Der Mensch kann viel aushalten und an Krisen wachsen

Amos, Mittwoch, 28.10.2020, 13:15 (vor 1269 Tagen) @ NST1619 Views

Hallo NST,

meinen Alias kann man vorwärts und rückwärts lesen :-)

Was ich damit sagen will ist, dass in den letzten 200 Jahren in konstanten Euros gerechnet die Ressourcenpreise ständig runtergegangen sind. An deutschen Stammtischen denkt man immer, dass es jedes Jahr teurer wird. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Es wird immer billiger. Weil das Pumpen, Bohren, Schürfen, Explorieren,Transportieren und Raffinieren immer billiger und effizienter wird. Die Vorstellung, dass uns die Mineralien ausgehen – ich sage jetzt: leider– ist völlig verkehrt. Der Erdmantel ist erstaunlich ergiebig. Selbst Erdöl und Gas findet sich da noch eine ganze Menge. Seltene Erden, Gold, was immer man will, ist massenweise da. Aber wie Ugo Bardi in einem eindringlichen Bericht geschildert hat, wird die Zerstörung der Natur pro gewonnenem Kilo immer schlimmer.
Wäre es also nicht besser die Menschheit mit köstlichem Soma zu befriedigen, als den Karren weiter mit Vollgas an die Wand zu fahren?

Die Veränderungen des Erdsystems, die wir gegenwärtig erleben und mit dem Begriff Anthropozän zu beschreiben versuchen, sind zwar durch menschliches Handeln ausgelöst, aber so komplex, dass wir sie nur sehr unvollständig analysieren und noch viel unvollständiger prognostizieren können. Wir können sie in wesentlichen Bereichen nicht steuern, sondern nur reagieren und dabei Prioritäten setzen.
Ich finde den Begriff der Resilienz dabei sehr hilfreich. Ethik auf Sicht birgt das Missverständnis, dass wir quasi nur noch für den nächsten Tag planen. Wir müssen aber gleichzeitig längere Zeithorizonte entwickeln und mit ihnen umzugehen lernen. Der Begriff der Resilienz, also die Robustheit im Wandel, ist weniger utopisch aufgeladen als Nachhaltigkeit. Er zeigt, wie wir mit Krisensituationen umgehen können.
Der Begriff findet auch in der Psychologie Anwendung. Ein ermutigendes Ergebnis: Die psychologische Arbeit mit Kindern, die unter extrem schwierigen Situationen gelebt haben, zeigt, dass sich ungefähr ein Drittel von ihnen relativ resilient verhält. Der Mensch kann viel aushalten und an Krisen wachsen.

Viele Grüße
amos


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung