"Staat heißt das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: „Ich, der Staat, bin das Volk.“ F.N. (m.L.)

Oblomow, Dienstag, 14.04.2020, 15:18 (vor 2083 Tagen) @ day-trader3153 Views

Es gehört doch immer auch ein übergroßer Gran Mut, Übermut, Wahnsinn dazu, es mit dem Staat aufnehmen zu wollen. Mancher hat sich verbrannt oder verrannt. Ist das denn gesund? Hier um die Ecke in Zeitz gab es Pfarrer Brüsewitz, auch so einen komischen Gesellen, der sich selbst anzündete. Möglich, dass irgendwann auch diese Rechtsanwältin anerkannt wird, weil sie unprofessionell sich wehrte, weil niemand aus ihrer Zunft mit Prädikatsexamen sich fand. Und dass sich dann Scheinriesen mokieren, sie wäre dusselig, ist wirklich typisch deutsch. Belehrung findet man hier immer schneller als Trost. Das gehört dialektisch zur urdeutschen Servilität dazu, immer alles besser zu wissen, statt einfach mal das Größere als man selbst anzuerkennen, wenigstens statt sofort in den Modus der Verurteilung zu kommen, sich einfach nur wundern, dass Andere etwas einfach nicht mehr aushalten und eben Fehler machen.

Herzlich
Oblomow


Hier noch so ein Exempel, wo etwas aus dem Ruder läuft:

http://www.kleist-digital.de/story?id=stories/kohlhaas.xml

"Michael Kohlhaas
Aus einer alten Chronik


An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. – Dieser außerordentliche Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können. Er besaß in einem Dorfe, das noch von ihm den Namen führt, einen Meierhof, auf welchem er sich durch sein Gewerbe ruhig ernährte; die Kinder, die ihm sein Weib schenkte, erzog er, in der Furcht Gottes, zur Arbeitsamkeit und Treue; nicht einer war unter seinen Nachbarn, der sich nicht seiner Wohltätigkeit, oder seiner Gerechtigkeit erfreut hätte; kurz, die Welt würde sein Andenken haben segnen müssen, wenn er in einer Tugend nicht ausgeschweift hätte..."


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