Ein sehr schöner Beitrag von Dir, Respekt
Das waren spannende Zeiten.
Mit Vorgeschichte.
Bin in der DDR wohl der einzige Offizier 1981 gewesen, der nach 1980 zum Leutnant ernannt wurde, ohne Mitgliedschaft in der SED.
1983 bin ich dann in die SED eingetreten, weil mir eröffnet wurde, wenn ich das nicht tue, bleibe ich bis zum Lebensende Leutnant.
Pünktlich 1985 zum Jahrestag der Republik wurde ich dann Oberleutnant.
2 Jahre habe ich die Lügen ausgehalten.
31. Oktober 1985 wurde ich dann zum Soldaten degradiert, wegen „Ablehnung der weiteren Erfüllung der Aufgaben als Offizier der NVA“ (Wurde sehr lange versucht, mir eine Dienstverfehlung anzuhängen).
Befehl Heinrich Hoffmann, damals Minister. Verlesen durch Oberst Spakowski (Der rennt jetzt mit überlangen Haaren in Sanitz rum und schimpft auf Führer, Volk und Vaterland).
Schlecht bezahlten Job bekommen im VEB Schiffselektronik Rostock. 1, Novenber 1985 Dritter Konstrukteur, Schiffsführungspulte, 650 DDR-Mark netto, also die Hälfte von dem, was ich vorher hatte, aber endlich die Zeit, das Geld auch auszugeben…
Ein paar Tage später fuhr ich mit meinem 601er Flüchtlingskoffer (Trabi) durch Rostock, es regnete, ich nahm einen „Tramper“ mit.
Der sagte mir seine Zieladresse, ich fuhr ihn aus Mitleid dort hin.
Dann gab er mir 10 DDR-Mark.
Da hat es bei mir „Klack“ gemacht.
Schwarztaxi, das war die Lösung!
Bis zur Wende (bin eben ein fleißiger Mensch) hatte ich einen 1500er Lada (Handelswert ca 30 000 DDR-Mark) und als Zweitwagen einen Wartburg 353 (Handelswert ca. 20 000 DDR-Mark).
Hatte meine eigene Schicht erfunden.
Denn da begriff ich:
Du kannst auf Arbeit nur maximal abruhen, damit Du nach Feierabend die Norm schaffst.
Dauerte eine Weile, bis ich mich „eingearbeitet“ hatte.
Jeden Tag war ich pünktlich gegen 18:00 Uhr zur „Mumie“.
Das war der Omi-Express.
Aus dem Westen der Kölner Zug, der in Rostock ankam. Wenn Du auf den Bahnsteig gegangen bist, hast Du immer mal eine Omi erwischt, die Du für 100 DM nach z.B. Greifswald fahren durftest, und die 100 DM konntest Du am Bahnhof hinterher mühelos in 800 DDR-Mark tauschen.
Freitag und Samstag Nacht waren dann Stadtfahrten, eher Kurzstrecken, wegens Sex dran.
Weil, mindestens ein Mal pro Woche hat Dich eine Lady noch auf einen Kaffee eingeladen.
Mehr auf Nachfrage.
Noch ein Wort zu den Steuergründen.
Man will ja steuerehrlich sein
Mit Schwarztaxi kaum möglich..
Aber:
Gegen Ende der DDR kamen dann „Zusatztaxis“ auf.
Der Durchschittsbürger durfte (wenn er einer „geregelten“ Arbeit nach ging, 400 Stunden pro Jahr nebenbei Taxi fahren. (Ca 1 h pro Tag.))
Beim Zusatztaxi war es so:
3000 DDR-Mark waren steuerfrei, was darüber war, wurde mit 20 % besteuert.
Betriebskosten spielten keine Rolle.
Habe ich dann Anfang 88 auch gemacht, da war ich noch bei Schiffselektronik und bekam die Genehmigung durch den Betrieb.
Hatte die Autos (Wartburg und Lada) gebraucht erworben, sie neu aufgebaut und (sogar) Rechnungen für die Teile.
Nun, ich habe die realen Zahlen eingetragen und kam gegen Jahresende auf ca. 8 000 DDR-Mark.
Da begann meine Steuerunehrlichkeit.
Nö, nicht was Du denkst.
Ich habe Fahrten in mein Fahrtenbuch eingetragen, die ich nie gemacht habe.
Denn ab 10 000 DDR-Mark Umsatz wurdest Du als DDR-Bürger als Gewerbetreibender besteuert.
Hatte die legalen Rechnungen (6000 DDR-Mark für Ersatzteile) beigelegt.
Und damit kam ich unter den 0-Wert, der Besteuerung.
Konnte Benzin-Kosten usw. ...
Kann mich noch an das Gesicht der Steuerbeamtin erinnern, als sie sagte:
"O Gott, da bleibt ja kein Pfennig für uns übrig!"
LG
D-Marker (ungeimpft)