Nun ja, - zuviel habe ich ohnehin nicht erwartet.

helmut-1, Siebenbürgen, Sonntag, 15.11.2020, 23:36 (vor 1276 Tagen) @ mabraton1959 Views

Aber erst einmal danke für Deine Reaktion. Warum habe ich da nicht zuviel erwartet, -das hat zwei Gründe: Zum einen macht das schon Arbeit, das genau durchzuackern, mit dem Ziel, das entweder abzuhaken oder Fehler zu erkennen. Ist ja auch nicht jeder Rentner (ich zwar auch nicht, aber trotzdem) und das erfordert nun mal eine gewisse Zeit.

Das andere, - es ist für so manchen suspekt, was ich da mache. Man sitzt irgendwo hinterm Ofen und schießt aus der sicheren Deckung irgendwo hin, - wenn auch oft nur mit Platzpatronen. Das ist die Stilrichtung in den Foren, - die noch breitgestreute Meinungen zulassen. Es ist eine Art der politischen Selbstbefriedigung, oder auch eine Art des Überdruckventils, oder eine Form des Ausgleichs, für das, was man sowieso nicht erreichen kann. Bei vielen Themen geht mir's genauso, ich bin ja oft auch nicht anders.

Nun kommt einer aber auf die Idee, den Stier bei den Hörnern zu packen, also was zu unternehmen. Stellt sich die Frage, warum macht der das, warum kann der das, ich kann mir das doch auch nicht erlauben, usw. Für mich stellt sich die Frage nicht, weil wenn ich von etwas überzeugt bin, dann ziehe ich das durch. Das war schon in meiner Jugendzeit so, und das hat sich auch im Alter nicht gebessert.

Die zweite Strophe des Liedes von Reinhard Mey ist mir zu geläufig, ich hab sie x-mal erlebt:
https://www.youtube.com/watch?v=7Wvc1KBFCI4

Vielleicht liegts auch am Blut, - das ja bekanntlich dicker als Wasser ist. Auch mein Großvater war damals alleine in seinem Protest gegen Hitler, - wie es ausgegangen ist, das weiß ich ja.

Ob das Ganze eine Spinnerei ist oder nicht, - lassen wir das mal dahingestellt. Ich weiß nur, dass ich nicht tatenlos dieser Entwicklung zusehen werde, mit der Selbstbeweihräucherung: "Was soll man denn da als Einzelner machen". Es verträgt sich nicht mit meinem Selbstverständnis.

Ich muss zugeben, im Moment auch etwas aufgewühlt zu sein. Ich hab da gerade auf fb ein rumänisches Mädchen "live" gesehen, wie sie vor dem Kreiskrankenhaus in einer anderen Kreisstadt hilflos steht, und ihre Sorgen ins fb reingeweint hat. Mädchen, - vielleicht nicht richtig, sie ist vielleicht 18 oder 20 Jahre alt, - mit den Sch.Masken sieht man das ja nicht mehr. Der Vater liegt wg. eines Unfalls seit 3 Tagen im Krankenhaus, und niemand darf zu ihm. Sie wollte ihm eine Flasche Wasser bringen, und sehen, ob er was braucht, - geht nicht. Niemand darf hinein.

Sie steht im Dunkeln vor dem Kreiskrankenhaus und versucht es immer wieder, - aber es geht nicht. Sie weiß nicht, wie es dem Vater geht, - sie hat nur die Nachricht bekommen, dass er (noch?) lebt. Sie weiß nicht, ob sie noch warten soll, ob sie den Vater erst wieder sieht, wenn er in der Leichenhalle ist, sie weiß gar nichts.

Ehrlich gesagt, es ist gut, dass das in der Kreisstadt eines anderen Kreises abläuft, - bei uns wäre ich wahrscheinlich sofort hingegangen und hätte irgendwie Radau gemacht. Aber ich sehe es ja an den Kommentaren, - man sollte doch, man müsste doch mal und sowas geht doch nicht, und halt durch Mädel und der liebe Gott helfe Dir.

Ich hab normalerweise keine Probleme mit dem Einschlafen, aber heute brauche ich noch ein paar, die ich mir hinter die Binde kippen werde, - sonst krieg ich das Bild des Mädchens vorm Krankenhaus nicht aus dem Kopf.

Zu Deiner Meinung bezüglich meines Vorhabens. Ja, es ist ein Versuch. Vielleicht klappts, vielleicht auch nicht. Vielleicht ist es ein Weg, den mehrere Musiker in Deutschland und Österreich gehen können, - sie sind ja alle betroffen. Wenn man das richtig aufzieht, dann kann eine Form dieses Protestes wirksam sein. Ja, aber was ist da angesagt? Du hast ja recht, - zuviel Information ist destruktiv.

Ich hab mir da eine Hypothese zurechtgelegt, dass diejenigen, die da eine Weile stehen und zuhören, in dieser Zeit auch die Muße haben, was zu lesen. Wenn das Ganze genau die Themen betrifft, die die Menschen auch interessieren, dann kann es durchaus sein, dass sie das bis zu Ende lesen, - oder sich den Wisch nach Hause mitnehmen.

Wie soll ich denn sonst das rüberbringen? Man muss die Leute dazu bringen, einfach nur nachzudenken, damit ihnen Zweifel kommen. Dann beginnt eine Art von Selbstläufer, so denke ich. Natürlich kann Deine Argumentation genauso stimmen, ich denke jedenfalls darüber nach.

Meine Gehweg-Musiker-Lizenz wird auf jeden Fall alle Samstage bis zu Weihnachten umfassen, - zumal es eine rumänische Tradition ist, vor und zu Weihnachten die traditionellen "Colinde" zu singen. Ich eröffne ja nur den Reigen, die Woche darauf ist ein anderer geplant, der dann singt.

Insofern habe ich ja die Gelegenheit, mehreres auszuprobieren, wie man die Info unter die Leute kriegt. Mit Sicherheit wird man ein großes Augenmerk darauf legen müssen, wie das Flugblatt drucktechnisch
aussehen soll. Das muss optisch schon raffiniert gemacht werden, - aber da habe ich meine Druckerei ums Eck, die haben da immer gute Ideen.

Auf jeden Fall wird das Ganze auf Video festgehalten, - wenn mir noch jemand den Trick verrät, wie man das in "cloud" oder sonst was reingibt, damit man sich diese GBs herunterladen kann, dann mach ich das, auch fürs Forum. Mal sehen, was dabei rauskommt. Überhaupt bin ich auf die Reaktion des Bürgermeisters gespannt, schließlich propagiert man in unserer Stadt den R-Faktor von 7. Und ich lach mich schief dazu.

E guets Nächtle, - wie der Schwabe zu sagen pflegt.


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