"Petrodollar"? USD ("Eurodollars") = Weltwährung. Nicht bloß "Ölwährung".

BillHicks ⌂, Wien, Freitag, 20.04.2018, 22:00 (vor 2198 Tagen) @ Diogenes Lampe3739 Views

AIIB führt die eigenen Bücher in USD. Wie passt das zum Crash des

"Petrodollar"? >

Die AIIB wurde 2014 gegründet. Da war der USD noch die Weltwährung.

Das ist der USD für Sie heute nicht mehr?

Auch
für die Chinesen. Schauen Sie auf die Liste der Gründerstaaten. Seit ein
paar Tagen gibt es erst den Gold-Yuan.

Haben Sie dazu eine Quelle für mich? Danke!

Wenn Sie die aktuellen Nachrichten
verfolgen, werden Sie wissen, dass schon in den letzten Jahren viele
Staaten des Westens, darunter Deutschland, und gerade aktuell die Türkei,
ihr Gold aus den USA zurück holen. Erdogan spricht gerade offen aus, was
viele Staaten vor der Öffentlichkeit verborgen planen. Eine auf Gold
gestütze nationale Währung.

Was ein Zeichen von (u.a. rechtsinstitutioneller) Schwäche, nicht von Stärke ist.

Denn nur die darf am Seidenstraßenprojekt
teilnehmen.

Gibt es dazu eine Quelle? Danke!

Durch die zwei unterschiedlichen Geldkreisläufe in West und Ost entsteht
eine Situation, die man vielleicht mit einem Trennbankensystem vergleichen
kann, dass ja auch schon im Westen diskutiert wurde, um die notleidenden
Derivate in eine Bad-Bank auszulagern und so einen Crash abzufedern.

Derivate gibt es aus meiner Sicht in erster Linie deshalb, weil im Westen die Abweicheffekte aus Leistungstransaktionen ("Realwirtschaft"; Transaktion verändert das Geldvermögen) nicht mehr politisch (wie noch zu "Bretton Woods" Zeiten), sondern - irgendwie - privat gemanaged werden (sollen). Das funktioniert in halbwegs ruhigen Zeiten verblüffend passabel. In den Extremzeiten (2008ff.) musste die FED lernen zum Derivatehändler zu werden ohne explizit Derivate zu handeln (weil ihr das rechtlich nicht gestattet ist). Sie hat es mit einigem Herumprobieren bis 2010 mehr recht als schlecht hinbekommen und ist nun vom vormaligen "lender of last resort" zum "dealer of last resort" mutiert.

In einer Welt "freier Wechselkurse" (free floating) wurde das folgende Credo der "freien Welt" aufgegeben:
"Freie Preise, feste Versprechen." (Stützel)

Durch sich ändernde Wechselkurse sind die (über Währungsgrenzen hinweg gegebenen) Versprechen nicht mehr fix. Das ist ein Riesenproblem für alle die planen müssen. Alle die ernsthaft etwas kompliziertes produzieren wollen kommen um Planung aber nicht herum. Diesen Mangel der Unplanbarkeit "dank" "freier" Wechselkurse kann man leidlich gut mit sog. "Derivaten" beheben ohne von den Vorgängen all zu viel auf der eigenen Bilanz auftauchen zu haben. Die eigene Bilanz soll ja in erster Linie dazu dienen die Produktion zu ermöglichen in einem "freie Preise, feste Versprechen" Umfeld, nicht wahr?
Dass die öffentlich-rechtlich regulierten und privatrechtlich verfassten Derivatehändler selbst auch möglichst viel außerhalb der eigenen Bilanz machen darf niemanden überraschen, aber ich schweife ab.
(Noch eine Anm. für Interessierte: Man vergleiche die Auswirkungen auf die Bilanz der involvierten Rechtspersonen von "parallel loans" und dem für die Zahlungsströme praktisch identischen Nachfolger "currency swap").

D.h.,
in der "guten" Bank wäre dann nur noch das Geld im Kreislauf,

"Geld" und "Kreislauf"...
Als liefe Geld im Kreis... Das ist mEn eine Metapher, die mehr verwischt als erklärt.

dass
Realwerten entspricht. China hat mit der AIIB nun einfach eine solche Bank
als Investmentbank ins Leben gerufen aufgrund der zahlreichen
Investitionsmöglichkeiten in die Erschließung von Ressourcen und den Bau
von Handelswegen. Also in das Seidenstraßenprojekt.

