COVID 19 und Vitamin C.......

ottoasta, Mittwoch, 14.10.2020, 17:11 (vor 1287 Tagen)5518 Views

.....eine interessante, wissenschaftliche Seite (Springer Link):

Auszug****

Pathophysiologie der COVID-Erkrankung

Die Atemwegserkrankung COVID-19 ist die dritte, nach MERS und SARS, durch Coronaviren (CoV) ausgelöste Epidemie im 21. Jahrhundert. SARS-CoV‑2 wird durch Tröpfcheninfektion und Aerosolen verbreitet, wobei ein noch asymptomatischer Träger bereits das Virus weitergeben und die Inkubationszeit bis zu 14 Tage betragen kann. Ob nach einer durchgemachten COVID-19-Krankheit eine Immunität gegeben ist oder ob eine Zweitinfektion möglich ist, ist Gegenstand der Forschung [26, 27].

Die durch das SARS-CoV‑2 ausgelöste Lungenkrankheit hat klinisch einen sehr unterschiedlichen Verlauf, wobei sich rund 80 % der Infizierten spontan erholen. Schwere Verläufe, mit Atemnot und tiefer Sauerstoffsättigung, treten bei 14–15 % der Erkrankten auf und bei immerhin 5–6 % der Fälle ist die Erkrankung kritisch bis lebensbedrohlich, wobei insbesondere ältere Menschen und Polymorbide ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf aufweisen [26, 28]. Eine gefürchtete Komplikation der SARS-CoV-2-Erkrankung stellt die bilaterale interstitielle Pneumonie dar, die mit einem akuten Atemnotsyndrom (ARDS) und einer Entzündung und Thrombosierung der Kapillargefässe einhergehen kann. Daraus kann letztlich ein Multiorganversagen resultieren [28, 29].

Die „Eintrittspforte“ für das SARS-CoV-2-Virus in die Zelle ist der ACE2-Rezeptor, der sich auf Lungenepithelzellen, im Darm, auf den Fettzellen, in den Nieren- und in den Gefässepithelien befindet.

SARS-CoV‑2 bewirkt in der Wirtszelle eine Zunahme von NF-κB und Chemokinen, was zum apoptotischen Zelltod und dadurch zur Verbreitung der von der Zelle replizierten Viren führt [26, 28].

Die Virusinfektion stimuliert das angeborene Immunsystem. Die Zellen dieses Systems enthalten Inflammasomen, zytoplasmatische Proteinkomplexe, die für die Aktivierung von Entzündungsreaktionen verantwortlich sind [30, 31].

Zwei Stunden nach einer Infektion wird TNF‑α vom Makrophagen nach Viruskontakt sezerniert. Drei Stunden nach der Ansteckung wird von der infizierten Epithelzelle, durch Aktivierung der Inflammasomen, IL-1β ausgeschüttet. Vier Stunden nach Befall wird IL‑6 von den durch TNF‑α angelockten Neutrophilen, Granulo- und Monozyten, gebildet. TNF‑α, IL-1β und IL‑6 wirken hierbei als proinflammatorische Zytokine.

Das Ausmass der Entzündung hängt vom Gleichgewicht zwischen den proinflammatorischen (TNF, IL-1β, IL‑6, IL-8) und den antiinflammatorischen Zytokinen (IL-10, IL-1RA) und T‑Lymphozyten (Treg, TH2) ab.

Die Infektion mit SARS-CoV‑2 stört die immunologische Homöostase. Durch das Virus initiiert wird die Entzündung durch die hohen proinflammatorischen Zytokine unterhalten. Die von proinflammatorischen Zytokinen angelockten Leukozyten werden zur ungehemmten Bildung weiterer Zytokine anregt (positive Rückkopplung). Diese Überreaktion kann zu einem Zytokinsturm mit bis zu 30-fach erhöhten IL-6-Konzentrationen im Serum führen.

Es entstehen dabei grosse Mengen an Sauerstoff- und Stickstoffradikalen und an Gerinnungsfaktoren. Aus einer vorerst lokalen Entzündung, wie beispielsweise einer Pneumonie, kann sich eine Sepsis entwickeln.

Aus dem oben beschriebenen Mechanismus lässt sich ableiten, dass der IL-6-Serumspiegel mit dem Schweregrad der Entzündung korreliert.

Das Risiko, einen Zytokinsturm zu entwickeln, hängt von endogenen (genetische Polymorphismen, Alter, Erkrankungen) und exogenen Faktoren (Stress, Noxen) ab [29].

Nach dem Zytokinsturm kommt es zu einer systemischen Produktion von antiinflammatorischem IL-10. Diese immunologische Gegenreaktion kann so ausgeprägt sein, dass es zu einer „Immunparalyse“ kommt. Die Immunsuppression erhöht das Risiko einer Superinfektion. Persistierende hohe IL-10-Spiegel scheinen an der Entwicklung der postinfektiösen diffusen Lungenfibrose beteiligt zu sein.

