Das deutsche Modell

Heinz, Dienstag, 23.05.2017, 09:45 (vor 2524 Tagen) @ Literaturhinweis6799 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 23.05.2017, 13:29

Ich verfolge Deine Beiträge über Lernmethoden und Didaktik mit großem Interesse. Ich möchte aber einwenden, dass es im Ausland nicht viel besser aussieht, zumindest nach meinen Informationen, schließlich basiert z.B. das japanische Schulsystem auf wilhelminischer Vorlage. Vor einiger Zeit, den Link habe ich leider vergessen, habe ich mich durch eine Diplomarbeit über das Schulsystem in Südkorea durchgearbeitet. Der Erfolg dieses Systems beruht nicht so sehr auf überlegener Pädagogik, sondern darauf, dass Eltern und Schüler jede Menge Zeit und Geld, bis zu einem Drittel das Familieneinkommens, investieren, um den Leistungsanforderungen gerecht zu werden.

Wir könnten uns darüber unterhalten, welchen Zweck die Schule, jenseits der vom Bildungsministerium herausgegebenen Hoch­glanz­bro­schü­ren, gesellschaftspolitisch überhaupt hat. Förster hat mal behauptet, die Schule ist eine Trivialisierungsanstalt. D.h. die Herrichtung des Individuums auf einen möglichst einheitlichen Menschentypus, der in einer modernen Industriegesellschaft möglichst friktionsfrei funktioniert. Ich bin ähnlicher Meinung. Die deutsche Schule war ursprünglich organisiert wie eine preußische Kaserne. Alle Reformen änderten an dieser Struktur nichts, außer das sie den Spieß, den Zuchtmeister, aus dem System entfernten. Was noch weniger funktionieren kann, als der ursprüngliche Kasernenhoftypus.

In der Militärtheorie gibt es das Konzept der offenen oder geschlossenen Kampfformationen. Bei offenen Formationen ist jeder Krieger und der Erfolg hängt von den individuellen Fähigkeiten der einzelnen Kämpfer ab. Ein typisches Beispiel dafür war das homerische Zeitalter der Griechen. Bei geschlossen Formationen spielen die individuellen Fähigkeiten keine Rolle. Wichtig ist, das die Soldaten in der Formation bleiben. Einzelschicksale spielen überhaupt keine Rolle. Historisch haben sich die geschlossenen Kampfformationen den offenen als unbedingt überlegen gezeigt. Für Helden und Genies gibt es maximal noch in Hollywood einen Bedarf.

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Tyger Tyger, burning bright,
In the forests of the night;
What immortal hand or eye,
Dare frame thy fearful symmetry?


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