase als selbstverständlich voraussetzen.
Abgesehen davon ist das Anführen eines Strafbefehls gegen Reiner Fuellmich diskreditierend. Ein Strafbefehl entspricht zunächst nur einer Anklage der Staatsanwaltschaft, der erst etwas aussagt, wenn er selbst oder nach Einspruch ein darauf erfolgendes Urteil rechtskräftig geworden ist. Bis dahin hat der Angeklagte kraft Gesetzes als unschuldig zu gelten. Solche rechtsstaatlichen Grundsätze scheinen den Autoren in ihrem Diffamierungseifer unbekannt zu sein.

Aber es gibt bis heute noch nicht einmal einen solchen Strafbefehl gegen Dr. Fuellmich. Hätte es ihn gegeben, hätte Dr. Fuellmich natürlich Einspruch eingelegt, es wäre zur Gerichtsverhandlung gekommen und die Presse hätte genüsslich darüber berichtet. Nichts. Wie Dr. Fuellmich selbst berichtet, sei der Strafbefehl eine boshafte Erfindung der Göttinger Lokalpresse. Auch die Partei die Basis hat eine entsprechende Presseerklärung abgegeben. Weitere Meldungen dazu gibt es nicht.
Mit Verantwortungsgefühl für die Wahrheit und genauer Recherche hätten das die Autoren vor der Veröffentlichung ihres Artikels selbst feststellen können.

Resümee

Die November-Ausgabe der „Erziehungskunst“ ist, soweit sie hier, einschließlich der primitiven Titelseite, analysiert wurde, von einer Darstellung geprägt, die durchgehend nach linken parteipolitischen Methoden vorgeht: Keinen Unterschied zwischen rechts und rechtsextrem bzw. nationalsozialistisch zu machen und die Menschen primär persönlich zu diskreditieren und zu diffamieren, so dass ihre Äußerungen und Argumente von vorneherein miterledigt sein sollen, ohne eine rechtsextreme Gesinnung inhaltlich überhaupt genau nachzuweisen.

Das heißt, dass im Bund der Freien Waldorfschulen einschließlich der Redaktion der Erziehungskunst Vertreter linker Parteipolitik das Wort führen, welche die Organe des Bundes für parteipolitische Ziele instrumentalisieren. Der Bund bläst aufgrund vereinzelter Fälle zu einem großen Angriff auf rechtsextreme und „rechte“ Unterwanderungsversuche und offenbart durch seine politischen Methoden, dass in ihm linke Parteipolitik herrscht. Ist er selbst von „links“ unterwandert?

Drei einflussreiche Persönlichkeiten des Bundes sind auch aktive Mitglieder linker Parteien. Die verantwortliche Redakteurin der Erziehungskunst, Angelika Lonnemann, ist seit Februar 2016 bis heute Ortsvereinsvorsitzende der SPD in Augsburg-Lechhausen, war von März 2016 - Juli 2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Augsburger SPD-Bundestagsabgeordneten Ulrike Bahr und ab August bis Oktober 2021 noch Büroleiterin des Abgeordnetenbüros (Linkedin).
Martin Malcherek, einer der vier Autoren des Artikels „Waldorfschulen und rechtsradikale Unterwanderungsversuche“, Rechtsanwalt in Mainz und bis 2021 lange Jahre Justiziar des Bundes, ist seit 2017 für die Partei „Die Linke“ im Stadtrat von Mainz, war 2017 Direktkandidat der „Linken“ für
den Bundestag und 2019 und 2022 Kandidat für den Oberbürgermeister in Mainz. (Siehe Internet, zu seinen Aktivitäten auch hier.)
Wilfried Bialik, Vorstandsmitglied im BdFWS, ist SPD-Mitglied (hier) und nach einer Meldung vom 8.12.2020 SPD-Ratsherr in Swisttal-Düstekoven (NRW) und dort stellvertretender Vorsitzender des Schulausschusses (blick-aktuell).

