Die Deutschen sind glücklich, dass sie die Leistung schon erbracht haben, die Südländer sind glücklich, sich um die Gegenleistung rumzuwurschteln.

heller, Mittwoch, 01.02.2023, 10:17 (vor 442 Tagen) @ Otto Lidenbrock2001 Views

Debitismus heißt ja, dass ein Schuldner sich verpflichtet, in Zukunft zu leisten und dafür jetzt sofort einen Geldwert erhält.
Der Geldwert der Arbeitszeit (sowohl des Gläubigers als auch des Schuldners) ändert sich aber über die Jahre. Die Targetsalden sind glaube ich unverzinst - also um die Inflation bereinigt noch wesentlich höher als 1.200 Milliarden (hab die Zahl von vor einigen Monaten im Kopf).
Es war ja auch vorgesehen, das die Salden monatlich oder jährlich ausgeglichen werden und nicht über 20 Jahre aufgesattelt.

Die Deutschen sind glücklich, dass sie die Leistung schon erbracht haben, die Südländer sind glücklich, dass sie sich um die Gegenleistung rumwurschteln können (was bitte nicht heißen soll, dass sie weniger schuften oder leiden). Wenn nun das Versprechen der Kirche stimmte, dass auf hart gearbeitetes Leben die Belohnung im Paradies folgt und auf den Müßiggang (obigen Disclaimer beachten) die Hölle, dann wäre ja zumindest auf lange Frist alles okay. Aber soweit mir bekannt, beruht dieses Versprechen nicht auf Beweisen oder Erfahrungsberichten.
Auch in der buddhistischen Lehre von Ursache und Wirkung (Karma) gibt es keinen vergleichbaren Ausgleichsmechanismus. Dort ist vielmehr die heilsame Motivation jeder Handlung (auch bei der Arbeit) wichtig und bloßes Funktionieren eine Art von Dummheit. Dazu kommt, das Geschäftigkeit als Unterlassung gesehen wird, dieses wertvolle Menschendasein heilsamer zu nutzen. Sie ist also nicht neutral, sondern negativ - wenn auch nicht im selben Maße wie unheilsame Handlungen.

Ein Trost mag sein, dass es auch in irren Zeiten Möglichkeiten gibt, heilsam zu handeln und seine Resilienz zu stärken - wenn es nicht zu lebensbedrohlich zugeht (Bomben, Stromausfall, schwere Krankheit etc. ...).
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Was den rein materiellen Ausgleich von Schulden und Salden angeht:
Mir fehlt ein Wirtschaftsmodell, das die Guthaben und Schulden tatsächlich in menschliche Arbeitszeit umrechnet. Wieviel Arbeitszeit hat jemand in 40 Jahren für seine Rentenversicherung geleistet und wieviel Arbeitszeit kriegt er dann Jahrzehnte später ausbezahlt? Dito mit Gesundheit, Reisekosten, öffentliche Ordnung, ...
Ich hatte schon zu Beginn von Corona mal überschlagen, dass 500.000 € Kosten pro gerettetem Lebensjahr von keiner Population auf Dauer "geschafft" werden kann (zu Preisen von 2020 wohlgemerkt). Daher müssen die Themen, für die Geld verschwendet wird, wohl auch alle paar Jahre gewechselt werden, weil sonst ein substantieller Teil der Bevölkerung aufwacht.
Große Teile Afrikas haben gleich abgewunken und gesagt, sie können sich sowas wie Covid nicht leisten :-))


Aber ich schweife ab - und sollte mich jetzt wieder der stumpfen Arbeit zuwenden, mit heilsamer Motivation [[zwinker]]


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