So eindeutig sind die Positionen nicht
Wie kann eine Lösung aussehen? Russland wird die Gebiete nur freigeben, wenn die Ukraine darauf verzichtet, der NATO beizutreten. Sonst wird man die Gebiete als Faustpfand behalten. Ein Verzicht der Ukraine kommt aber m.E. nicht in Frage. Dazu ist der ukrainische Präsident zu schwach. Die USA wird dann jede Unterstützung einstellen. Weiterhin wird die Ukraine auch nicht auf die Krim verzichten wollen. Die Krim wird Russland aber wegen der strategischen Bedeutung (Flotte) nicht wieder zurückgeben. Spätestens hier wird eine Einigung zwischen Russland und der Ukraine scheitern.
Die Ukraine kann die Gebiete also nur militärisch wieder zurückerlangen. Ich denke, das ist es auch, was die USA anstreben.
Eindeutig: die USA profitieren von einem Krieg, damit ist dann zwar nicht nur die Krim, sondern die ganze Ukraine wieder verloren, aber Europa für mindestens ein (wichtiges) Jahrzehnt von Russland abgeschnitten. Dazu hegt man sicherlich die Hoffnung, Russland mit der Besetzung der Ukraine langfristig auszulaugen.
Die Russen haben klar signalisiert, was bei einem Angriff auf die Separatistengebiete zu folgen droht. Vielleicht besetzen sie in einem ersten Schritt nur diese Gebiete, und machen nochmals Verhandlungsangebote. Es gibt keinen Grund, warum die USA diese dann nicht weiterhin sabotieren sollten, am Ende wird den Russen keine Wahl bleiben, als die Ukraine komplett zu besetzen. Anderfalls müssten sie ihrer weiteren Hochrüstung und Aufwiegelung zusehen - das wird nicht geschehen.
Die (west-)ukrainische Führung hat nun also die Option, gemeinsam mit den Europäern einen Weg zu finden, gegen die internen und externen Widerstände die Realitäten zu aktzeptieren und die geringfügig verkleinerte Ukraine in eine Finnland-Position zu manövrieren. Die Europäer sind bereit, dafür einiges an Geld springen zu lassen. Die andere Option ist, dem amerikanischen Druck nachzugeben. Dies ist eine Art Nerobefehl, aber die Amerikaner sind ebenfalls bereit, hierfür etwas Geld zu investieren, und vermutlich wird die ein oder andere persönliche Drohung auch nachhelfen.
Im Frühjahr 2014 haben die Amerikaner die Europäer in der Ukraine klar überrollt. Jetzt liegt eine Neuauflage des Konflikts an. Die Amerikaner werden wieder identisch agieren. So kann man dann ablesen, ob die Europäer in der Zwischenzeit irgendetwas verbessert haben, oder ob sie sich wieder ohne Gegenwehr abservieren lassen.
Kein (massgeblicher) Ukrainer hat Interesse an einem tatsächlichen Angriff auf die Separatistengebiete, denn sie werden die Ukraine inclusive aller ihre dortigen Positionen verlieren. Zelensky dürfte also nicht ganz so schwach sein wie angenommen, denn in diesem Boot sitzen sehr viele. Allerdings auch einige Saboteure, die fleissig dabei sind, Löcher hineinzubohren. Die sind alle bekannt. Die ukrainischen Eliten, Russland und Europa haben alle ein starkes gemeinsames Interesse daran, diese zu eliminieren, aber deren Hintertanen haben in der Ukraine, Europa und auch Russland ebenfalls grossen Einfluss.
Hier kulminiert jetzt Weltgeschichte im Brennpunkt der Ukraine, keine Seite kann sich ein Nachgeben leisten, aber (mindestens) eine Seite wird als Verlierer aus dem Konflikt herausgehen. Es ist m.E. eher unwahrscheinlich, dass dies Russland sein wird. Verbleiben also Europa (inkl. der Ukraine) oder die USA.
Gruss,
mp