Mut? Die AfD findet selbst im Osten bei geschätzten 30% noch nicht einmal Kandidaten für Kommunalwahlen.
Wir haben hier in M-V im nächsten Jahr Kommunalwahlen. Die AfD läuft sich derzeit die Hacken wund, neue Parteimitglieder zu finden oder Kandidaten für die AfD-Liste für die Kommunalwahl aufzustellen.
In den meisten Gemeinden gibt es kein einziges Parteimitglied. Der AfD fehlt jegliche kommunalpolitische Verankerung.
Spricht man Sympathisanten auf eine Kandidatur zur Kommunalwahl an, trifft man auf blankes Entsetzen.
- Wie soll ich das meiner Frau erklären? Ich kann doch meine Ehe nicht aufs Spiel setzen.
- Ich möchte doch keine Kratzer auf meinem Auto oder Farbbeutel an meinem Haus haben.
- Ich möchte auch noch weiterhin ungezwungen mit den Nachbarn sprechen können oder auf der Straße gegrüßt werden. Ich kann es mir nicht leisten, zum Paria zu werden.
- Was glaubst du, was mein Chef dazu sagt. Als AfD-Sympathisant stehe ich doch gleich auf der Abschussliste in meiner Firma. Ich möchte doch meinen gut bezahlten Job nicht verlieren.
- Ich habe mir in meinem Leben einiges erfolgreich aufgebaut. Ich kann das nicht alles aufs Spiel setzen und meine Ehe und Familie ruinieren.
- Ich bin selbstständig. Wenn meine Kunden das erfahren, verliere ich viele Aufträge.
- Ich bin Freiberufler und bekomme viele Aufträge über meine Webseite. Als Kommunalpolitiker stehe ich dann mit dem Hinweis zur AfD in der Presse und die Zeitungsartikel erscheinen dann in Google an erster Stelle, noch bevor meine Webseite kommt. Und dann sagen sich die meisten Interessenten, mit einem Rechten will ich nichts zu tun haben.
Viele Bürger mit Einfluss und einem guten Leumund in der Kommune sympathisieren mit der AfD, bekennen das aber nicht öffentlich, gehen noch nicht mal zu einem AfD-Stammtisch oder einer Wahlveranstaltung. Das wären echte Multiplikatoren für weitere Wählerstimmen.
Deshalb hat die AfD an vielen Stellen noch arge Qualitätsprobleme in ihrer Mitgliederschaft.
Selbst wenn alle Mitglieder für ein kommunales Mandat kandidieren, könnten viele potentielle Mandate nicht besetzt werden. Beim Kampf um einen Listenplatz für Landtags- oder Bundestagswahlen gibt es jedoch ein Hauen und Stechen. Denn hier winken neben den beschriebenen Nachteilen 5stellige Gehälter und eine fette Pension. Wohingegen der kommunale Abgeordnete nur die Nachteile erfährt und mit 30 EUR Sitzungsgeld abgespeist wird.
Dann gibt es noch das Argument, es lohne sich nicht, sich öffentlich zu engagieren, denn wenn die AfD in Machtpositionen kommt, wird sie genauso korrumpiert wie die Altparteien und es ändert sich letztendlich gar nichts. Und dann hat man seine bürgerliche Existenz für nichts und überhaupt gar nichts aufs Spiel gesetzt oder gar vernichtet.
Und der Großteil der ganzen Widerstandsbewegung, die sich in der Coronazeit formiert hat, hat mit diesem Staat und dem Parteiensystem ganz und gar abgeschlossen und geht den Weg der Fundamentalopposition, d.h. Ablehnung aller Wahlen und Suchen einer Nische, wo man sein Dasein fristet. Von hier ist gar kein Engagement zu erwarten. Die reden sich immer damit raus, dem "System keine Energie" zu geben und sei es mit der Abgabe seiner Stimme an der Wahlurne.
Wo soll bei alldem der Mut herkommen?
Gruß Plancius
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"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER