Danke für Ihre interessanten Nachfragen!

Diogenes Lampe, Montag, 21.02.2022, 13:31 (vor 814 Tagen) @ Diego21806 Views

Hallo Diego


Ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen, die wir immer Anregungen und Ausgangspunkt für weitere Nachforschungen sind.

Und ich danke Ihnen für Ihre wie immer klugen und interessanten Nachfragen, die mir die Gelegenheit geben, die Materie noch zu vertiefen.


In diesem Zusammenhang würde ich gerne noch einmal auf die Ursprünge der Ideengeschichte und Machtgeschichte zurückkommen.

Was verstehen Sie unter dem (ursprünglichen) Satanismus? Dieser ist für Sie ja Grundlage für die (jüdische) Kabbala, diese wieder Grundlage für die Freimaurerei und als Grundlage oder Vorläufer der Aufklärung. Satanismus als Weltanschauung oder Religion zu dieser Zeit als solche sind mir nicht bekannt. Verstehen Sie unter diesem Satanismus (nicht zu verwechseln mit der aktuellen Form, die sie dem Vatikan vorwerfen) dualistische Welt-Gottes-Anschauungen der Zoroastrier oder Gnostiker? Dualismus per se muss ja nicht satanisch sein.

Mit diesem Fragenkomplex greifen Sie meinen noch kommenden Kapiteln vor. Denn in der Tat fehlt noch die genaue Definition des Satanismus und vor allem seine historische Herkunft, politisch wie geistesgeschichtlich. Hier muss ich sie noch um etwas Geduld bitten.

Zurecht erwähnen Sie in diesem Zusammenhang den Kabbalismus. Aber auch über diesen müssen wir uns erst geistesgeschichtlich aufklären. Sicher ist er jüdischen Ursprungs, wenn wir davon ausgehen, dass Juden dieses konkrete System erfunden haben. Er ist aber auch zugleich christlich und islamisch. So, wie Christentum und Islam auf dem Judentum basieren. Aber er ist das Gegenteil von Judentum und Christentum. Er stellt beide auf den Kopf.

Da wird in vielen Büchern viel Unsinn drüber oder auch Nebel verbreitet; so, wie über die Herkunft und Funktion der Freimaurerei; z.B. als Vorläuferin der Aufklärung. Das ist sie keineswegs. Sowenig wie die Kabbala ihre Grundlage ist. Das habe ich auch nirgends geschrieben. Ich halte mich da bei meiner Version an die dokumentarisch gesicherten Fakten. Man sollte hier nicht der mythischen Geschichtsschreibung auf den Leim gehen, die Leute betreiben, welche sich nicht an Fakten, sondern an ihre bloßen Intuitionen halten, um daraus z.B. Herrschaftsnarrative zu formen. Oder an der Herkunftshistorie orientieren, welche über die Jahrhunderte von Jesuiten verbreitet wurde, deren Werk die Freimaurerei letztlich ist. Auch hier ist es immer zielführender, ganz nüchtern ihren eigentlichen historischen Werdegang, ihre Vorläufer und ihre politische Funktion im Auge zu behalten und sich dabei auf echte Dokumente und gesicherte Tatsachen zu stützen.


Das sind wir dann schon bei der nächsten Frage, nach dem Ursprung des Ganzen als machtpolitisches Instrument des Vatikans. Zisterzienser und Templer scheinen ja bei der im Wesentlichen unter grossem Einfluss der burgundischen Familie Mondbart entstanden zu sein. Bernhard von Clairvaux wurde als mystischer Scholastiker nicht durch den Vatikan in Frage gestellt. Die Templer auch nicht vom Vatikan. Gemäss Ihrer Ausführungen waren sie die Armee und Bank des Vatikans.

Armee waren die Malteser und Hospitaliter auch. Die Templer waren da also nur so eine Art Spezialeinheit. Meine bisherige Darstellung war erst einmal nur verkürzt. Die Sache ist aber weitaus komplexer. Es geht hier um die Entstehung des Mönchsrittertums, das übrigens interessante Parallelen zum islamischen Dschihad aufweist. Ich erwähnte in diesem Zusammenhang ja auch die große Kirchenreform von Cluny. Aber mit dem Einfluss des Adelsgeschlecht der Montbard, dem Bernhard mütterlicherseits entstammte, oder mit seinem Onkel André, dem Gründungsmitglied und 5. Großmeister der Templer hat die cluniazensische Reformbewegung nichts zu tun. Die liegt da schon zweihundert Jahre zurück. Wohl aber ist die zisterziensische Reform, auf der wiederum der Templerorden mit seinem von Bernhard erstellten Regelwerk basiert, ein spätes Resultat von Cluny. Und bei der Verbreitung des Templerordens haben die Montbards eine wichtige Rolle gespielt, aber keine entscheidende. Dieses Adelsgeschlecht ist dann ja auch schon Anfang des 13. Jh. im Mannesstamm erloschen. Für meine Untersuchungen ist es eher uninteressant. Interessanter ist da in Bezug auf Bernhard eher die Geistesgeschichte der christlichen Scholastik, des über den Islam vermittelten Aristotelismus, auf die ich noch eingehen werde.

