Zum Mißverständnis Newtons

Ashitaka, Dienstag, 13.03.2018, 21:20 (vor 2207 Tagen) @ DT4530 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 13.03.2018, 22:00

Hallo DT,

Wie schon öfters hier diskutiert wurde und wie wir von Newton wissen ist
actio=reactio und eine Rakete braucht nichts, um sich "abzustützen". Die
Tatsache, daß mit hoher Geschwindigkeit eine Masse ausgestoßen wird gibt
den Gegenimpuls auf die Rakete. Fertig.

Genau aus dem Grunde bin ich mit einigen hier gedanklich ins Weltall geflogen. Es wird nämlich gerne so getan (so auch du), als hätte Newton irgendwann einmal erklärt, dass es keine auf den Massepunkt A einwirkende (äußere) Kraft bedarf, um diesen auf eine andere Masse gerichtet zu beschleunigen. Auch wird gerne die Kraft (Massebeschleunigung) ausgeklammert und gleich zum Impuls (Massegeschwindigkeit) als erreichten Bewegungszustand übergegangen.

Newton, das muss zuerst klar sein, hat das Aktio = Reaktio Gesetz nicht auf Impulse (Massegeschwindigkeiten) bezogen, sondern immer nur auf Kräfte (Massebeschleunigungen). Das wird von Raketenfans gerne anders erklärt und auch von selbsternannten Physikern in Internetforen nicht ganz verstanden.

Deshalb musste ich mit einigen Freunden ins Weltall fliegen, dorthin, wo aufgrund von 10^-15mBar keine einwirkenden Kräfte (Massebeschleunigungen) erklärt werden können.

Es wurde sich im Verlauf der dortigen Diskussion immer wieder in Bezug auf den Impuls an das dritte newtonsche Gesetz geklammert, das sich aber ganz klar auf Massebeschleunigungen (Kraft = ma) bezieht und da lautet:

„Kräfte treten immer paarweise auf. Übt ein Körper A auf einen anderen Körper B eine Kraft aus (actio), so wirkt eine gleich große, aber entgegen gerichtete Kraft von Körper B auf Körper A (reactio).“

Dass es zur Änderung eines jeden Bewegungszustandes einer Masse einer auf diese Masse einwirkende (äußere), bewegende Kraft, bedarf, wollte niemand so wirklich akzeptieren.

So im dritten Gesetz Newtons beschrieben:

„Die Änderung der Bewegung ist der Einwirkung der bewegenden Kraft proportional und geschieht nach der Richtung derjenigen geraden Linie, nach welcher jene Kraft wirkt.“

Die Tatsache, dass die drei Gesetze Newtons aufeinander bezogen werden müssen und sich gegenseitig nicht ausschließen, war von den mitgreißten Fans schwer auszuhalten.

Ich hatte diesen Gedanken weiter vertieft, indem ich die Vorstellung eines im leeren Raum aufwartenden Astronauten mit einem vor ihm greifbaren Gegenstand wieder und wieder installierte. Die Fans wollten sehen, dass sich beide Massen voneinander abstoßen, d.h. ihre Massen voneinander weggerichtet beschleunigen.

Ich forderte im Gegenzug auf, sich Gedanken darüber zu machen, was nach Newton physikalisch zwingend notwendig ist, damit sich zwei Massen voneinander abstoßen können, nämlich ein zeitlich vorheriger Zusammenstoß der Massen.

Doch die physikalischen Voraussetzungen für diesen notwendigen Zusammenstoß (aufeinander gerichtete, einwirkende [d.h. von außen wirkende] Kraftvektoren) wollte mir niemand liefern. Und so nahm die Flucht und das Bespucken seinen Lauf.

Es ist für jeden hier überprüfbar, dass sich eine Masse nicht von selbst in Richtung einer anderen Masse beschleunigen kann. Es bedarf immer einer äußeren, einwirkenden Kraft, egal ob nun gedanklich im Weltall oder überprüfbar auf der Erde.

Würde das nicht funktionieren, hättest Du keine Satelliten im Orbit, Du
hättest keine Satellitentelefone, keine Wettersatelliten, keine
Fernsehübertragungen vor der Glasfaserära.

Was hat das mit der eigentlichen Frage zu tun? Das dient doch nur dazu, ihr gar nicht erst einen Raum zu lassen.

Die Tatsache, daß das alles geklappt hat, basiert auf Newtons Gesetzen,
und dazu gehört actio=reactio.

Nein, sie Vorstellung, dass es so funktioniert, basiert auf dem Mißverständnis der Gesetze Newtons. Würde man Newton richtig verstehen und die Gesetze aufeinander beziehen, würde sofort klar werden, dass es ohne einwirkende Kräfte (Massebeschleunigungen durch das Außen) nicht funktioniert. So spielt die Atmosphäre eine ganz entscheidende Rolle und stellt sich im Falle des leeren Raums zurecht die Frage, weshalb gar nicht an Newtons Erklärungen zur Beschleunigung der Massen eingegangen wird und man stattdessen gleich zu den Massegeschwindigkeiten (den Impulsen) übergeht. So als könnte jemand 200 kmh auf der Autobahn fahren, ohne dass seine Beschleunigung erklärt werden kann.

Die Kräfte, die auf die Betonplatten wirken, sind die Schubkräfte der
drei Triebwerke, also 300 kN, macht also ca 900 kN, also 90 Tonnen, soviel
wie drei Güterwaggons, wo ist das Problem?

Die Massegeschwindigkeit (der Impuls) der Verbrennungsprodukte. Wenn man wie sojemand völlig unterschiedliche Bewegungszustände von Massen miteinander vergleicht (ruhende Last und sich schnell bewegende Produkte der Verbrennung) lässt mich das doch am physikalischen Verständnis sehr zweifeln.

PS: Kleiner Hinweis: dreh die Handbrause in der Badewanne mal auf, häng

Und ja, der von Dir genannte Zweijährige kann sich auf seinen Bobbycar
setzen und eine Kiste mit Äpfeln mit draufnehmen auf den Bobbycar, und
wenn er dann die Äpfel nach hinten wirft, wird der Bobbycar nach vorne
beschleunigen, ganz "aus sich heraus" in Deiner Sprache, in meiner Sprache
actio=reactio.

Weil der Boden Kraft auf das Bobbycar ausübt und das Bobbycar umgekehrt Kraft auf den Boden ausübt. Im leeren Raum würden das Bobbycar mit aufsitzendem Astronautenbaby und die festgehaltene Kiste Äpfel aneinander kleben. Da gibt es keine einwirkenden Kräfte, die den notwendigen Zusammenstoß zwecks Abstoßung ermöglichen.

Zwei sich abstoßen wollende Astroauten würden am Ende des Tages Handstand auf ihren Zeigefingern machen und nicht voneinander loskommen. Warum wohl?

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
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