Jeder Konsens ist zigmal effizienter als heutige Vorschriften, die stets nur mit Strafen durchsetzbar sind

Morpheus ⌂, Montag, 04.10.2021, 02:11 (vor 933 Tagen) @ Weiner1235 Views
bearbeitet von Morpheus, Montag, 04.10.2021, 02:21

Hallo Weiner

Inhaltlich gibt es wenig gegen Dein Modell einzuwenden. Wie auch Andere bemerkt haben, ist es mit manchen hier auf dem Forum geläufigen Auffassungen konform. Vermutlich unbewußt stehst Du auch auf allgemeinem europäischem Erbe, etwa in Deiner Darlegung des Freiheitsbegriffes, die an Kant erinnert (staatsrechtlich ausgearbeitet dann von K.A. Schachtschneider). Siehe hierzu auch eine Anmerkung im PS ganz unten.

Also vom Staat halte ich keiner Ausprägung irgendetwas. Da unterscheide ich mich auch von Kant, der ebenfalls den Staat rechtfertigt. Ich halte Staaten für Mafia-Territorien, die den Menschen nur schaden.

Meine Frage ist eine einzige: wie stellt man Konsens her bzw. wie willst Du Konsens sogar in solch einem großen Umfang herstellen, dass Deine VORSTELLUNGEN in die Realität umgesetzt werden können? Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (Kästner).

Dazu gibt es mehrere Ausführungen. Es ist viel einfacher einen Konsens zu erzielen, weil jeder von seiner Erfahrung ausgehen kann, als ein Gesetz über Dritte, die damit nicht einverstanden sind und dementsprechend jedes noch so kleine Loch ausnutzen werden.

Wenn man sich schon über den Begriff der FREIHEIT erst verständigen muss, wie schafft man es dann, über 500 andere Begriffe (Geld, Demokratie ...) und Pläne und Ziele etc. solch umfassende gegenseitige Klarheit herzustellen, dass man im KONSENS handeln kann. Und selbst wenn alle alles verstanden haben, kriegen sie dann auch den Hintern noch hoch?

Nur weil man den Begriff "Freiheit" überhaupt sinnvoll definiert, kann man überhaupt damit arbeiten.
Das Problem mit dem "Hintern hoch" ist nur deshalb eins, weil "Hintern hoch" seit Jahrzehnten nichts bringt. Wir sind alle seit ewig abgestumpft. An die vielen "runden Tische" beim Ende der DDR erinnert sich jeder. Dass man die wieder so schnell wie möglich eingedampft hat, war völlig klar. Aber die Menschen kriegten ihren Hintern wunderbar hoch.

Weil das Herstellen von Konsens und das Handeln in Gemeinschaft so schwierig sind (gleichgültig um welche Modelle es geht ...), setzen sich am Ende die Modelle durch, hinter denen ausreichende physische Gewalt und/oder psychisch-mentaler Druck stehen.

Ja, dieser Druck muss sein. Da bin ich völlig bei Dir. Völlige Freiheit ist nur mit einem selbst gewähltem "Mindest-Druck" machbar.

Um Konsens und gemeinsames Handeln zu ermöglichen, reicht der rationale Diskurs offenbar nicht aus. Deshalb - wenn Du weiterkommen willst -, kaufe Dir ein Gewehr oder eine Rattenfängerflöte. Selbst mit dem Gewehr schaffst Du es dann nicht alleine (sondern brauchst konsensbereite weitere Gewehrläufe). Nur der Rattenfänger hat eine (kleine) Chance, wenn seine Flöte wirklich gut ist ...

Tja,

Mit der Bitte um Nachsicht für meine trüben Einwürfe, und trotzdem guten Erfolg wünschend,

Weiner

PS: Verwirrend ist Deine Unterscheidung zwischen Konsens einerseits und Vertrag sowie Gesetz andererseits. Denn der Vertrag setzt mindestens Konsens voraus (darüberhinaus auch Vertrauen ...). Nach der Auffassung von Rousseau können Gesetze erst dann (gerecht) entwickelt werden, wenn alle Bürger vorher einen (Staats-) Vertrag miteinander abgeschlossen haben (inklusive eine Verfassug). Siehe hierzu auch die LINKs, die ich in meiner letzten Antwort an @Meph eingestellt hatte (Bürgereid Hansestädte etc.).

Ohne die Angabe, was verwirrend ist kann ich darauf schwer antworten. Die Ausschnitte sind jeweils in einem anderen Kontext zu finden und erschließen sich hier ohne Zusammenhang natürlich nicht vollständig.

Vielleicht noch ein Nachtrag zu "physischer Gewalt" und "psychisch-mentalem Druck". Das sind nur die gröbsten Instrumente bei der politischen Arbeit (= Handeln für und mit und in Gemeinschaft). Der Werkzeugkasten und die Vorgehensweisen (also Strategie und Taktik) sind inzwischen so vielfältig, ausdifferenziert und machtvoll, dass diejenigen, die darüber verfügen, fast alle ihre VORSTELLUNGEN in die Realität bringen können.

Ja, wer an der Macht bleiben will, muss heute schon ziemlich gut sein. Sonst ist er schnell weg vom Fenster. Und die "Mörder" kommen stets aus den eigenen Reihen, nur einmal ganz am Ende seitens der Untertanen.

Grüße
Morpheus

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Wir - für die unbeschränkbare Freiheit.


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