Allerdings sollen sie vor den Kreuzzügen teilweise durch den katharischen Bischof von Seborga geweiht worden sein. Durch einen möglichen Einfluss der Katharer würde sich gut der Dualismus (gut- böse, Materie– Geisteswelt, Licht – Finsternis, Satan und Gott) erklären, ebenso wie der Einfluss des Johannes-Evangeliums, welches immer eine bedeutende Rolle bei den Templern und Freimaurern spielt. Unklar ist allerdings, warum der Papst die Katharer in einem Kreuzzug vernichtet, der Vatikan jedoch nicht gegen die machtpolitisch mit den T. verbundenen Zisterzienser oder die Templer vorgeht, die ideengeschichtlich dann wohl nicht ganz unähnlich zu den Katharer waren?

Sie spielen hier auf die Entwicklung der Gnosis und des Manichäismus an. Und hierüber gelangen wir auch tatsächlich zum Kern des Satanismus. Weniger über die Katharer. Deren radikale Lebensweise aufgrund ihres Dualismus und vor allem deren Antiklerikalismus war schon Grund genug für ROM, sie zu verfolgen und zu vernichten. Aber deren Nachwirkung auf die Waldenserbewegung spielt eine wesentliche Rolle bei der Herausbildung des Ketzertums und des Protestantismus vor Luther, Zwingli und Calvin.

Ideengeschichtlich haben die Katharer aber nur wenig mit den Zisterziensern und Templern gemeinsam. Hier könnte man allenfalls ihren Hang zur Askese anführen. Aber ansonsten trennten sie Welten.


Das machen denn die französischen Könige ein halbes Jahrhundert später. Aus deren Sicht gut verständlich, den vatikanischen Anspruch auf ihre weltliche Macht zurückweisend und die Templer vernichtend. Von den überlebenden Templern gehen wohl einige nach Schottland, was dann ganz gut den Ursprung der Freimaurerei (schottischer Ritus) und die ähnlichen Vorstellungen und Rituale zwischen Templern und Maurern erklären und auch den vatikanischen Einfluss auch / Kontrolle über diese Logen gut denkbar machen könnte.

Hier liegen Sie allerdings völlig falsch. Da wären wir dann tatsächlich bei den phantastischen Geschichten a la Dan Brown oder eben denen der Jesuiten, die bis heute über die schottische Geschichte der Freimaurerei und deren angeblichen Ursprung mal bei den Templern als Orden und mal bei den Dombauhütten als Logen verbreitet werden. Darauf werde ich noch ausführlich eingehen. Nur soviel: Wir sind da schon im 17. Jahrhundert.

Allerdings passt es nicht mit den Jesuiten zusammen, die erst 200 Jahre später gemäss „Ihrer“ Wiederauferstehungsymbolik auf dem Montmartre gegründet worden sind. Es gibt da eine fehlende Verbindung, die ich noch nicht gefunden habe. Entweder die Jesuiten müssen dann später Einfluss auf die Logen genommen haben oder stehen nicht in direkt in Zusammenhang mit den Freimaurern.

Eben doch! Sie haben sie erfunden. Dazu dann in meinen folgenden Kapiteln mehr.

In diesem Zusammenhang warte wahrscheinlich nicht nur ich auf die von Ihnen schon seit zwei Jahren angekündigte Abhandlung darüber.

Die kommt jetzt endlich mit diesem Buch, was ich hier allen schenke. Ich will hierbei allerdings von Kapitel zu Kapitel didaktisch vorgehen, um für meine Leser Vergangenheit und Gegenwart, die zu unserer Zukunft führen, am Ende eng zu verzahnen. Leider ließ es meine Gesundheit nicht zu, meiner Ankündigung schon früher in die Tat umzusetzen. Aber das Meiste ist nun ausgearbeitet. Ich versuche nur noch, die aktuellen geopolitischen Ereignisse da mit einzuweben. Insofern lege ich also kein vorgefertigtes Buch vor, sondern ein offen bleibendes, das sich erst mit unserer Zeit und in so aufmerksamen Lesern wie Ihnen vollendet, die meinen Informationen selbst nachgehen, indem sie sie gründlich prüfen. Ihre kritischen Nachfragen sind mir daher jederzeit willkommen.

beste Grüße
DL


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