Anklagepunkte des Filmchens

Talleyrand ⌂, Samstag, 29.02.2020, 21:56 (vor 1519 Tagen) @ day-trader1144 Views

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Aufgeführte Thesen:

Anklagepunkt 1:
Black Rock treibt die Börsenkurse nach oben (zusammen mit der US-Notenbank), setzt damit die Marktwirtschaft außer kraft, die aus Boom- und Rezessionsphasen besteht. Es kommt zur Blasenbildung. Diese Blasen müssen irgendwann platzen, je später, umso gewaltiger wird der Knall.

Das Argument kommt vom Hedgefondsmanager Icahn. Die Kritik ist richtig, aber falsch adressiert. Er kritisiert die Notenbanken und Politik, mit dem billigen Geld für ständig steigende Kurse zu sorgen, so daß die günstigen ETFs (von BR und anderen) weitaus attraktiver sind als aktiv gemanagte Hedgefonds, die teurer sind und in diesem Markt schlechter abschneiden als ETFs. Icahn kritisiert also, daß die Marktgesetze seit 12 Jahren außer kraft gesetzt sind und dadurch sein Geschäftsmodell Hedgefonds gegenüber den ETFs benachteiligt ist. Ohne das Eingreifen der Notenbanken gäbe es starke Rezessionen, in denen Hedgefonds besser als ETFs abschneiden würden.
Damit hat Icahn recht, nur kann BR dafür nichts. Das ist die Entscheidung der Notenbanken und der großen Politik.

Icahn gesteht damit aber auch indirekt ein, daß die Preise für Kapitalverwaltung stark gefallen sind, und daß er und die aktiven Fondsmanager nicht mit den günstigen Preisen der ETFs von BR u.a. mithalten können.

Was sind die Fakten? BR und die anderen ETF-Anbieter haben in den letzten 15 Jahren enormen Preisdruck auf die Finanzbranche ausgeübt. Ich kann mich gut an Zeiten erinnern, wo die Fondsverwalter Ausgabeaufschläge von 5 % und jährlich Vergütungen von 2 % des Fondsvermögens verlangten. Und noch eine Performance-Zulage. Halsabschneider. Deutsche Vermögensverwalter waren besonders gut darin. Übrigens auch deutsche Banken, mit den höchsten Kaufgebühren für Aktien oder Fonds. Dazu noch die legendären Zertifikate. Auch so eine deutsche Erfindung. Verfallen bei Bankenpleite. Anders als das Sondervermögen der Aktien, Aktienfonds und ETFs. Der ETF Markt hat diese Fondsverwalter vom Markt verdrängt.
Auch da sind es also die ausländischen Kapitalsammelstellen wie BR und Broker wie Interactive Brokers, die dem Anleger helfen, Geld zu sparen.
Soll ich mich darüber beklagen, daß für mich als Anleger die Kaufgebühren für ETFs und Aktien massiv gefallen sind? Nein, BR (Ishares) und die anderen großen Anbieter von ETFs wie die deutsche Bank (x-trackers) oder Lyxor haben dafür gesorgt, daß die unverschämten Preise für Geldanlage der Vergangenheit angehören. Der Markt funktioniert.

Anklagepunkt 2:
BR gefährdet die Stabilität der Finanzmärkte. BR hat am meisten Geld eingesammelt, ist deshalb gefährlich und hebelt den Wettbewerb aus. Die ETFs von Blackrock haben so großen Einfluß auf Kurse, daß eine Unternehmensentscheidung von Blackrock, sich aus einem Markt zurückzuziehen, alle anderen fallen läßt, also einen Börsencrash auslöst.

Ich halte das für eine Irreführung. BR entscheidet im Falle der ETFs nicht über Kauf und Verkauf. Das entscheiden die Kunden. Wenn ich heute meinen ETF von ishares verkaufe, ist das meine Entscheidung, nicht die von BR. BR reagiert auf meine Entscheidung, indem sie entsprechend Aktien verkaufen. (BR führt natürlich auch aktive Vermögensverwaltungen, wie viele andere Institute auch. Aber dann reden wir nicht mehr über die Summen, die BR mit ETFs verwaltet und die BR angeblich so gefährlich machen.


