Re: Umbrüche, Revolten ereignen sich nicht mit präziser Datumsangabe. …

Ostfriese, Montag, 01.01.2024, 17:04 (vor 122 Tagen) @ Revoluzzer1613 Views

Hallo Revoluzzer

… Sie kommen, wenn sie reif sind.

Exakt.

Sie folgen dem debitistischen Code und dessen Sog-Kraft, wie wir am Beispiel der Bauernkriege in Thüringen und Südtirol, dessen Hauptstadt Brixen mit der Hofburg ich mit meiner Frau während einer touristischen Busreise kennenlernen dürften.

In der Hofratskanzlei, die aus der Wartestube und der Ratsstube besteht, die noch in ihrem ursprünglichen Aussehen mit Holztäfelung, Wappenbemalung und Kachelöfen vollständig erhalten ist und in der vor allem über die Abgaben an das geistige und weltliche Bistum beraten und entschieden wurde, stellt der dortige oberen Wappenfries die Wappen der einzelnen Hofratsmitglieder in der Zeit zwischen 1542 und 1793 dar - insgesamt 299 Wappen. In den ersten Jahrzehnten umgab sich der Bischof mit 9 Hofräten, deren Anzahl stetig stieg, wie das spätere Bild zeigt - ein schönes Beispiel für die Selbstverrentung in debitistischen Systemen.

[image]
In den Räumen der Hofratskanzlei https://www.bing.com/images/search?q=brixen+hofratskanzlei+und+hofratsmitglieder&go...

Die Ursache der Bauernkriege in Tirol wurden laut Museumsführerin auf einer vorangehenden Tagung nicht geklärt.

In https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-140559 Bauernkrieg im Vergleich: Tirol und Thüringen

werden die alles in allem richtigen Einzelereignissen der Bauernkriege in auf das Fraktale beschränkte Sichtweisen dargestellt.

Nur STEPHAN NICOLUSSI-KÖHLER (Innsbruck) legt mit seinen Betrachtungen über den Missbrauch des herrschenden Kreditwesens als Hintergrund der bäuerlichen Verschuldung und ihrer Verarmung die richtige Fährte auf den machtbasierten Debitismus, auf die ich die Museumsführerin im debitistisch zwangsläufigen Zusammenhang von Naturalien → Münze während des Rundganges zwischen Tür und Angel ihrerseits interessiert-bejahend hingewiesen hatte.

Die wegen des Vorher-Nachher-Problems wachsenden Verschuldungen des Bistums und des Adels führten aus debitistischen Gründen dazu, dass die Bauern, die bisher ihre selbst produzierbaren Waren als Abgabengüter (Steuern) entrichten konnten, jetzt gezwungen waren, die wieder ausgebbaren umlauffähigen kuranten Münzen, die von vielen Landesherren und Städten geprägt wurden, als STZM durch den Verkauf ihrer Waren auf den Märkten mühselig zu erwerben. Die Bauernkriege waren gemäß Paul C. Martin das Ergebnis.

Re: Geld wird nachgefragt, um es als Abgabe abführen zu können verfasst von dottore, 23.10.2002, 12:39

Die "Akzeptanz" von "Geld" ist also keine Akzeptanz ("allgemein akzeptiert" und das nach langer "Suche") des Geldes als Tauschmittel (wiewohl es "eingetauscht" wird), sondern als Abgabenmittel.

Auch in dem von Dir vorgetragenen Modell wird es für den Staat sehr schnell zu kostspielig und damit sinnlos Abgaben in einer beliebigen Anzahl von Naturalien einzufordern, für die er selbst keine unmittelbare Verwendung hat.

So sehe ich es auch. Daher bis noch in die Neuzeit hinein die Umstellung der Abgaben von Naturalien auf Metall. (Was, wo nicht beschaffbar, zu den bekannten Unruhen und Aufständen führt, siehe Bauernkriege).

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/search.php?search=Bauernkriege&ao=and&...

Gruß - Ostfriese

PS:

Die damalige Museumsführerin war vermutlich PD Dr.in Erika Kustatscher (* 1963 in Brixen). Sie ist eine italienische Archivarin und Historikerin aus Südtirol. 2014 erlangte sie in Innsbruck ihre Habilitation. Seit 2017 leitet sie das Diözesanarchiv Brixen im Auftrag der Kurie Bozen-Brixen; sie übernahm damit die Nachfolge von Eduard Scheiber. Ebenso gehört sie dem Verwaltungsrat der Südtiroler katholischen Kommission für kirchliche Kunst und Kulturgüter an.


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