Danke. Noch einige nebensächliche Überlegungen.

Silke, Donnerstag, 06.06.2019, 16:57 (vor 1757 Tagen) @ Dieter3021 Views
bearbeitet von Silke, Donnerstag, 06.06.2019, 17:08

Lieber Dieter,

ich versuche das "kapital"istische System als Gesamtphänomen zu verstehen nach dem von @dottore und Mitstreitern eingeführten Debitismus-Konzept samt Machttheorie und den von @Ashitaka und Mitstreitern beigesteuerten umfangreichen und sehr stimmig wirkenden ergänzenden und erweiternden Denkansätzen zu Zentralmachtphänomenen, der Systemeigenschaft Geld und den vielen anderen wertvollen Denkansätzen.
Da muss ich mich auch irgendwie mit dem EZB-Konstrukt und dem TARGET2-System beschäftigen, zu dem die angebotenen Informationen von reisserischen VT's bis zu verstaubten und völlig falschen Elfenbeinturmgeschichten bzw. zu für mich nicht nachvollziehbaren Erklärungen wie von @Literaturhinweis (THX @siggi vom D_F)reichen.

Da ich eine völlig andere Profession habe ist mein Umgang mit der Materie ziemlich lückenhaft aber dafür auch unbelasteter und es macht einfach Spass, wenn ich weiss, dass ich nach längerem hin und her etwas für mich ausreichend gut verstanden habe. Die resultierenden persönlichen Veränderungen sind gravierend, aber für mich gewinnbringender als das weiter trotteln mit "Aktueller Kamera", Bild-Zeitung und Baudrillard'scher Hyperrealität.

Deine Punkte waren:
1. Die BuBa hat hohe positive TARGET2-Salden. Die Meinungen von anerkannten und selbsternannten Experten zu diesem Thema reichen von "schröcklich gefährlich!" bis zu "Null problemo!" oder gar "Bestens, supi!"
2. Du würdest dich besser fühlen, wenn die BuBa an Stelle dieser Forderungen Gold physisch bunkern könnte, da das irgendwie sicherer erscheint (immaterielle Forderung vs. Goldbarren).
3. Man könnte unter Einbeziehung der von uns greifbaren Informationen irgendetwas anschieben, um unter Berufung auf dieses und mit Wissen oder Vermutung von jenem von deinem Punkt 1. zu Punkt 2. zu kommen.

Meine Punkte waren:
1. Die hohen TARGET2-Salden der BuBa sind unter Würdigung unserer Gesamtsituation für die deutschen Bürger besser als andere verfügbare (nicht die wünschbaren) Optionen.
2. Ob die BuBa als Aktiva Forderungen gegen die EZB hält oder in dieser Bewertung Gold einlagert ist im Prinzip egal weil beides Vor- und Nachteile hat, die sich in der Gesamtheit ausgleichen.
3. Für ein somit nicht existierendes Problem bedarf es keiner Lösung.

entscheidend ist der betriebswirtschaftliche und infolge dessen der
Rechtsbegriff. Beim Target-System besteht doch zuerst eine Forderung von
nationaler Zentralbank zu nat. Nationalbank eines anderen Landes. Am Ende
des Tages bildet die EZB ein Saldo daraus. Dieser Saldo geht als
Verbindlichkeit und Forderung an die EZB über, sie macht sich diesen zu
eigen. Erst durch diesen Vorgang wird die EZB zum Gläubiger und Schuldner
und zwar betriebswirtschaftlich und rechtlich.

Ja.

Bei Gabler Bankenlexikon ist nachzulesen:
Da sie aber dazu berechtigt ist, die in § 19 BBankG aufgeführten
Bankgeschäfte zu betreiben, ist sie trotz ihrer öffentlich-rechtlichen
Stellung Kaufmann i.S.v. § 1 HGB. Damit muss sie einen den
handelsrechtlichen Vorschriften genügenden Jahresabschluss aufstellen.

Das sie Kaufmann ist, ist mir neu.
Die Bilanzierung ist aber klar.

Ein TARGET2-Saldo kann natürlich keinen Termin haben.
Salden sind Summierungen.


