Wo sitzen denn die Rothschilds derzeit?

Ostfriese, Mittwoch, 20.04.2022, 19:38 (vor 1337 Tagen) @ Mephistopheles3017 Views

Hallo Mephistopheles

Hauptsitz: Rothschild & Co: 23 bis avenue de Messine, 75008 Paris, Frankreich

Quelle: https://www.rothschildandco.com/en/

In https://dieblauehand.de/wer-sind-die-rothschilds/ wird das Immobilienvermögen der Rothschilds aufgelistet. Viel interessanter sind aber die Legenden, die im Zusammenhang mit ihrem unglaublichen Vermögen bis in die heutige Zeit verbreitet werden. Der 2. Satz diese Aussagen

"So konnten sie, dank eines hochprofessionellen Kuriernetzes, Gewinn aus der Schlacht von Waterloo im Jahr 1815 ziehen. Früher als das britische Kabinett unterrichtet, nutzten sie die Information, um an der Londoner Börse erfolgreich zu spekulieren."

ist inhaltlich nicht haltbar. Niall Ferguson dazu:

"Laut einer sich hartnäckig haltenden Legende verdankt die Familie Rothschild die ersten Millionen ihres Vermögens Nathans erfolgreicher Spekulation über die Auswirkung des Ausgangs der Schlacht von Waterloo auf den Kurs der britischen Staatsanleihen. Nach manchen Versionen der Geschichte soll er sogar Augenzeuge der Schlacht gewesen sein und trotz Sturms den Kanal überquert haben, um vor der offiziellen Nachricht von Wellingtons Sieg in London einzutreffen und mit seinem Anleihekauf dem steilen Kursanstieg zuvorzukommen. Das soll ihm zwischen 20 und 135 Millionen Pfund eingebracht haben. Mit der Wirklichkeit hat das alles nichts zu tun. ... Wellingtons Sieg hat den Rothschilds kein Geld eingebracht, sondern sie im Gegenteil fast ruiniert. Sie haben ihr Vermögen nicht wegen, sondern trotz Waterloo gemacht."

Nathan Rothschild hatte von der britischen Krone wegen der Finanzierung ihrer jahrelangen Kriege gegen Napoleon den Auftrag, bei Provisionen von 2 bis 6 Prozent bekommen, europaweit – trotz Kontinentalsperre – Gold und Silber aufzukaufen. Die kontinentalen Koalitionspartner wollten nämlich wegen ihrer politischen, militärischen und wirtschaftlichen Dienste in Edelmetall bezahlt werden und nicht in Pfund. Wegen der zunehmenden britischen Verschuldung fielen die Kurse der typischen dreiprozentigen '100-Pfund-consols' von Februar 1792 bis zum Beginn der Schlacht bei Waterloo am 15. Juni 1815 von 96 auf 60 Pfund. Der Aufkauf von Edelmetall wurde noch verstärkt nach der Rückkehr Napoleons (Nathan Rothschild: eine 'unerfreuliche Nachricht') von Elba am 1. März 1815 – während des Wiener Kongresses vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 – in der Annahme, dass der kommende Krieg ein langer Konflikt werden würde – was sich beinahe als verhängnisvolle Fehleinschätzung erwies.

Die Schlacht von Waterloo (Wellington: "die knappste Sache, die man sich vorstellen kann.") endete für die Krone nach einem Tag mit dem Sieg. Was sollte jetzt mit den großen Bargeldbeständen in Edelmetallen geschehen? Die jetzt anstehende Demobilisierung führte zur Reduzierung der britischen Verschuldung und damit zur Erwartung von Nathan Rothschild des Anstieges der Renditen der 'consols'. Die Rothschilds setzten Gold und Silber zum Kauf von britischen Staatsanleihen ein. Ende 1817 verkauften sie sie mit einer Rendite von 40%. Damit war das finanzielle Fundament der Rothschild-Bank gelegt. Einfach genial und ausführlich nachzulesen bei Niall Ferguson in: 'Der Aufstieg des Geldes – Die Währung der Geschichte'

Niall Ferguson zieht in seinem Buch allen nachfolgenden Dämonisierungen und Verschwörungstheorien über den fantastischen Aufstieg der Rothschild Bank, der nur das Ergebnis geldökonomischer Gesetze war, den Boden unter den Füßen weg. Sie beschäftigte sich vorwiegend mit der Staatsfinanzierung und brachte damit auch neue Finanzinnovationen hervor. Heinrich Heine hatte das im März 1841 in Lutetia

http://www.heinrich-heine-denkmal.de/heine-texte/lutetia32.shtml

zu der anerkennenden Bemerkung veranlasst: "… wie klein der Mensch und wie groß Gott ist! Denn das Geld ist der Gott unserer Zeit, und Rothschild ist sein Prophet. …" (letzter Satz im 6. Absatz).

Napoleon konnte sich immer auswärts finanzieren ohne Binnen-Steuern zu erhöhen oder Anleihen aufzunehmen. Er finanzierte seine 'Armée d’Italie' - und seine 'Grande Armée' insgesamt - durch Raub und Ausbeutung der eroberten Gebiete und "sorgte […] dafür, dass Geld in die leeren Kassen der Regierung kam." – geraubte Edelmetalle gingen sofort in die Kriegsfinanzierung und die geraubten Kunstwerke sind heute noch in französischen Museen zu bewundern. Dagegen wurde der Krieg auf der Seite der Krone durch Anleihen finanziert – er war ein Anlageprodukt wie heute der 'War on Terror'. Die französische Ökonomie beruhte auf Raub, die britische auf Verschuldung. Bei Napoleons Abgang gab es eine Pro-Kopf-Verschuldung von 50 Fr. gegenüber einer von 1000 Fr. in England!! Was nebenbei wieder mal beweist, dass es niemals auf die Schulden, sondern auf die Verschuldungsmöglichkeiten ankommt – DEBITISMUS pur; bewiesen zuletzt durch Niall Ferguson in: The Cash Nexus, 2001.

Gruß – Ostfriese,

der gerne wissen möchte, wie die Debitisten des Forums zu Sergej Glasjews 'neuer Weltwirtschaftsordnung' stehen?


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