OK.

Trump hat nun auch bekannt gegeben, dass er den Dollar wieder mit Gold
decken will.

Gibt es dazu eine Quelle? Danke!

Der Petrodollarchrash, der nicht mehr zu vermeiden ist, wird
so nun abgewickelt wie eine Bad-Bank.

Mir drängt sich hier folgende Frage auf: weshalb nutzen ein südkoreanischer Autohersteller und ein australischer Eisenhersteller für ihre Verträge weder KRW noch AUD, sondern USD?
Ist das mit "Petrodollar" gemeint?
Welches Kalkül bringt sowohl Aussi als auch Koreaner dazu so zu handeln? Ist das auch die US-Pistole auf der saudischen Brust (wie der Terminus "Petrodollar" mir zu suggerieren scheint)?
Doch wohl kaum.
Kann der "Petrodollar" dieses Phänomen (Bsp. Aussi und Koreaner nutzen USD) unserer Wirtschaftswirklichkeit in der sog. "Weltwirtschaft" im Jahr 2018 erklären?

Die Fiatmoney

Diese Metapher ("fiat lux" - "fiat money") verklärt mehr als sie erklärt.
Nennen Sie es auch einen "Fiat Vertrag", wenn sich zwei Kaufleute gegenüber stehen und der einen dem anderen verspricht in 1 Monat 100 X zu liefern und der andere dem einen in 3 Monaten 1000 Y?
Sind da gleich zwei Forderungen und Verbindlichkeiten Paare "aus dem Nichts" entstanden?

Bereits der Terminus "fiat money" blendet die unabdingbaren Rechtsinstitutionen aus, die etwa die Entstehung von Verträgen zwischen sonst Anonymen ermöglichen, das Weiterreichen von Forderungen an Dritte usw.

Petrodollar löst sich
quasi in Luft auf und die gute Bank übernimmt. Viele Milliardäre schauen
in die Röhre.

Das verstehe ich nicht.

Interessant ist die Liste der bisher beigetretenen Staaten auch deshalb,
weil es quasi die Staaten Eurasiens sind.

Diese Liste empfand ich schon vor Jahren als höchstinteressant.

Sogar die Briten sind dabei.

Da habe ich auch nicht schlecht gestaunt, ja! Damals war mir aber die US-GB Geschichte in einer nur lächerlich unterkomplexen Weise vertraut. Das Narrativ der ewigen "special partners" oder was auch immer stimmt nicht einmal für die zweite Hälfte des 20. Jhd. Ein Nebengleis.

Hinzu kamen und kommen afrikanische und lateinamerikanische Staaten. Nur
die USA fehlen noch. Die müssen sich erst einmal vom Imperium, seinem
Petrodollar und seinem tiefen Staat lösen.

Auch das verstehe ich nicht.

Sie alle haben in der AIIB quasi ihre gute Bank gefunden. Sie alle holen
ihr Gold zurück oder haben es schon getan. Gold wird also die Grundlage
aller künftigen Währungen in der Welt sein.

Es wäre eine extreme, wenngleich nicht gänzlich ausschließbare, Regression. Es wäre für mich ein Zeichen kaum fassbarer Inkompetenz und ganz klar eine Zerfallserscheinung.

Insofern denke ich, es wird
nicht mehr lange dauern und die AIIB wird ihre Bücher in Gold-Yuan oder
einer Verrechnungseinheit auf Goldgrundlage führen.

Wird sich herausstellen. Das britische Pfund hat sich auch irgendwann als Weltwährung verabschiedet.
Meine Vermutung ist allerdings, dass Sie eine eher unterkomplexe Vorstellung der Zahlungs-, Fakturierungs- und Abwicklungswirklichkeit (einschließlich Derivate) haben und deshalb die Dollar-Übermachtstellung eher unter- als überschätzen (zeigt sich mEn durch die - mindestens rhetorische - Reduktion des Phänomens Eurodollar = Weltwährung auf "Petrodollars").

Schöne Grüße und danke für die Denkanregungen.

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.


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