Eher umgekehrt richtig: Mineralien müssen i.d.R. im Magen erst, dank Magensäure, mühsam aus Proteinmatrix herausgelöst werden

Literaturhinweis, Donnerstag, 02.03.2017, 20:02 (vor 2611 Tagen) @ Otto Lidenbrock5338 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 02.03.2017, 20:30

So viel ich weiß, kann der Körper nicht an organische Substanzen gebundene Mineralien sowieso nicht verwerten

Abgesehen davon, daß der Begriff 'organisch(e Chemie)' eine menschengemachte Unterscheidung ist und der Großteil der organischen Verbindungen für den Menschen entweder im besten Fall komplett unverdaulich, unbrauchbar, im schlimmsten Fall giftig ist, kennt der Magen den Unterschied so nicht, er hat nicht studiert. Im Gegenteil:

Dies wirft die Frage der Bioverfügbarkeit und der biologischen Zugänglichkeit von Nahrungsbestandteilen im Mineralstoffwechsel auf.

Vgl. z.B.: "A Review of Mineral Absorption with Special Consideration of Chelation as a Method to Improve Bioavailability of Mineral Supplements": "...
1) Many minerals (as well as some vitamins) in the diet are bound to proteins, and protein digestion in the stomach is a necessary step in releasing the minerals from the proteins they are bound to. HCL assists protein digestion by causing protein molecules to unfold and separate from other food components, and by activating the digestive activity of pepsin.
2) HCL also directly affects minerals by helping the separation process called dissociation, wherein the positively charged mineral ion (e.g. Mg++, Ca++, Fe++, etc) becomes free from the food component or supplement compound (e.g. MgO, CaCO3, FeSO4) that it was part of."

Die Magensäure HCl (Salzsäure) ist also am Aufschluß der Proteine beteiligt und bei den meisten Mineralstoffen notwendig, um diese überhaupt erst bioverfügbar zu machen, denn diese werden als Ionen, gelöst im Magensaft, dann später im Blutplasma, zu den Zellen gebracht.

Im Prinzip ist es also bei vielen Mineralstoffen egal, ob man sie in 'organischer' Form oder in anorganischer Form zu sich nimmt, und, im Gegenteil, bei manchen sogar weniger effektiv, wenn man z.B. einen Mangel beheben müßte und es 'schnell gehen muß'. Ob anorganischer Kalk in Eierschalen für den Calciumbedarf oder ein Magnesiummineral wie Dolomit, das gerade in der orthomolekularen Medizin sich einiger Beliebtheit erfreut: es wird im Magen alles erst in Ionen aufgespalten, dann in der Blutbahn transportiert und erst vor Ort in den Zellen wieder an entsprechender Stelle eingebaut, bzw. wandert in die Kristallisation der Knochen, eingebunden in Collagen, eine Matrix, die dann im Magen des nächsten Freßfeindes ebenso erst wieder in anorganische Bestandteile zerlegt werden muß.

Aber 'Bio' und 'organisch' klingt halt gut, das ist der Zahn der Zeit, auch genannt Mode.

Das Thema ist etwas komplexer und das gesagte gilt nicht für jedes Mineral (Element), manche werden erst im Darm resorbiert und auch die Leber spielt eine Rolle (aber da muß das Mineral erst mal in die Blutbahn gelangt sein) - für vertieftes Studium des Themas taugt

Lawrence Wilson: MINERAL AVAILABILITY AND UNAVAILABILITY

und

European Food Information Council: Nutrient bioavailability: Getting the most out of food

Siehe auch Lebensmittelkunde und frühere Literatur zu Ernährungsfragen.

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