Machbarkeit Energiewende/E-Autos

Athen, Montag, 23.11.2020, 16:22 (vor 1860 Tagen) @ Sylvia4273 Views

Hallo Sylvia,

derzeit stelle ich mir auch Fragen rund um die Energiewende, daher freut es mich, dass du den Thread aufgemacht hast. Unabhängig von ideologischen Vorstellungen geht es ja erstmal um das Verständnis.

Fakten:
- Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 607 Terawattstunden Strom erzeugt. 42 Prozent davon durch erneuerbaren Energiequellen (1)
- Jahresfahrleistung aller Kraftfahrzeuge: 738,8 Mrd. km (2)
- Durchschnittlicher Stromverbrauch eines Elektroautos: 16 - 28 kWh/100 km (3)

Da ja nicht zu erwarten ist, dass die gesamte Flotte innerhalb kürzester Zeit ausgetauscht ist, dürfen wir wohl noch deutliche Verbesserungen beim Verbrauch und jedenfalls bei der Speichergröße im E-Auto erwarten. Gleichzeitig wird nachhaltig alles dafür getan, den Individualverkehr madig zu machen. Parkplatzstreichungen; Schließen von Straßenspuren; Fahrradwege auf Hauptverkehrsstraßen; längere Ampelschaltungen usw. Frankfurt als eine der am stärksten vom Verkehr belasteten Städte zeigt, wohin die Reise gehen soll. München soll ja bereits dauerhaften Verkehrsinfarkt haben. Mit anderen Worten: Die Anzahl der Fahrzeuge soll/wird abnehmen und in Kombination mit Vorschlägen wie einem Rechtsanspruch auf Home-Office sollen auch die zurückgelegten Km zurückgehen.

Das bedeutet, dass wir rein für die E-Mobilität noch einmal die selben Kapazitäten bereitstellen müssten die wir aktuell durch die erneuerbaren Energiequellen erzeugen: 242 Mrd. kWh (42% von 607 Mrd. kWh).

Wobei auch diese Rechnung einen Haken hat, denn Energie wird ja gelegentlich auch dann erzeugt, wenn gerade nicht so viel von ihr gebraucht wird (mittags, Solarenergie).

Das sind die spannenden Fragen. Ohne Speichermöglichkeit müssten wir bald an einen Punkt kommen, bei dem der Ausbau der Erneuerbaren Energien extrem teuer wird, weil die besten Stellflächen nach marktwirtschaftlicher Logik langsam knapp werden müssten; weil für die Dunkelflauten, den Winter, der Strombedarf mit Back-Up-Kraftwerken aus Gas gedeckt werden müssen, für die Personal und Infrastruktur bereitstehen muss. Alte Erneuerbare-Energien-Anlagen können möglicherweise demnächst erneuert und deutlich verbessert werden. Die Entwicklung bei PV-Anlagen in 20 Jahren war enorm, bei Preis und Leistung.

Bei einer positiven Entwicklung der Speicherkapazität müssten die E-Autos einen gar nicht so kleinen Beitrag als Speicher leisten können. Je mehr Erneuerbare wir allerdings ausbauen, desto größer wird die Lücke im Winter, die überbrückt werden muss. Derzeit fehlt es an einer bezahlbaren Speichermöglichkeit. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum irgendwer aktuell ausbauen will.

Schlussfolgerungen:
- um die CO2-Ziele nicht zu reißen müsste der Strombedarf für die E-Mobilität rein aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt werden

Da kommen wir zu dem Punkt, den ich nicht verstehe. Mal abgesehen davon, dass die deutsche Autoindustrie preislich gegen die chinesische nicht bestehen kann und ich nicht verstehe, wie auf der Grundlage Subventionen fließen. Jedenfalls verursacht die Batterieproduktion laut den Studien, die Sinn immer zitiert, heute so viel CO2-Ausstoß, dass wir den Ausstoß eines modernen Verbrenners über mehrere Jahre auf den Zeitpunkt der Batterieherstellung vorziehen. Dass die EU-Regeln CO2-Fahrzeuge als CO2-neutral bezeichnen ist dabei ja nur ein schlechter Witz; kann wohl nur Industriepolitik zulasten Deutschlands und zugunsten Frankreichs sein. Wenn natürlich absehbar kein Öl/Diesel mehr zur Verfügung stünde, würde sich die Situation anders darstellen. Dann wären die Anstrengungen zugunsten Energiewende und Mobilität möglicherweise positiv gewesen, trotz ihrer enormen Kosten.
Die Reduzierung der Umweltpolitik auf einen Wert, nämlich den CO2-Wert, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

Beste Grüße Athen


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