Multikulturenstaat Schweiz

Der gestiefelte Kater, Dienstag, 29.11.2022, 10:43 (vor 511 Tagen)3112 Views

Bin gerade beruflich in der Schweiz. Auf die Frage, ob in diesem viersprachigen Land die Leute im Schnitt wenigstens zweisprachig sind, kommt vom älteren Gesprächspartner ein deutliches Nein. Man fährt im Jura ins nächste Dorf und plitzplotz ist alles durch und durch französischsprachig. Gerade Glück, wenn die Frau beim Bäcker noch ein gebrochenes Deutsch stammeln kann und umgekehrt, der Deutschschweizer ein paar Fetzen Französisch auf die Reihe bekommt. Richtung Tessin das Gleiche, einmal über'm Berg und schon ist man wie in einem anderen Land (abgesehen von den Markenlabels und der Nationalflagge).

Was das zeigt? Den gigantischen Egoismus des modernen Menschen, ohne Interesse nicht einmal für seine direkten Nachbarn.

Und derweil lernen die Kinder z.T. ab der 1. Klasse Französisch in den Schulen. Nach 9 Jahren können die nicht einmal französische Namen richtig aussprechen, das übliche Sprachniveau nach Schulabgang, allerdings in einem mehrsprachigen Land! Die könnten sich in den Zug setzen zum Schüleraustausch ohne Landes- und Ticketgrenzen überwinden zu müssen, aber der Tenor ist deutlich: Man hat kein Interesse.

So gesehen ist der multikulturelle Staat Schweiz menschlich gescheitert, denn Multikulti macht nur Sinn mit:
a) Bewahren der eigenen Kultur
b) Austausch mit anderen Kulturen und gegenseitigem Profitieren von der Vielfalt

Multikulti scheitert in erster Linie am Egoismus und erst in zweiter Linie daran, dass die Menschen ihre jeweilige Kultur freiwillig aufgeben. Man würde ja schon noch kulturell einzigartige Menschen finden, wenn man Interesse hätte, sie aufzusuchen, und sei es nur in der fremden Sprache.

Demgegenüber scheinen mir Osteuropäer übrigens im Schnitt sprachlich gebildeter und auch kulturell interessierter als der Durchschnittsschweizer und -deutsche. Kann das sein?


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