Das geniale an einem Pferd...

Mephistopheles, Dienstag, 28.01.2020, 15:40 (vor 1550 Tagen) @ Oblomow3304 Views

Robert Musil äußerte am Ende einer vernichtenden Kritik, andere hätten
nur deshalb nicht so viele Fehler gemacht, weil sie nicht die beide Ufer
berührende Spannweite besäßen, um so viele (Fehler) darauf
unterzubringen. Er schrieb: „Es gibt zitronengelbe Falter, es gibt
zitronengelbe Chinesen. In gewisser Weise kann man also sagen, der Falter
ist der geflügelte mitteleuropäische Zwergchinese. Falter und Chinese
sind bekannt als Sinnbilder der Wollust. Zum ersten Mal wird hier der
Gedanke an die noch nie beachtete Übereinstimmung des großen Alters der
lepidopteren Fauna und der chinesischen Kultur gefasst. Dass der Falter
Flügel hat und der Chinese keine, ist nur ein Oberflächenphänomen!“

...besteht darin, dass es, auch wenn es sich beim zählen immer verrechnet und von höherer Mathematik keine Ahnung hat, trotzdem trittsicher sein Ziel findet.

Galileo, Kepler, Newton haben ihre Ergebnisse ständig gefälscht (war damals wegen der Ungenauigkeit der Messinstrumente auch gar nicht anders möglich), ihre Messergebnisse waren falsch und mussten zurechtgebogen werden, Kepler und Newton waren von einer abstrusen Horoskopgläubigkeit, ihre Theorien waren aber trotzdem richtig.
Gerne kann man die Analogien Spenglers als schräg bezeichnen. Ich vermissse aber eine schlüssige Widerlegung der Thesen Oswald Spenglers. Das würde ich als Minimalkriterium einer vernichtenden Kritik zumindest voraussetzen.

Ich vermute, Robert Musil hatte andere Gründe als @Tempranillo, Spengler
nicht so toll zu finden. Andererseits hat Michel Houllebecq den
Spenglerpreis 2018 bekommen und nicht abgelehnt. Alles zu finden bei
Wikipedia. Alles einzudampfen auf banales Stirb und Werde, ist eigentlich
auch ein possierlicher Gedanke usw.

Ach ja? Eine Pflanze von ihrem Entstehen aus einem unscheinbaren mikroskopisch kleinen Samen, über ihren ersten Durchbruch auf die Erde, ihr Wachstum, ihre Verzweigung, ihre Verholzung, ihr Werden zu einem alles überschattenden Baum, ihre Krankheiten und ihre Abwehr gegen Schädlinge, ihr allmähliches Mürbewerden, die Schmarotzer, die sich auf ihr niederlassen und gegen die sie sich, anders als noch als junger Baum, nicht mehr zur Wehr setzen kann, die Aushöhlung, bis sie plötzlich bei einem beliebigen Sturm, der gar nicht besonders stark zu sein braucht und dem sie in iher Jugend problemlos widerstanden hätte, zu beschreiben, ist nichts anderes als banales stirb und werde?

Herzlich, auch ein trüber Gast
Oblomow

Gruß Mephistopheles


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