Raffinerie - wie arbeiten die überhaupt?

der_Chris 2, Montag, 23.05.2022, 10:29 (vor 704 Tagen) @ nereus2305 Views

Ich möchte das vorweg schicken:

Erdöl enthält eine Vielzahl verschiedenster aliphatischer, cyclischer und aromatischer Kohlenwasserstoffe, daneben sind aber auch Verbindungen mit Schwefel, Stickstoff, Sauerstoff und anderen Elementen im Molekül enthalten, außerdem anorganische Stoffe wie Wasser und Schwefel. Bisher konnte man schon über 500 verschiedene Verbindungen im Erdöl nachweisen.

Erdöle unterscheiden sich je nach Herkunft sehr stark, manche Rohöle sind dünnflüssig und gelb, andere zähflüssig und schwarz. Der Anteil an Aliphaten, Cycloaliphaten und Aromaten kann sehr verschieden sein.

Die Molekülgröße der Kohlenwasserstoffe und damit die Siedepunkte unterscheiden sich teilweise erheblich. So enthält libysches Rohöl viele Cycloaliphaten, mexikanisches viele Aromaten; Rohöl aus Pennsylvania enthält hohe Anteile niedrig siedender Kohlenwasserstoffe, venezolanisches dagegen fast nur hoch siedende. Rohöl aus der Nordsee ist schwefelarm, Öl aus Venezuela und Mexiko enthält viel Schwefel.

Ural-Öl (Urals) ist ein schweres Öl. Viel Hochsieder, wenig Leichtsieder (im Vgl. zu anderen Sorten)

Das gesamte Konzept einer Raffinerie ist auf die Rohölsorte ausgelegt. Höhe der Destillationskolonnen, Auslegung der Pumpen, Beheizung der Rohrleitungen, Durchmesser der Rohrleitungen, Weiterverarbeitung der "Reste" (Bitumen, u.a.).


Eine Raffinerie von "Schwer"-Öl auf "Leicht"-Öl umzurüsten bedarf somit einer Vielzahl verfahrenstechnischer Anpassungen.

- Wo kommen die Pumpen her (Frage zur Viskosität/Gestaltung der Flügelräder, Volumen, Drücke)?
- Wo kommen die Monteure für den Umbau her?
- Wo kommen die Rohrleitungen in Massfertigung her?
- Wie werden Destill.-Kolonnen angepasst, die müssen nämlich m.E. höher bauen, um den Leichtsieder zu trennen?
- Wer installiert die notwendige Steuerungstechnik?
- Müssen Rohrleitungsquerschnitte angepasst werden?
- Sind die Prüflabore entsprechend ausgestattet, um sowohl Rohstoff als auch Endprodukte auf Qualitätsvorgaben zu prüfen (Zusammensetzung)?
- Was ist mit der Entschwefelung?
- Welche Weiterverarbeitung von Zwischenprodukten ist wie geregelt (es fallen zusätzliche Produkte an/Fackeln, Lagerung, etc.)?
- usw...

Mal grob Laienhaft:
Eine Raffinerie vom Rohstoff umzurüsten ist vergleichbar mit dem Umbau eines Benzinmotor betriebenen Autos auf einen Dieselmotor. Man kann nicht einfach Diesel in den Tank einfüllen...

Der alte weiße Mann, der das kann, den müssen die jetzt finden und die notwendigen, technischen Komponenten und das Material.

Die Nummer geht rein technisch zum aktuellen Zeitpunkt mit Sicherheit schief.

Zurücklehnen und zugucken!


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