Hierzu heißt es in den Erläuterungen zum Geschäftsbericht der Dt.
Bundesbank 2018:
"Aus dem Individualzahlungssystem TARGET2 des Eurosystems ergeben sich
aus grenzüber-schreitenden Zahlungen Verrechnungssalden zwischen den
Zentralbanken im ESZB, aus denen am Tagesende ein Nettosaldo
gegen-über der EZB gebildet wird. Im Jahr 2018 ist dem deutschen
Bankensystem über TARGET2 in erheblichem Umfang Zentralbankgeld
zuge-flossen. Zum Jahresende ergibt sich daher eine um 59 249 Mio € auf
966 190 Mio € gestie-gene Nettoforderung der Bundesbank gegen-über der
EZB, welche in der Unterposition 9.4 „Sonstige Forderungen“
ausgewiesen wird. Der Nettosaldo wird (mit Ausnahme der aus den
Swapgeschäften zwischen der EZB und der Bundesbank resultierenden
unverzinslichen Intra-Eurosystem-Salden, vgl. Aktivposition 3
„Forderungen in Fremdwährung an Ansäs-sige im
Euro-Währungsgebiet“) zum jeweils geltenden Hauptrefinanzierungssatz
verzinst. Im kalendertäglichen Durchschnitt betrug die verzinsliche
Nettoforderung 902 812 Mio € (im Vorjahr: 827 311 Mio €)."
Allerdings:
In der G+V der Deutschen Bundesbank ist für 2017 sowie für 2018
ausgewiesen:
Zinsen aus TARGET2-Forderung gegenüber der EZB: 0,00 Euro
Der Hauptrefinanzierungssatz liegt bei 0 %, insofern fallen keine Zinsen
an.

Zinsen können zahlenmäßig positiv, 0 oder negativ sein.
Es sind aber trotzdem Zinsen.

Eine Summe von einzelnen Forderungen.


Das wird eine täglich sich ändernde Gesamtforderung sein,

Ja.

die täglich
in ihrer Gesamtsumme zu 0% zu verzinsen ist.

Das weiss ich nicht. Wahrscheinlich ja.

hier

geregelt.

habe nur den Link in engl. Sprache gefunden, keinen in dt. Sprache.

Das ist auch so gewollt.
Das wäre ja auch noch schöner, wenn alle, die deutschen Bürger betreffenden, Dokumente in die deutsche Sprache übersetzt werden würden.
Da muss jeder selbst ran oder jemand hier findet einen guten Link.
Es ist aber nicht die englische Sprache, es sind die Formulierungen, die einen Normalsterblichen wirklich nerven.

Bis auf die "eine Summe von Forderungen = rechtlich eine
Forderung"-Story und die sehr wohl vorhandene Terminierung und

Verzinsung

der Einzelforderungen - ja.


woraus leitest Du die Terminierung ab, ich habe dazu nichts gefunden.
Verzinsung lt. Vertrag ja, seit 2016 liegt der Zins bei 0, davor nahe
Null.

Jede Einzelforderung ist vertraglich geregelt mit allen für beide Parteien nötigen und verbindlichen Eigenschaften.
Vergleichbar damit ist prinzipiell das Einräumen von ZB-Guthaben durch die ZB gegenüber der GB im Repo gegen notenbankfähige Sicherheiten.
Das Guthaben ist so lange um genau den einen vereinbarten Betrag erhöht, wie vertraglich geregelt und sich die genau vereinbarte Sicherheit im Eigentum der ZB befindet.
Oder du gehst zum Aldi, nimmst ein Brot und dieses und jenes aus dem Regal, bezahlst an der Kasse und verlässt den Laden.
Was ist passiert.
Du hast einen Sack voll Kaufverträge abgeschlossen, dich verschuldet, eine Geldsumme aufsummiert, hast Geldeinheiten bezahlt und die Beurkundungen übereignet, bevor du den Laden verlassen hast.
Zu Hause merkst du dass die süsse Sahne sauer ist und gehst zur Reklamierung über. Dabei wird nicht die gesamte Einkaufssumme berührt.
Die Sahne sollte soundso sein und soundso lange halten - so war der Vertrag beim Herausnehmen aus dem Regal.

Das EZB-System arbeitet ja mit Sicherheiten (egal, wie sicher die nun sein mögen wie beim QE).
Siehe Abb.6 Seite 15.
(in der Bachelorthesis scheint mir nicht alles nachvollziehbar, das tut aber nichts zur Sache)

Die Haftung für die Forderungen der BuBa liegt bei der EZB und
damit beim EU-System und nicht bei Italiens ZB.
Geht sie Pleite wird verwertet.
Steigt sie aus muss sie vertragliche Regeln einhalten.