Simultan zum unspezifischen Immunsystem wird die spezifische Immunantwort durch die Phagozytose eines Virus aktiviert. Ein bis 4 Tage nach der Infektion werden IgM-Antikörpern, 14 Tage später IgG-Antikörper gebildet [29, 32,33,34].
Vitamin C als Therapie bei SARS-COV-2

Vitamin C kann in allen Phasen der viralen Infektion eingesetzt werden. Es vermindert durch seine immunmodulierende Wirkung den Schwergrad der Infektion und verkürzt bei hospitalisierten Patienten den Klinikaufenthalt. Weiterhin wirkt es als Kofaktor der Vasopressorensynthese, insbesondere der Katecholamie und des Stickstoffmonoxids, was zu einer besseren (Mikro)zirkulation und verminderten Thromboseneigung führt. Die endotheliale Barriere wird gestärkt. Dadurch, dass es die Produktion der proinflammatorischen Zytokine vermindert, beschleunigt es die Regenration bzw. die Wundheilung und vermindert so Komplikationen wie diffuse eine Lungenfibrose [18, 20, 35,36,37,38,39].

Je nach immunologischer Homöostase ist entweder eine orale oder eine parenterale Therapie notwendig, wobei von der einen in die andere Applikationsform gewechselt werden kann. Verschiedene Protokolle werden je nach Oxygenierungsindex angewendet: Die leichten Fälle bekommen 6–10 g pro Tag, mittelschwere mit nasaler Sauerstoffzufuhr 12–20 g pro Tag und schwere Fälle, die beatmet werden müssen, 50 g bis zu 100 g pro Tag. Je schwerer die Entzündung ist, desto tiefer sinken die Vitamin-C-Plasmaspiegel, weswegen orale Supplementierungen in hohen Dosen vertragen werden [40].

Zum Therapiebeginn kann der Vitamin-C-Status gemessen und unter Therapie überwacht werden. Da das IL-6-IL-10-Verhältnis ein wichtiger prädiktiver Faktor für den Verlauf der Erkrankung ist, könnte damit das Ansprechen auf die Therapie und das immunologische Gleichgewicht beurteilt werden. Dieser Wert kann auch herangezogen werden, um zu entscheiden, wann auf eine antioxidative (paraenterale) Vitamin-C-Therapie zu wechseln ist. Eine Ratio unter 5 ist ein relevanter prognostischer Faktor für das Ansprechen der Therapie und einen gutartigen Verlauf. In einer Studie aus Wuhan wurde ein weiterer prädiktiver Faktor gefunden. Diese am 28. Mai 2020 publizierte Studie beschreibt das Verhältnis der Neutrophilen-Lymphozyten-Zahl (NLR) ≥3,75 als einen unabhängigen Faktor für den Erkrankungsverlauf [34, 41].

Eine am 14. Mai 2020 publizierte Studie zeigt auf, dass durch Messung dreier Parameter mit 90 %iger Genauigkeit die Mortalitätswahrscheinlichkeit der Erkrankten 10 Tage im Voraus bestimmt werden kann. Folgende Parameter werden gemessen: hsCRP (Bildung wird durch IL‑6 induziert), LDH und die Lymphozytenanzahl [24].

Bei Entzündungen steigt das Serumferritin, ein Parameter, der als prädiktiver Faktor zur Abschätzung der Intensität der immunologischen Antwort, vor Beginn der Vitamin-C-Hochdosistherapie herangezogen werden kann. Da Serumferritin unter einer Vitamin-C-Infusion ansteigt, eignet es sich nicht zur Verlaufskontrolle [28, 42, 43].

Ab einer parenteralen Dosierung von 3 g/Tag setzt die antithrombotische Wirkung ein, sodass bei antikoagulierten Patienten der Quick- bzw. der INR-Wert engmaschig kontrolliert werden muss [1].

Bei der parenteralen Hochdosistherapie sind oxidative Wirkungen ab einem Plasmaspiegel von 10 mmol/l zu erwarten. Oxidative Dosen wirken viruzid und werden in der akuten Phase eingesetzt. In der regenerativen Phase braucht es die antioxidative und immunmodulierende Wirkung des Vitamin C, um einer postinfektiösen Lungensklerose entgegenzuwirken und die Wundheilung zu beschleunigen [20, 28, 33].

Zur parenteralen Therapie eignen sich physiologisches Natriumchlorid oder Ringer-Laktat als Trägerlösungen. Es wird stets im Verhältnis 1:2 verdünnt. Infundiert wird ein Salz der Ascorbinsäure, sodass das Ascorbatanion im physiologischen Bereich keine sauren Valenzen abgibt und es zu keiner Verschiebung des Säure-Basen-Haushalts kommt [1, 14, 23].

Falls keine Kontraindikationen vorliegen, kann mit einer Hochdosistherapie begonnen werden. Hierbei sollte die Vitamin-C-Dosierung langsam auftitriert werden. Beginnend mit 7,5 g kann bis auf 60 g pro Tag und mehr gesteigert werden. Pro Infusion werden 1–3 g/kgKG mit einer Infusionsgeschwindigkeit von 0,5–1 g Vitamin C pro min verabreicht. Zur Vermeidung von vaskulären Spasmen wird die Infusionslösung mit 200 mg Magnesiumchlorid oder -sulfat ergänzt. Eine halbe Stunde vor jeder Infusion können zusätzlich 500–1000 mg Kalzium per os verabreicht werden [1, 16].

Längere hochdosierte Vitamin-C-Therapien können die Kupferresorption behindern, weshalb der Kupfer- und der Zinkspiegel im Vollblut regelmässig zu kontrollieren sind.

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von hier, geht es weiter, hochinteressant!

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https://link.springer.com/article/10.1007/s41975-020-00155-y

Otto

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Solange es Schlachthäuser gibt, wird es Schlachtfelder geben.
Tolstoi


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