Stimmt, der naive Morgenthau-Plan musste abgelehnt werden, da er zu ungewolltem Wohlstand hätte führen können.
Der Herr Henry Morgenthau hatte natürlich völlig Recht damit, dass zerstreute Familienlandsitze über das ganze Land verteilt, zu einer Deindustrialisierung führen. Mit Deindustrialisierung ist hier besonders die quantitative Wirtschaftsmacht gemeint. Und klar, das ist sicher so. Deutschland wäre ungefährlich geworden, aber obendrein - "dummerweise" - weniger versklavt als eine Industrienation. Es hätte in Verbindung mit der allgemein fleißigen Mentalität der Deutschen zu einer bestimmten Form von Wohlstand geführt, die man nicht hätte steuermäßig auspressen können. Das hätte großflächig so ausgesehen, wie es im Kleinen heute bspw. bei ostdeutschen / osteuropäischen Handwerkern auf dem Lande ausschaut: Monetär oft knapp bei Kasse, aber Tip Top gepflegtes Haus mit blühendem Garten, glückliche Kinder und Mütter zu Hause, in der Schrauberecke ein robustes Auto, also rundheraus keinerlei Mangel, aber eben wenig zum versteuern, außer den Herrschern verlangt es nach Kartoffeln und roten Beeren. Weil also die Gefahr bestand, dass es zu einer ungewollten Befreiung der kleinen Steuerzahler gekommen wäre, musste der Morgenthau-Vorschlag scheitern und wurde ersetzt durch den wohl erzogenen deutschen Industriearbeiter, der nach seiner 40 Stunden-Woche stolz auf "Made in Germany" ist und vom eigenen Mercedes W124 träumt, bis er ihn sich endlich leisten kann. Solche strammen Deutschen kann man dann dasjenige fleißig exportieren lassen, was man eigentlich will, nämlich Industriegüter anstatt Kartoffeln (3. größte Exportnation usw.). Und das ist dann eine Art Steuer, die man dem kleinen "mittellosen" Landsitzbesitzer nicht so einfach abzwingen kann.
So gesehen hätte der Morgenthau-Plan aus der menschlich-wirtschaftlichen Perspektive also vielleicht zu mehr wirtschaftlichen Wohlstand geführt, wenn man unter "gutem Wirtschaften" versteht, dass jeder hat, was er zum Leben braucht. Es hätte insgesamt weniger "Mitesser" gegeben, wenn sich alle wieder mehr selber versorgen. Und weniger Abhängigkeit bedeutet mehr persönliche Freiheit. Aus dieser unverhofft wiedergewonnenen Freiheit wäre vielleicht ein neues deutsches Geistesleben entsprungen. Und DAS wäre eine echte Gefahr für England geworden. Morgenthau war quasi naiv, sah nur das Wirtschaftliche ...
Noch kleiner Seitenhieb auf das aktuelle System hinterher:
Wenn man unter Qualität Energieeffizienz und Haltbarkeit meint, hätte Morgenthaus Plan wohl zu einer Verbesserung gegenüber dem Schrott geführt, der heute produziert und zum Verkauf angeboten wird. Das aktuelle Wirtschaftssystem lebt von schlechten Produkten. Energieeffizienz und Haltbarkeit wird insbesondere von Leuten in "wirtschaftlich schwachen" Verhältnissen gefordert. Die würden eine Nachfrage danach erzeugen, allein schon weil sie es sich nicht leisten könnten ständig alles ersetzen zu müssen. Das beginnt bei den Textilien. Selbst Multimillionäre laufen heute in Schrott-Garn herum, weil schlichtweg nichts besseres mehr hergestellt wird. Hauptsache es "sieht gut aus" (und nur Kenner erkennen den Schrott). Beim Thema Autos sammel ich gerade Erfahrungen mit dem "Besten", was der deutsche Automobilbau jemals hervorgebracht hat. Auch das hält "nur" 30 Jahre, was an manchen Stellen beeindruckend lang ist, aber an anderen Stellen, naja, bröseln mir eben die Plastikklippser entgegen und ich verbessere mit Edelstahl. Warum bspw. bestehen Unterbodenbleche nicht standardmäßig aus Edelstahl oder wenigstens Stahl mit höherem Kohlenstoffanteil? Strukturell wäre es kein Problem, und auch Verschrauben anstatt Verschweißen wäre kein Problem. Warum ist nur der vordere Kotflügel verschraubt und nicht auch der Hintere? Usw. usf. ... Wird ein Produkt an einer Ecke besser, muss es an anderer Ecke schlechter werden. Mit den Jahrzehnten hat alles eine Tendenz zur "Verschrottisierung".
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