Zwischen müssen und machen besteht ein Unterschied.

Dieses Argument gilt für sehr viele systemische Tatbestände.
Die Staatsanleihen sind auch ohne Überrollen sämtlich niemals rückzahlbar. Trotzdem muss und wird das Instrument "Anlageprodukt Staatsanleihe" intensiv bis zum Ende des Systems benutzt, da der Staat keinen Kredit bekommen kann (keine Sicherheiten) aber enorme Ausgaben leisten muss, wozu die Steuereinnahmen nie reichen.

Risiko ist doch aber so ziemlich an jeder Ecke im System.
Aber real zu erwartendes und zeitlich absehbares Risiko sehe ich bei T2
nicht.


Das Risiko liegt im eingeschränktem pol. Entscheidungsspielraum, da es
keinerlei Druckmittel zur Erfüllung gibt.

Das ist halt alles wirklich wie beim Schachspielen.
"Die Drohung ist stärker als die Ausführung"
Ich glaube Frau Merkel hat eine Handtasche...

Es stellt sich die politische Frage, ob die anderen
Nationalbanken (Staaten) ihre Haftung für die 74% der dt. Forderung
übernehmen werden?


Ist doch vertraglich klar geregelt - sie müssen.


ja und? Womit wollen wir das durchsetzen?

Das wird sich beim Brexit zeigen.
Draghi hat dazu 2017 klar und extra schriftlich fixiert:
“If a country were to leave the Eurosystem, its national central bank’s claims on or liabilities to the ECB would need to be settled in full”

T2 ist nach meinem bisherigen Verständnis ein wirkungsvolles Aufschuldungsinstrument, das systemisch Handlungsspielräume ausweitet und damit Kritikalität zwar nicht neutralisiert aber streckt (wie QE auch) und von seiner Konstruktion her eine Grundvoraussetzung für die angestrebte und unumgängliche Totalunion darstellt wie alle anderen Zentralisationsprozesse in der EU auch - Zeitgewinn für das ZMS.

Die müssen beglichen werden. Da finden sich Wege, wenn es soweit ist.


Daran glaube ich erst, wenn es erfolgt ist.

Das ist mit vielen Sachen so (siehe die damal vom @dottore richtig gewesenen "Game over" – Prognosen, die sich nicht erfüllten).

Aber BRD steigt niemals allein aus der EU aus.


weil sie davon ausgehen kann, daß die anderen Euro-Staaten dann ihren
Verpflichtungen nicht nachkommen werden und die Lasten für den
Bundeshaushalt und die Exportwirtschaft zu groß werden.

"Deutschland wird mit jeder Rettung mächtiger"
@pigbonds
Das ergibt sich daraus, das jedes Lebewesen, dass seine Angst und Zweifel überwindet, sich traut und zwingt seine Grenzen auszuweiten und daran nicht kaputt geht mächtiger wird (mehr Potential/Vermögen).
Wer ins Wasser geworfen wird, und irgendwie und einigermaßen schwimmen kann, weil er das vorher schon mal mehr schlecht als recht und teuer genug bezahlt versucht und geübt hatte, weil er damals schon musste, der überlebt im Gegensatz zu dem, der noch nicht geübt hat.
So kenne ich das jedenfalls.

Da würde den Schuldenstaaten mulmig werden, da dann ihre Zinsbelastung
wieder alte Niveaus erreicht.

Steigen die Zinsen sind die Staatsverschuldungen und die Rettungen der „toobigtofail“’s nicht mehr zu händeln.

vielen beklagten Sachverhalte haufenweise richtig heftige Vorteile
gegenüber den anderen Staaten.


Verlierer des Euro ist eindeutig der dt. Verbraucher und Arbeitnehmer,
sowie jeder Unternehmer, der mit Export nichts zu tun hat.

Es gibt nicht den Verbraucher, Arbeitnehmer und Unternehmer.
Ich muss die Sachen machen die ich meine, machen zu müssen und dann auch verantworten.

formuliert.


Vor 20 Jahren war der Lebensstandard eines dt. Arbeitnehmers höher als
heute. Damals konnte sich eine normale Arbeiterfamilie mit einem
Alleinverdiener noch ein Haus finanzieren und bauen. Heute trotz
Niedrigzinsen und Doppelverdienst geht das fast nicht mehr.

