die positive Option (Teil II - die Rolle Deutschlands)

Weiner, Mittwoch, 23.02.2022, 15:34 (vor 1387 Tagen) @ Weiner3502 Views

Ich sollte ergänzen, was aber hier allgemein bekannt ist, dass Deutschland eine ganz entscheidende Rolle spielen KÖNNTE - in jenem globalen Kräftespiel, das ich vorgehend beschrieben habe. Denn in dem Augenblick, da Deutschland sich prononciert nach Osten wendete, würden alle angelsächsischen Planungen und Träume platzen.

Die Lage hat sich aber, gegenüber vergleichbaren Situationen in der Geschichte (siehe Tauroggen oder siehe die "Ostpolitik"), deutlich verändert. Deutschland dürfte solche tiefgreifenden Änderungen nicht mehr allein mit Russland verhandeln, sondern müsste gleichzeitig Russland und China ansprechen. Das hatte ich vor einigen Tagen als Tripel-Allianz bezeichnet. Anstandshalber, wenn ein Ansatz für CN-RU-D gemacht wäre, müsste das natürlich auch mit den USA und mit den europäischen Partnern besprochen werden. Aber die Initiative könnte bei Deutschland allein liegen.

Warum kann es nicht geschehen? Erstens liegen bislang wahrscheinlich keine seriösen Angebote aus Russland und China hierfür vor. Damit meine ich nicht Reden auf Deutsch im Bundestag, sondern es müsste sich um Realien handeln, bevorzugt im wirtschaftlichen und militärischen Bereich (deutsche Investoren haben vor einem Engagement in Russland immer noch Hemmungen, die nicht mit der aktuellen Lage sondern eher mit den bürokratischen, bankmäßigen und zivilgesellschaftlichen Verhältnissen in Russland zu tun haben).

Zweitens ist die deutsche Wirtschaft (auch finanziell) extrem mit der amerikanischen Wirtschaft verflochten (stark auch im IT- und im Konsumbereich). Diese Verbindungen abzubrechen, fällt schwer - vor allem dann, wenn alternative Aussichten nicht ganz überzeugend und nicht wirklich garantiert sind (wie eben gesagt).

Drittens ist natürlich die deutsche politische Klasse komplett in der transatlantischen Denkblase gefangen. Den 'american way of (political) life' hat sie als Muttermilch aufgesogen, und diese epigenetische Prägung kann man nur durch eine extreme Krise oder Katastrophe abschütteln - siehe die Erfahrungen der deutschen Soldaten und Offiziere im Russlandfeldzug Napoleons ... ***)

Realgeschichtlich gesehen hat aber Deutschland diese Option und Schlüsselrolle. Indem es diese Option nicht aufgreift, macht Deutschland sich schuldig an dem, was dann sich entwickeln wird. Ich habe neulich mit einem LINK darauf hingewiesen, dass die Franzosen, Engländer und Russen hier vergleichbar in München 1938 versagt haben - und dadurch klare Mitschuld an den folgenden Ereignisse tragen.

Um es ganz zu Ende zu denken: der aktuell begonnene Prozess, in dem es um eine neue Weltordnung geht, wird dann auf die richtige Bahn kommen, wann Deutschland sich im oben beschriebenen Sinne richtig entscheiden wird. Im tätigen, vorausdenkenden Handeln könnte das bereits heute so begonnen werden. Wo dies aber nicht gelingt, wird die Transformation passiv erlitten werden müssen. In beiden Fällen ist die Zeitdauer einer Generation für diesen Prozess zu veranschlagen.

Angesichts der unabänderlichen Notwendigkeiten der Geschichte gibt es nur diese eine Wahl - tun oder leiden. Wobei das Tun natürlich anstrengend und durchaus mit Schmerzen verbunden sein kann ...

Sagt, mit freundlichen Grüßen, Weiner


***) ganz hart und böse formuliert: ein paar 100.000 Impftote und Impfkrüppel reichen da noch nicht, um einen Umschwung in der Erkenntnis herbeizuführen ...


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung