Goethe lesen

Falkenauge, Dienstag, 06.10.2020, 17:55 (vor 1905 Tagen) @ Mephistopheles1801 Views

"Man müsste nur Goethe gelesen haben."
Das Lesen machts noch nicht, man müsste Goethe verstanden haben.

Wie das Erfüllen aller Wünsche durch Mephistopheles das "demokratischste Prinzip sein soll, das sich denken lässt", erschließt sich auch nur - Mephistopheles.

Was sind das für Wünsche? Doch die niedersten der animalischen Natur, mit denen Faust sein geistiges Wesen, nach dem er eigentlich strebt, verrät und erniedrigt. Das will ja auch Mephisto, und so sagt er nach dem Pakt:

Lass nur in Blend- und Zauberwerken
Dich von dem Lügengeist bestärken,
So hab ich dich schon unbedingt! -
Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,
Der ungebändigt immer vorwärtsdringt
Und dessen übereiltes Streben
Der Erde Freuden überspringt.
Den schlepp ich durch das wilde Leben,
Durch flache Unbedeutenheit,
Er soll mir zappeln, starren, kleben,
Und seiner Unersättlichkeit
Soll Speis und Trank vor gier´gen Lippen schweben:
Er wird Erquickung sich umsonst erflehen,
Und hätt er sich auch nicht dem Teufel übergeben,
Er müsste doch zugrunde gehn!

Das ist die Rechnung, die ihm Mephisto aufmachen und am Ende präsentieren wird: sein Verfallen dem Bösen und damit seinen Untergang.

Aber um dies zu erkennen, müsste man eben alles von Goethes Faust gelesen und verstanden haben.


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