Das war debitistischer Spätsommer mit Übernahme der kompletten DDR.
Wir haben jetzt tiefsten debitistischen Winter.
Was meinst du denn, was vor uns liegt?
Ein Frühling?

Noch einmal das sehr tiefsinnige Zitat von @Ashitaka:
"Wären die Schulden und Guthaben verderblich, würde kein Gläubiger mehr seine Zeit einsetzen, um Vermögenspositionen (zunächst Ansprüche) aufzubauen. Es käme nämlich zum gegenteiligen Effekt, der Bewusstwerdung darüber, dass die Zukunft weniger Potential bereit hält, als die Vergangenheit, in der wir es in selbiger Höhe geopfert haben. Wir dürfen die Folgen des Zeitablaufs in unseren Gedankengleichungen nicht vergessen.

Es ist ein Gesetz der Thermodynamik, dass in summa alles mit Zeitablauf schlechter wird (auch wenn du jederzeit "Schönezeitblasen" entfalten kannst) Du bezahlst immer über die Zeit betrachtet teurer dafür, als du bekommen hast wenn du das Bezahlen nicht anderen aufdrücken kannst und das kann die Menschheit als ganze nicht ausreichend.
Wenn du ins Leben geworfen wirst hast du deine Chancen und Möglichkeiten und zahlst dafür deinen Preis.
Deine Gesamtposition verschlechtert sich im Zeitablauf bis du schliesslich...
...stirbst.
Das nennt sich "Leben" und ich finde es trotz allem ok.

riesigen Flüchtlingskrise ohne Bürgerkriege, sie sind Exportmeister


Es ist recht leicht zu exportieren, wenn die Käuferländer ihre
Forderungen offen stehen lassen können (Target2). Wie beurteilst Du eine
Firma, wenn große Teile ihres Umsatzes nicht bezahlt werden, und die Firma
die Umsätze in ihrer G+V vollumfänglich als Gewinn verbucht und keinen
Abschreibungsbedarf wg. Uneinbringlichkeit vorsieht? Ich nenne das
Bilanzbetrug, Verschleierung der wahren wirtschaftlichen Situation.

Der Tatbestand des Betrugsfalls ist leider nur erfüllt, wenn er vorgeworfen, nachgewiesen und durch die dazu ermächtigte Rechtsprechung als ein solcher deklariert und geahndet wird.
Das mit Moral, „gut“ und „böse“ ist im Debitismus so eine Sache.
Wir sind keine Gemeinschaft sondern eine Gesellschaft, gefangen in einem Zentralmachtsystem, in dem keiner systemische Veränderungen erreichen kann.
Geht die Titanic unter hat man noch haufenweise Zeit für dieses und jenes, gutes und böses – aber sie geht unter.
Da geht es mehr um „funktionieren“ und um „nicht funktionieren“.
Das gilt auch für jede andere Spezies.
Der Wolf nimmt sich den Hasen...
...weil er es kann und muss.

Die Rhetorik der EU-Länder (und der Merkel-Regierung) lautet: Deutschland
profitiert am meisten aus dem Euro. Wie willst Du daraus ableiten, daß
Euro-Länder im Falle eines Falles ihren Verpflichtungen nachkommen.

Das ist eine Abschätzung des kleineren Übels, das es zu favorisieren gilt zwischen all den Übeln.

über uneintreibbare Forderungen müssig.


Persönlich habe ich keine Angst vor der Zukunft. Zur Not gehe ich
woanders hin. Glück und Zufriedenheit kann man überall aufbauen. In
meiner Familiengeschichte hat es schon etliche Vertreibungen und Fluchten
in immer andere Staaten gegeben, die jeweils zur Mittellosigkeit führten,
das ist ein vertrauter Gedanke.

Das halte ich für eine sehr gesunde Einstellung.
Ich lebe inzwischen so, dass ich jederzeit zum sterben bereit bin, auch wenn ich dafür eigentlich keine Zeit habe.
Die hier im Forum schreibenden hatten doch zumindest das Glück, grösstenteils zwischen den grossen Kriegen gelebt zu haben.
Keiner konnte es sich aussuchen.

Auf wen willst du sie übertragen?
Die Träger müssen
1. sich nicht dagegen wehren können und
2. die Haftung dann auch leisten können
Die gibt es nicht.


Doofe gibt es überall.

Wehrlose.
Meine Kinder und Enkel z.B.

Liebe Grüße
Silke


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