Ich sehe keine Anzeichen für ein Überhandnehmen der Klugheit in der europäischen Politik

Mephistopheles, Donnerstag, 11.08.2022, 11:51 (vor 624 Tagen) @ mh-ing3232 Views
bearbeitet von Mephistopheles, Donnerstag, 11.08.2022, 11:59

Man mag gerne anderer Ansicht sein und glauben, dass die Dinge seit ca. 100-200 Jahre so zufällig ablaufen und nur zufällige Entwicklungen von den Eliten gemanagt werden, aber nicht gesteuert.

Wie du sicher weißt, ist das nicht meine Ansicht, wie ich oft genug betont habe. Ich neige sehr zur Kulturtheorie Oswald Spenglers. Und wie heißt dessen Hauptwerk? Richtig:

Der Untergang des Abendlandes, geschrieben vor ziemlich genau gut 100 Jahren.

Nach Spengler ist dieser Untergang unvermeidbar; er bedarf also keiner Planung. Eintreten wird dieser Untergang dann, wenn die spezifischen Errungenschaften einer Zivilisation ihre Grenzen erreicht haben. Was man allenfalls machen könnte, und auch da hatte Oswald Spengler einige Ratschläge parat, ist, durch eine kluge Politik diesen unvermeidbaren Untergang um einige Jahrhunderte hinauszuschieben.

Ich sehe aber nur, dass man sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten weitgehend weigerte, Spengler zu rezipieren und sich mit ihm eingehender zu beschäftigen. Er zeigt zu erkennbar die Fehler der gegenwärtigen Politik auf.

Das bedeutet aber nicht, dass man sich im Ausland auch weigerte, sich mit Spengler auseinanderzusetzeen.
Diejenigen, die sich weigerten, versuchen ihre Denkfaulheit gerne mit einer Verschwörungstheorie zu kaschieren.

Das grundlegende Dilemma Europas (was auch jeder Klippschüler erkennen kann, nicht jedoch ein Akademiker), besteht darin, dass Europa (außer einem einzigen Land) nicht über die Energie- und Rohstoffreserven verfügt, die es zur Aufrechterhaltung seiner Zilvilisation benötigt.

Was läge also näher, als ein Bündnis zwischen dem Land, das diese Quellen vorrangig erschlossen hat und dem Land, das über die entsprechenden Ressourcen verfügt?

Aus Spenglers Kulturmorphologie ergibt sich das zwingend und hätte ohne weiteres zu einer Verlängerung der europäischen Zivilisation um mehrere 100 Jahre beitragen können.

Statt dessen ist die offiziell dominante Politik und da insbesondere die deutsche Politik (unterbrochen nur von einem kurzen Hoffnungsschimmer der Rapallo und Locarnoverträge), darauf ausgerichtet, genau dieses Bündnis, das uns retten hätte können, zu verhindern.

Ich sehe es deutlich anders und in vielen eine strukturierte, langfristig angelegte Planung mit fester Zielvorstellung, wohin das alles gehen soll. Wir werden sehen, was realer ist.
Meine Prognose steht:
Es wird das totale Chaos nicht geben, vielmehr wird eine Krise aufgebaut, die dann zur intensiven Transformation der Gesellschaft-Wirtschaft und der Finanzen genutzt wird. Zuletzt wird es ein viel stärkeres Europa als jetzt geben, die Nationalstaaten weiter entwertet und gesamt alles immer mehr eine extrem ideologische Bürokratur wie damals schon in der UDSSR, nur noch heftiger.

Das wird nur zusammen mit Russland gehen. Da sehe ich aber derzeit keine Anzeichen dafür, dass irgendwann in Europa die Klugheit überhandnimmt.

Gruß Mephistopheles


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