Meine Sicht auf Ihre Frage

Diogenes Lampe, Samstag, 19.05.2018, 12:29 (vor 2161 Tagen) @ Diego24023 Views

Hallo Diogenes,

eine Rückfrage zu diesen und den vorherigen Artikeln hätte ich noch.

Die (Sanktions-)Politik Trumps ist in sich schlüssig, wenn man von
Amerika first ausgeht. Sie schadet in erster Linie den Exporteuren EU (D)
und China und nutzt der nationalen amerikanischen (und auch russischen)
Wirtschaft, die jetzt vor Importen geschützt und aufgebaut werden soll.
Dadurch wird aber irgendwann die EU (D) von den USA in Richtung Russland
getrieben.

Wieso sollte der Vatikan das ebenfalls wollen ? Wenn das westliche
(vatikanische) Imperium Russland und China nicht unterwerfen kann und
retten will, was zu retten ist, warum treibt es dann auch noch Westeuropa
(EU/D) in die Hände Russlands - in die Richtung der orthodoxen Kirche, dem
Todfeind Roms ?

Betreibt Trump also wirklich jesuitische - vatikanische Politik oder hat
er vllt. doch eine andere rein amerikanische Agenda (unabhängig von Rom)?

mit besten Dank
diego

Hallo Diego2

Dem Vatikan bleibt gar nicht anderes übrig. Man darf nicht mehr wie bisher in starren Blöcken denken. Die Jesuiten haben längst erkannt, dass das Transatlantische Imperium gescheitert ist. Und zwar auf allen Ebenen. Wenn wir also heute USA denken, dann sind die Vereinigten Staaten mit der Wahl Trumps nicht mehr das militärische Zentrum, der militärische Arm des Transatlantischen Imperiums (genauso wenig London das imperiale Finanzzentrum), sondern tatsächlich nur noch das alte Staatenbündnis USA. Und selbst das ist angesichts der Finanz -und Wirtschaftskrise ziemlich fragil geworden und könnte durchaus noch auseinanderfallen.

Also hat der Vatikan nur noch zwei Optionen: Die neue Weltordnung, bestehend aus drei Weltgroßmächten (USA, Russland, China) mitzutragen oder zu versuchen, mit der EU eine 4. Großmacht zu etablieren, sich damit gegen diese Drei- Mächte-Ordnung zu stellen und das Risiko auf sich zu nehmen, unterzugehen. Denn die EU ist nicht mehr zu retten. Russland und China sind bereits viel zu stark in ihre Wirtschafts -und Finanzkreisläufe involviert. Hinzu kommt, dass auch die EU bei den Völkern spätestens seit der forcierten Flüchtlingskrise seine politische Legitimation verloren hat.Von ihrer Verteidigungsfähigkeit will ich gar nicht reden.

China könnte die EU morgen zusammenbrechen lassen, ebenso gut wie die USA, indem es seine letzten Dollar -und Euroreserven einfach auf den Markt werfen würde. Doch an einem solchen Chaos, wie es die Chinesen schon jetzt anrichten könnten, ist der Vatikan kaum interessiert. Denn das wäre dann ja nicht sein Chaos das in seine eigene Ordnung führt. Er hätte es also nicht unter Kontrolle. Dann bestünde die Gefahr, dass er selbst durch den Zorn der Völker untergehen würde. Aber wenigstens kann er versuchen, mit der Eroberung GB durch die Trump-USA noch einen westeuropäischen Vasallen zu behalten, wenn die übrige EU in das eurasische Projekt der Russen und Chinesen einverleibt ist.

Den Erhalt der bisherigen EU versuchen die Beharrungskräfte der Malteserfraktion aber auch die innerhalb der Jesuitenfraktion tatsächlich, aber die höheren Jesuiten um Franziskus, die Reformkräfte, wissen natürlich, dass die EU sich nicht mehr als eigenständiger Machtblock wird international durchsetzen können. Schon der jetzige Versuch, angesichts des Zusammenbruchs der NATO eine eigene EU-Armee aufzustellen, muss kläglich scheitern. Also rudert auch der Vatikan nun zurück und versucht, aus der EU wieder ein multilaterales System zu machen, also den Nationalstaaten mehr Rechnung zu tragen, doch innerhalb derselben durch Sezessionsintrigen Keile in die stärksten EU-Nationen zu treiben und so ihre „neue“ USA unter Trump zu stärken.

Können sich aber die Jesuiten in den USA mit Trump durchsetzen, bleibt dem Vatikan wenigstens die eine Großmacht als Grundlage seiner eigenen, um mit Russland und China überhaupt noch auf Augenhöhe verhandelt zu können. Wenn also Trump mit Russland und China verhandelt oder kooperiert, dann verhandelt und kooperiert immer auch der Jesuiten-Vatikan als Trumps oberster Dienstherr mit.

Man darf nicht vergessen, dass die USA ökonomisch wie militärisch dermaßen am Ende sind, dass es ihnen vermutlich nicht einmal gelingen wird, Lateinamerika weiter als seine Einflußsphäre zu halten. Man sieht das jetzt gerade an Venezuela, das stark von Russland, China und jetzt sogar von der Türkei unterstützt wird. Gleichzeitig gibt es eine große Rebellion innerhalb der Katholischen Kirche Chiles wegen der Kinderschänderskandale, die sich noch ausweiten werden. Sämtliche Bischöfe des Landes haben dem Papst ja gestern im Vatikan ihren Rücktritt angeboten. Ein bisher einmaliger Vorgang in der langen Geschichte des Vatikan.

Wegen des lateinamerikanischen Umbruchs will Trump ja unbedingt auch die hohe Mauer zwischen Mexiko und den USA; denn die USA könnten sonst angesichts des Verfallzustandes der lateinamerikanischen Staaten ähnlich wie die EU einfach von Migraten überrannt werden. Und dann ist nichts mehr mit "great again" für die USA.

Der Vatikan hat natürlich unabhängig von seiner bankrotten EU und USA noch eine weitere Machtoption: Die globale Gemeinde der Katholiken, die weit in den eurasischen Einflußbereich hinein wirkt und das Seidenstraßenprojekt empfindlich torpedieren könnte. Deshalb versuchen Russland und China hier mit dem Vatikan zu verhandeln, um weitere religiöse Unruhen zu vermeiden. Damit machen die beiden Kontinentalgroßmächte aber auch deutlich, dass für sie der Vatikan in Zukunft nur noch das sein wird, was er ohnehin seit Jahrhunderten vorgibt zu sein: Eine religiöse Institution. Sollte diese sich aber weiter gegen Russlands und Chinas Macht stellen, dann wird sie angesichts des wahren Ausmaßes des Kinderschänderskandals durch den Zorn ihrer eigenen Gläubigen in ihrem eigenen Blut ertrinken.

Das also wäre meine Sicht der Dinge.


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