Anmerkungen und eine Frage.

nereus, Freitag, 01.10.2021, 09:53 (vor 910 Tagen) @ Morpheus1970 Views

Hallo Morpheus!

Da hast Du Dir ziemlich viel vorgenommen.
Im Prinzip willst Du uns die „Welt“ erklären. [[zwinker]]
Das ist ne ganze Menge.
Aber da lauern auch viele Gefahren.

Du schreibst: Hier wird gegenüber der am Anfang stehenden Zivilisations-Theorie ausführlicher dargestellt, wie sich unsere Gesellschaften über die Jahrtausende hinweg entwickelt haben.

Es wird schon schwierig bei den Jahrhunderten, vor allem denen, die weit zurückliegen.
Aber Jahrtausende?
Wie Du weißt – die Geschichte wird in der Regel von den Siegern geschrieben und manches verschwindet für immer im Strudel der Zeit.

1. Alle Menschen sind von Natur aus frei. Eine erfolgreiche menschliche Gesellschaft beruht stets auf der Grundregel „Vom freiwilligen Tausch von Freiheit gegen Sicherheit“ und wird mittels der unter Punkt 2 erläuterten impliziten Vereinbarung, dem Zivilisationspakt, begründet. Aus einer oder mehreren menschlichen Gesellschaften kann eine menschliche Zivilisation hervorgehen.

Was verstehst Du unter erfolgreich und vor allem frei?
Möglicherweise sind Eingeborene ziemlich freie Menschen, andererseits aber erheblich den Risiken der Natur ausgesetzt.
Eine hochtechnisierte Gesellschaft hat diese Risiken – zumindest temporär – gemindert, hat aber auch aus Zwecken der Effizienz diese Freiheit eingehegt.
Wer ist nun erfolgreicher – die Sippe im Urwald oder die eingetragene Lebenspartnerschaft in Berlin-Friedrichshain?

Auch beim freiwilligen Tausch höre ich sofort das Donnergrollen aus dem Himmel von @dottore. Freiwillig tauschen nur die Kinder ihre Murmeln im Sandkasten und selbst dort kommt es mitunter zum Schlagabtausch und Geschrei.
Wenn Du freien Willen auch mit Einsicht in die Notwendigkeit verknüpfst, dann folge ich Dir auf diesen schlüpfrigen Pfad auf dem allerdings neue Gefahren warten.
Wann ist etwas noch frei-willig und wann nicht mehr?

2. Eine gewaltbereite Mafia wird zur herrschenden Obrigkeit, indem sie von der in ihrem Gebiet lebenden friedliebenden Bevölkerung (den Untertanen) unter Androhung von Strafe regelmäßig wiederkehrende Abgaben verlangt.

In diesem Fall ist jedes Herrschaftssystem Mafia.
Eltern beherrschen ihre Kinder – manchmal auch umgekehrt. [[freude]]
Der Arbeitgeber beherrscht die Arbeitnehmer.
In der Partnerschaft werden Herrschaftsverhältnisse generiert und überall dort, wo Menschen aufeinandertreffen bilden sich ebenfalls Hierarchien.
Staat, Kommunen usw. gehören dazu.
Ein wichtiger Zweck des Ganzen ist vor allem Ordnung bzw. der Weg dorthin.
Ordnung benötigt Regeln und im Prinzip auch Herrschaft.

Im Gegenzug gewährt die Obrigkeit den Untertanen Freiheit sowie auf ihrem Territorium im gemeinsamen Interesse Schutz vor jeglicher von außen oder innen kommender Bedrohung.

Das ist jetzt witzig.
Der ursprünglich freie Mensch wird in Gemeinschaften zusammengefasst – freiwillig oder auch unfreiwillig - um dann wieder Freiheit zu genießen.
In diesem Fall kann es nicht um Freiheit gehen - die war ja vorher schon da.
Oder habe ich da ggf. etwas falsch verstanden?

Das Schutzprinzip entspricht in etwa dem Versicherungsprinzip.
Die Gemeinschaft der Versicherungsnehmer schützt vor dem unkalkulierbaren finanziellen Risiko – nicht dem Schadensereignis selbst - muß dafür aber regelmäßig einen kleinen Obolus leisten, da es theoretisch jeden treffen kann.
Allerdings darf es niemals alle gleichzeitig treffen – dann ist das Spiel zu Ende.

3. Die Untertanen zahlen wiederkehrend Abgaben an die Obrigkeit ihres Gebietes, um von dieser Sicherheit zu bekommen und in deren Territorium in relativer Freiheit und Autonomie leben zu können. So können sie ihr Leben eigenständig planen und ihre Lebensgrundlage stetig verbessern.

Da ist sie schon wieder diese Freiheit – die doch der unabhängige Nicht-Staatliche schon hatte.
Wie Du siehst, kämpfe ich ein wenig mit dem Freiheitsbegriff, den Du ohne Not mehrfach an die Front wirfst.

Was mache ich falsch? [[zwinker]]

mfG
nereus


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