Weitere Partei-Mitgliedschaften sind mir nicht bekannt. Aber es kommt auch nur darauf an, dass die übrigen Verantwortlichen offensichtlich mit den parteipolitischen Meinungen und Methoden übereinstimmen. Sprechend in dieser Beziehung ist, dass Angelika Lonnemann von der Arena des parteipolitischen Nahkampfes, wo sie 5 Jahre und 8 Monate für die SPD gewirkt hat, direkt auf den Stuhl der Chefredaktion der Erziehungskunst gerufen wurde. – Doch Parteipolitik gehört so wenig in den Bund der (Freien) Waldorfschulen wie in die Schulen selbst.

Rudolf Steiner hatte ein klares Urteil über die Parteien. 1920 sagte er zu Anthroposophen:
„Sie wissen, das Trostloseste, das Ödeste, das Platteste ist es, was sich in diesen Parteien darlebt. (…) Man erlebt innerhalb dieser Parteibildungen – wie jeder zugeben muss - das Allerschlimmste.“ 1
Der geisteswissenschaftlichen Forschung ergebe sich, dass die Parteien mit ihren abstrakten Programmen und Grundsätzen „… das Abbild, der Abglanz dessen (sind), was in der geistigen Welt eine Realität intensiverer Art ist. (…) Was hier abstrakt ist, ist da oben wesenhaft, das heißt, das Abstrakte ist hier nur Schatten des Wesenhaften. (…) Ahrimanisches Wesen schattet sich … im Konservativen ab, luziferisches Wesen schattet sich … ab im Liberalen.“
Hier laufe man einem konservativen oder einem liberalen Programm nach, oben sei man Anhänger von einem ahrimanischen oder einem luziferischen Wesen irgendeiner Hierarchie.2 Andere Parteien seien unterschiedlich gewichtete Mischungen.

Daraus erklärt sich, dass es in den Parteien vielfach nicht um die Wahrheit, sondern um Lüge und Täuschung geht. Und es wird deutlich, dass durch die Brille der parteipolitischen Vorurteile und Dogmen eine objektive Erkenntnis – hier dessen, was rechtsradikal oder nationalsozialistisch wirklich ist - überhaupt nicht möglich sein kann. Welche Anforderungen stellte Rudolf Steiner an einen sorgfältigen vorurteilsfreien Erkenntnisvorgang!

Die beschriebenen brutalen parteipolitischen Methoden sind den Ideen und der Erkenntnishaltung der Anthroposophie diametral entgegengesetzt, in der die unbedingte Wahrheitsliebe und die Unantastbarkeit des seelisch-geistigen Wesens des Menschen oberste Ideale darstellen.
Rudolf Steiner forderte immer wieder: „Der Mensch soll nur sagen, was wahr, was geprüft ist. Es genügt nicht, dass er sich entschuldigt mit einem ´ich sagte es in gutem Glauben`.“ 3

Und in Bezug auf die Verletzung des seelisch-geistigen Wesens des anderen Menschen sagte er:
„Einen anderen von seinem Platz wegzuschieben, ist eine Rüpelhaftigkeit, wenn man aber in Gedanken dasselbe tut, so fällt niemandem ein, dass dies ein Unrecht ist. (…) Derjenige, der dem anderen ins Wort fällt, der tut von einer geistigen Weltanschauung aus betrachtet etwas Ähnliches wie der, welcher dem andern physisch einen Fußtritt gibt.“ Ja, es sei noch eine viel stärkere Beeinflussung, einem andern ins Wort zu fallen, als ihm einen Fußtritt zu geben.4
In welch einem noch viel höherem Maße gilt das, wenn andere Menschen ohne Beweis von Tatsachen öffentlich diskreditiert und diffamiert werden.

Es wird sich im Bund der Freien Waldorfschulen viel ändern müssen, wenn der Parteien-Ungeist weichen soll und er seine hier abhanden gekommene anthroposophische Identität wiedererlangen will, aus der er allein seine Daseinsberechtigung bezieht.

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Quelle mit Bild, Links im Text und Literaturangaben:

https://fassadenkratzer.wordpress.com/2022/12/08/parteipolitische-einstellungen-und-kam...


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