Leserzuschrift, ausführliche Info aus Österreich

Joe68, Montag, 30.05.2022, 19:49 (vor 695 Tagen) @ Joe682949 Views

Ich kann euch die Situation aus Österreich kurz erläutern, da ich selber auch schon das zweite Haus baue. (ich bin aber kein Finanzguru, ich sehe nur die Dinge und beurteile danach)
Meine Sicht ist folgende - die Inflationsproblematik wird sich in den nächsten zwei
Jahrzehnten nicht beruhigen und ich glaube sogar dass es irgendwann weit vorher komplett kracht mit dem Euro und dann ist die Party vorbei.

Zur Problematik in Österreich, vor allem in Süden und Osten:
Die Bauplätze haben sich con 2012 bis 2014/2015 verdoppelt, dann von 2015 bis 2019 nochmals verdoppelt und von 2019 bis Heute sind sie nochmals um 30-50% gestiegen.
2012 hatte ich einen Bauplatz im Süden (Steiermark) für rund 50k € gekauft, dieser wäre heute rund 250k € Wert! Wer selber ein Haus baut, also möglichst alles selber macht, organisiert etc. braucht derzeit rund 200-230k € für ein Haus ca. 150m², zuzgl. zum Bauplatz sind wie hier schon bei rund 490k€. Das Problem begann als größere Baufirmen (Generalunternehmer) die Genehmigung bekamen überall Wohnungen zu errichten, ab da hatte man als "Häuslebauer" keine Chance einen Baugrund für einen realistischen Preis zu bekommen. Die Baugrundstücke wurden dann tlw. im Bieterduell verkauft. Inseriert wurde ein mind. Preis und ab da gehts dann los. Später kamen die Bauplatzverkäufer direkt zu den GU's und bekamen für 1000m² satte 400k€ ohne mit der Wimper zu zucken.
Die Landwirte und Großgrundbesitzer in meiner Gegend erleben gerade den größten Boom in ihrer Geschichte.

Die Doppelhäuser gehen hier ab für rund 400-450k€, die Efh für rund 150-200k mehr, wir rden hier nur vom Neubau (2-3 Jahre alt). Ich rede auch mit sehr vielen Jungen Leuten und frage sie weshalb sie unbedingt ein Haus zu solchen Preisen wollen und die Antwort ist:
"Wir haben etwas angespart und bevor die Kohle mit der Infl. weg ist kaufen wir noch schnell eine Hütte, wenns am Ende nicht klappt wird eben verkauft" hinzu kommt noch dass mir einige junge Leute gesagt haben dass sie davon ausgehen dass irgendwann auch die Löhne steigen müssen und so hoffen sie den fix verzinsten Kredit leichter abzubauen.
Was saght ihr im DGF zu solchen Ideen?
Die andere Gruppe der Kreditnehmer von variablen Zinsen hat natürlich eine andere Sicht, die sagen
dass die Zinsen für vari. Kredit nicht sehr stark steigen dürfen und können da ja sonst die etlich andere Länder, Unternhemen etc. bankrottieren. Im Sommer soll von der EZB der Leitzins nochmals angehoben werden und die Banken folgen umgehend.
Mitte März bekam man in meiner Bank noch einen FixzinsKredit für rund 1,8%, derzeit liegt er bei rund 3% wobei man noch etwas runterhandeln kann, je nach Bank und Berater.

Die Wohnungspreise im Süden lagen noch 2018 bei rund 2500-2700€ pro m² (Neubau), heute liegen sie bei rund 4000-4200€ und sind damit höher als bei einem Efh. Doch sobald eine Hütte, billigts hergestellt, irgendwo gebaut wurde ist schon tlw. bezogen noch bevor die Fassade fertig ist.
Ich frage mich wer das kauft. Die Löhne sind hier auch niedriger als in D. bei den großen Firmen.

Was denkt ihr über diese Dynamik und welche Szenarien stehen uns bevor bei weiter steigender Inflation, wird man sich da leichter entschulden können und gab es das überhaupt schonmal in dieser Hinsicht.
Momentan ist es so dass man weder nach vorne noch nach hinten kann. Auf der einen Seite die Infaltion die alles wegfrisst und auf der anderen Seite die immer schneller steigenden Kreditzinsen verbunden mit hohen Rohstoffpreisen. Eine kleine 55-60m² Mietwohnung (Neubau) kostet im Schnitt rund 850-950€ pro Monat. Nimmt man noch die anderen Dinge bleibt weniger als ein Monatslohn eines Paares übrig. Mir tun die jungen Leute hier richtig Leid.


'erlaubnis zur Veröffentlichung liegt vor, joe68, vielen Dank an den Leser, es sind diese Zuschriften die sehr wertvolle Informationen geben


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