Je weniger Offenmarkt-Geschäfte der ZB, desto stabiler das Schuldgeld - am besten gar keine (wie bis 2007)

BerndBorchert, Samstag, 23.01.2021, 19:10 (vor 1160 Tagen) @ Miesepeter2640 Views
bearbeitet von BerndBorchert, Samstag, 23.01.2021, 19:34

Alle Deine Einwände sind in den verlinkten Texten ausführlich behandelt, ich kann und möchte das jetzt nicht alles noch mal abschreiben, es setzt zum besseren Verständnis vermutlich auch Vorbeschäftigung voraus, mit Dingen wie die Funktionsweise des mehrstufigen Geldsystems, die verschiedenen Theorien der Gelddeckung (zb die hier viel zitierte Eigentumstheorie Heinsohns), die Entstehung von Geldsystemen, gesamtwirtschaftliche Saldenrechnung uvm. Alles im Archiv zu finden, die verlinkten Threads (über die verlinkten Beiträge hinaus) können einen Einstieg darstellen. Ich kann verstehen, dass es nicht attraktiv ist in alten Beiträgen stundenlang zu forschen, aber es ist eben auch nicht attraktiv, die bereits existierenden und dokumentierten Gedankengänge in aller Breite nochmals neu zu formulieren. Daher kann und will ich nicht mehr tun, als eine ganz grobe Zusammenfassung geben und einen Pointer zu breiteren Ausführungen anbieten, falls es jemanden interessiert.

Mit Verlaub, ich interessiere mich seit mehr als 10 Jahren intensiv für das Geldsystem. Ich lese und schreibe in diesem Forum, und nicht im Goldseitenforum oder Freiwirtschafts/finanzcrashforum, weil ich vom Schuldgeld überzeugt bin, in dem Sinne, dass ich es für stabil halte, siehe das engl. Pfund seit 300 Jahren. Allerdings ist es das nur, wenn die Regeln eingehalten werden, und z.B. Offenmarktgeschäfte der ZB weitestgehend vermieden werden. Darum geht es ja hier.

That's all there is to it.


Deine Argumentation würde ja auch noch gelten, wenn nicht nur 60%, sondern 100%, also alle eigenen Staatsanleihen von der ZB aufgekauft sind. Oder?


Genau so wurde bisher noch jedes Geldsystem gestartet. Ein Herrscher gibt 100% der Geldes heraus, so wurde auch die D-Mark gestartet. Währungsreform 1948, 100% der ZB-Assets waren Staatsschulden.

Sorry, es geht nicht darum, wieviel Prozent der ZB-Assets Staatsschulden sind, sondern darum, wieviel Prozent der Staatsschulden ZB-Assets sind.


Spätestens dann sollte aber eine Währungs-Katastrophe eingesetzt haben, oder? wahrscheinlich in Form einer enormen Inflation, oder?


Nein. Es kommt nicht so sehr darauf an, welche Form der Aktiva den Pasiva der ZB entgegenstehen, sondern vielmehr darauf, dass bzw wie knapp real umlaufendes Geld ist, und zwar im Verhältnis zu den anstehenden Zahlungsterminen aller Schulden und Verbindlichkeiten einer Wirtschaft. Nochmal anders gesagt: ob ZB-Geld nun emittiert wird, indem irgendetwas (hier Staatsanleihen) angekauft wird, oder durch Pensionsgeschäfte, ist zweitrangig (ersteres wirft sicher mehr Fragen nach Möglichkeiten der Sterilisierung/Gegensteuerung im Falle einer Inflation auf, das ist aber eine nachgeordnete Frage)

Entscheidendere Grössen sind die Gesamtkreditentwicklung über alle Stufen des Geldsystems und der wirtschaftliche Output und Absatz, der produziert wird, um einerseits die Kredite bedienen zu können und andererseits den Gegenwert für Geld ("Geldwert") darzustellen. Wer glaubt, anhand simpler Bilanzanalyse einer Zentralbankbilanz könnte er den zukünftigen Geldwert bestimmen, befindet sich auf einem Irrweg. So einfach ist es nicht, da spielen sehr viele weitere Faktoren mit ein.

Richtig ist aber sicherlich, dass im Gesamtbild des Geldsystems "Regulierungsgeld" nicht eine bestimmte Relation zu "Schuldgeld" überschreiten darf, da dann der Leistungszwang in einer Wirtschaft entfällt und somit das Angebot nicht mehr zustandekommt. Dann wird natürlich auch das Geld wertlos sein, da es nichts mehr kaufen kann.

Das widerspricht aber eklatant Deinem "Nein." oben.

Bist Du jetzt doch der Meinung, dass die EZB es mit den Ankäufen übertreibt, in dem Sinne, dass sie einen Wertverfall des Euros riskiert?

Bernd Borchert


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