Danke, danke! Das ist sehr wichtig! "eghornhennen in Batterien zu halten, gilt mit Recht als Tierquälerei und Kulturschande. > Analoges Menschen zuzumuten, wird als völlig erlaubt angesehen"

Mephistopheles, Donnerstag, 28.01.2021, 17:36 (vor 1185 Tagen) @ Rain785 Views

Ihr Lieben,

ich erlaube mir, aus einem überaus lesenswerten Büchlein von Konrad Lorenz aus dem Jahr 1973 zu zitieren (ab S. 28):


Leghornhennen in Batterien zu halten, gilt mit Recht als Tierquälerei und Kulturschande.
Analoges Menschen zuzumuten, wird als völlig erlaubt angesehen, obwohl gerade der Mensch eine solche, im wahrsten Sinne des Wortes menschenunwürdige, Behandlung am allerwenigsten verträgt.

Die Selbstbewertung des normalen Menschen fordert mit vollem Recht die Behauptung seiner Individualität. Der Mensch ist nicht, wie eine Ameise oder eine Termite, von seiner Phylogenese so konstruiert, daß er es erträgt, ein anonymes und durchaus austauschbares Element unter Millionen völlig gleichartiger zu sein.

Einer, der seine Individualität behauptete, ging heute durch die Medien. https://www.tagesschau.de/inland/luebcke-prozess-urteil-101.html Das Shlagwort fürt die Behauptung der Individalität lautet jetzt "sich selbst radikalisieren"

Außerdem kamen 3 weitere erschwerende Tatmerkmale hinzu
- nicht weiblich
- kein Migrationshintergrund
- nicht vorbestraft

Völlig verständlich, dass das Oberlandesgericht in einem solchen Fall nur auf besondere Schwere der Schuld erkennen konnte. Unter Umständen hätte das Oberlandesgericht davon abgesehen, wenn wenigstens einer der 3 Punkte zugunsten des Angeköagten hätte gewertet werden können. Das war aber nicht der Fall.

Man betrachte einmal offenen Auges eine Siedlung von Schrebergärtnern und beobachte, welche Auswirkungen der Drang des Menschen nach Ausdruck seiner Individualität dort hervorbringt.

Dem Bewohner der Nutzmenschenbatterie steht nur ein Weg zur Aufrechterhaltung seiner Selbstachtung offen: er besteht darin, die Existenz der vielen gleichartigen Leidensgenossen aus dem Bewußtsein zu verdrängen und sich vom Nächsten fest abzukapseln.

Bei sehr vielen Massenwohnungen sind zwischen die Balkone der Einzelwohnungen Trennwände eingeschoben, die den Nachbarn unsichtbar machen. Man kann und will nicht "über den Zaun" mit ihm in den sozialen Kontakt treten, denn man fürchtet allzusehr, das eigene verzweifelte Bild in ihm zu erblicken."


"Schönhiet der Natur und Schönheit der menschengeschaffenen kulturellen Umgebung sind offensichtlich beide nötig, um den Menschen geistig und seelisch gesund zu halten.
Die totale Seelenblindheit für alles Schöne, die heute allenthalben so rapide um sich greift, ist eine Geisteskrankheit, die schon deshalb ernst genommen werden muß, weil sie mit einer Unempfindlichkeit gegen das ethisch Verwerfliche einhergeht."[/i]

Beste Grüsse

Rain

Gruß Mephistopheles


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