Dreht dieser Chart, dürften die Notenbanker vermutlich feiern

Miesepeter, Mittwoch, 27.05.2020, 15:56 (vor 1423 Tagen) @ Broesler1758 Views
bearbeitet von Miesepeter, Mittwoch, 27.05.2020, 16:08

Die Kennzahl "Geldumlaufgeschwindigkeit" bezeichnet vereinfacht gesagt das Verhältnis des BIP zur betreffenden "Geldmenge", also einer Untermenge der Summe aller Schulden (M1-3 usw). Logisch wird dieser Quotient kleiner, wenn die Schulden schneller wachsen als der (in Geldeinheiten bemessene) Umsatz.

Wüchse hingegen das BIP relativ mehr als die Schulden, stiege also diese Kennzahl wieder. Das kann mehrere Ursachen haben: Zb die Schulden sinken, bei gleichbleibendem BIP. Oder es steigt der Preis der umgeschlagenen Güter, oder die Menge der umgeschlagenen Güter, oder beides - schneller als die Schuldensumme.

In den letzten beiden Fällen würden die Notenbanker ihrem eigenen Glück nicht glauben. Es hätte nichts mit Zimbabwe oder Weimar zu tun. Es kommt der Zielsetzung der Notenbanker gleich: sie würden sich bestätigt sehen, dass sie de facto mit Geldpolitik die erstellte Gütermenge bzw Wirtschaftskraft erhöhen.

Eine Hyperinflation entsteht nicht monokausal allein aus steigender Verschuldung, sondern kennzeichnet sich auch durch ein parallel zunehmendes Verschwinden des Angebots. Damit meine ich nicht ein Zurückhalten letzter Reste des Angebots, wie es allgemein gern dargestellt wird, sondern durch die gründliche Zerstörung der Versorgungsbasis/Produktion/Angebotserstellung. Zurückgehaltene Waren kann der Staat leicht in Umlauf zwingen. Wenn hingegen nicht mehr produziert werden kann, wird die Angebotserzwingung schon schwieriger.

Das Risiko für erhebliche Preissteigerungen kommt also erst dann zum Tragen, wenn die aus der Verschuldung neu entstehende Nachfrage auf ein systemisch schrumpfendes Angebotspotential stösst, und sich zudem auch niemand mehr findet, um durch Investitionen in Produktionsmittel ein neuerlich steigendes Angebot einfach bereitzustellen.

Ob der Coronastillstand das Angebot dauerhaft entscheidend verringern kann? Ob ein zunehmender Handelskrieg das asiatische Angebot zunehmend aus dem Markt nehmen wird, während sich gleichzeitig in den USA & Europa niemand mehr finden wird, dieses Angebot adäquat zu ersetzen? Ausgeschlossen ist es nicht, aber sehr wahrscheinlich ist es auch nicht. Denn es ist politisch steuerbar.

Die Vorstellung hingegen, dass aus heiterem Himmel, oder aus dem Wissen um steigende Bilanzsummen der Notenbanken (wer liest das denn?) die Leute das Vertrauen in die Währung verlieren und dann ihre Waren nicht mehr für gesetzliches Zahlungsmittel hergeben, erscheint dagegen relativ utopisch.

Gruss,
mp


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