Hat Afrika das Potential, sich eigenständig zu entwickeln?
bearbeitet von Plancius, Donnerstag, 15.05.2025, 22:00
Zur Zeit geistern ja die Bilder und Videos durch Netz, wie südafrikanische Flüchtlinge mit dem Sternenbanner in der Hand ihre Aufnahme in den USA feiern. Es handelt sich unisono um weiße, südafrikanische Farmer, die aus Angst um ihr Leben ihre Farm aufgaben, um für sich und ihre Familien einen Neuanfang in den USA zu wagen. Sie sehen sich seit Ende der Apartheid mit übelstem Rassismus gegen die weiße Bevölkerung, wirtschaftlicher Erpressung, Mord und Totschlag sowie Vergewaltigungen ihrer Frauen und Töchter Konfrontiert.
Das Beispiel Simbabwe zeigt eindeutig, dass mit der Vertreibung der weißen Farmer und der weißen Unternehmerschicht aus dem einstigen Brotkrob Afrikas ein Hungerland wurde. Die Schwarzen sind anscheinend weder in Simbabwe noch in Südafrika in der Lage, den Status einer entwickelten Wirtschaft zu halten oder positive wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen anzustoßen. Sobald der weiße Mann geht, fällt alles wieder auf seinen ursprünglichen, tribalistischen Zustand zurück.
Ich hatte ja mal vor einiger Zeit die Geschichte meines Schuldirektors erzählt, der mit seiner Frau zu DDR-Zeiten als Entwicklungshelfer in Äthiopien arbeitete. Er gab seiner Haushälterin jeden Monat Geld, damit sie ihren Kindern eine überdurchschnittliche Schulbildung ermöglichen konnte, für Schulgeld, Schuluniformen usw.
Nach einem Besuch der Haushälterin in ihrem Dorf stellte er fest, dass seine Haushälterin ihrerseits eine Haushälterin angestellt hat. Mit Stolz erzählte sie, wie sie dadurch an Ansehen im Dorf gewann und im Status aufgestiegen ist. Ihre Kinder und deren Zukunft waren ihr egal. Für meinen Direktor ist eine Welt zusammengebrochen, seinen Glaube an die Menschheit und die Wirkung von Entwicklungshilfe hat er auf einen Schlag verloren.
Nun habe ich vor kurzem einen weitläufigen Bekannten getroffen. Er, mehrfacher Multimillionär, fast 80 Jahre alt, war in Kenia. Dort lernte er einen Einheimischen, einen jungen Mann Anfang 30, kennen. Der Mann führte ihn in sein Dorf, zeigte ihm sein Haus mit Familie und erzählte ihm von seinem Traum. Er würde gern eine Geflügelfarm aufbauen. Er könnte dort seine Familie beschäftigen und so sein Geld selbst verdienen. Der Markt für Geflügelfleisch und Eier ist vorhanden, die Produkte könne er in der nächstgelegenen Stadt verkaufen.
Er zeigte meinem Bekannten das Grundstück, wo er die Hühner und Puten halten könne und fuhr mit ihm in die Stadt, um ihm den Markt zu zeigen und wie dort Geflügelprodukte reißenden Absatz finden.
Mein Bekannter setzte sich mit dem jungen Mann, der gutes Englisch spricht zusammen und sie entwarfen einen Businessplan. Sie kalkulierten die Kosten: Bau eines ersten Stalls, Einzäunen, Kauf der ersten Küken, Futter, Medikamente, Motorrad mit Beiwagen und Hänger. Sie kamen auf 12.000 Euro Investitionssumme, um das kleine Business zum Laufen zu bringen.
In meinem Bekannten wurde seine unternehmerische Leidenschaft wieder zu neuem Leben geweckt. Er brannte für das Projekt des Afrikaners und wollte es auf den Weg bringen. Der junge Afrikaner hat ihn überzeugt, dass er der richtige war, das kleine Business zum Laufen zu bringen. Er fuhr mit ihm zur Bank, hob Geld ab und gab dem Afrikaner die 12.000 Euro als Startkapital.
Für meinen Bekannten spielt das Geld keine Rolle. Er möchte damit etwas Gutes tun und sehen, wie ein Mensch mit 12.000 Euro Startkapital auf eigenen Beinen stehen kann und aus den 12.000 Euro ein Vielfaches machen kann.
Nach einem Jahr fuhr er wieder nach Kenia. Er wollte sich die Geflügelfarm anschauen und wie sich das Business so entwickelt hat. Doch was fand er vor? Der junge Afrikaner, in den er soviel Vertrauen gesetzt hat, hat sich von dem Geld eine nagelneue japanische Rennmaschine gekauft, er hat jetzt eine zweite Frau und beschäftigt eine Haushälterein.
Das Geld ist weg, von Geflügelfarm ist keine Rede mehr. Völlig verblüfft für meinen Bekannten zeigte der junge Kenianer noch nicht einmal Reue. Auch ein schlechtes Gewissen war ihm nicht anzumerken. Stattdessen sollte er sich mit ihm freuen, dass er jetzt der einzige im Dorf mit einem nagelneuen Motorrad ist. Dass er sich nun eine zweite Frau und eine Haushälterin leisten kann, hat seinen Status im Dorf noch weiter gesteigert. Das ist doch was, oder?
Die 12.000 Euro waren für meinen Bekannten nur mehr ein Trinkgeld, das er in den Sand gesetzt hat. Er wollte das Gled sowieso nicht zurück haben. Die Freude am Gelingen des Projekts waren für ihn als Gegenwert mehr als genug. Aber der Vertrauensverlust und der Verlust des Glaubens an eine positive Zukunft Afrikas haben meinem Bekannten merklich zugesetzt.
Unsere Wertvorstellungen, die Art und Weise zu leben und zu wirtschaften, sind wohl doch zu unterschiedlich.
Trotzdem habe ich Probleme damit, die unterschiedlichen Entwicklungen in Europa und Afrika einzig und allein auf Genetik, Rasse und Kultur zurückzuführen. Denn wenn ich mir die Entwicklungen in unserem Land und in etwas abgeschwächter Form im Rest Westeuropas anschaue, dann eifern wir doch Südafrika oder gar Simbabwe nach. Wir stehen den Afrikanern an Zerstörungswut zivilisatorischer Errungenschaften in nichts nach.
Einem noch vor wenigen Jahren funktionierenden Deutschland werden mit aller Wucht die zivilisatorischen Grundpfeiler weggeschlagen. Hier wie dort wird die Energieinfrastruktur vernichtet. Hier wie dort wird die Schicht der Leistungsträger aus dem Land getrieben. Hier wie dort werden die Leistungsträger gejagt, gemobbt und auch totgeschlagen.
Scholl-Latours Befürchtung wird wahrscheinlicher: Auch Europa wird zu Kalkutta werden.
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER
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