Anklagepunkt 3:
Aushebelung des Wettbewerbs. Klang ja oben unter 2 bereits an. Jetzt aber unter "Common ownership."
Gemeint ist: BR ist gleichzeitig in den großen Playern eines Sektors investiert und beeinflußt beide. Im Kern wieder das Argument, daß BR zu groß ist und alles manipuliert.

Fondsgesellschaften wie BR sind nicht Eigentümer, sie verwalten lediglich die Anlagen. Eigentümer sind die Käufer der Fonds, vom norwegischen Staatsfonds, dem kalifornischen Rentenfonds bis zum Kleinanleger wie mir.

Anklagepunkt 4:
Das automatische Analysesystem Aladdin (Künstliche Intelligenz) von BR ist zu mächtig.

Hmm. Kann ich auf Anhieb schlecht beurteilen. Wenn mir einer sagt, die Datenkraken Google und Facebook sind zu mächtig, stimme ich sofort zu. Aber warum soll ein Analyseinstrument für Finanzmärkte mich oder die Gesellschaft bedrohen?
Ich rieche hier schon wieder den strengen Geruch aus der linken Mief-Ecke.
Fakt ist, das automatisierte Risikomanagement mit KI ("Aladdin") führt zu niedrigeren Preisen für den Kunden.
Ansonsten spielt man hier mit der Bedrohung durch KI und die Macht der Konzerne, ohne konkret zu werden.

Anklagepunkt 5:
BR investiert in Rüstungskonzerne und Umweltschädlinge, wie Rheinmetall.

Jetzt rieche ich es ganz deutlich. Das kommt aus der rot-rot-grünen Ecke. Muß man keine weiteren Worte verlieren.

Anklagepunkt 6:
Zum Ende kam dann endlich das Thema Merz.
Nein, nicht Dada, ich meine Friedrich Merz.
Sein Vorschlag: Fonds der privaten Kapitalsammelstellen wie BR für die Rente steuerlich fördern.
Hat natürlich ein Geschmäckle weil damit die Geschäfte von BR besser laufen, und Merz saß im Aufsichtsrat von BR.
Aber: inhaltlich würde ich es begrüßen, wenn meine Anlagen in ETFs und v.a. die Erlöse nicht besteuert würden. Das wäre sehr viel besser als die mißglückte Riester-Rente, die nur die Versicherungen gemästet hat (und wahrscheinlich ist die Riester-Rente auf die Lobby-Arbeit ebendieser Versicherungen zurückzuführen.)

Der eigentlich Skandal ist für mich nicht Black Rock, und nicht einmal die Tätigkeit von Merz für Black Rock (im Aufsichtsrat, also nicht operativ), sondern die Rentenhöhe in D von 48% vom letzten Netto-Einkommen. Wenn man das mit den anderen Staaten Europas vergleicht, kommen einem die Tränen...

Was ich erwartet hatte, irgendwas handfestes zur Situation in Deutschland, der Ausverkauf der Dax-Werte an Ausländer seit "Zerschlagung der Deutschland-AG" - Fehlanzeige.
Und das hat mich nicht überrascht. Denn die "Zerschlagung der Deutschland-AG" geht ja nicht auf Black Rock zurück, sondern war eine Idee der SPD und der Grünen. Vielleicht war es sogar der Preis, den Schröder für die Nicht-Teilnahme am Irak-Krieg gezahlt hat. Auf jeden Fall führt diese Spur in die große Politik.
Black Rock ist ein Anbieter von ETFs. Mittels Black Rock kann jeder mit den günstigsten Gebühren sich in den DAX oder jeden anderen Index oder Segment einkaufen. Daß Black Rock mittlerweile 5 % der der DAX-Aktien verwaltet (und nicht besitzt, denn die ETFs sind Eigentum der Anleger, nicht von Black Rock), was solls. Hätte ich meinen DAX-ETF nicht bei ishares gekauft, dann eben bei x-trackers (deutsche Bank) oder Lyxor.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/518085/umfrage/groesste-blackrock-beteil...

Gruß Talleyrand

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https://talleyrandssudelbuch.art.blog


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